Regionale Keramikhandelssysteme im römischen Bulgarien
Regional Pottery Supply Systems in Roman Bulgaria
Wissenschaftsdisziplinen
Andere Naturwissenschaften (35%); Geschichte, Archäologie (50%); Humangeographie, Regionale Geographie, Raumplanung (15%)
Keywords
-
Pottery Supply,
Moesia Inferior/Thracia,
Pottery Provenance,
Regional Economic Systems,
Archaeometry (Petrography/NAA),
Transport Routes
Das Projekt Regionale Keramikhandelssysteme im römischen Bulgarien, das vom FWF ESPRIT Programm finanziert wird, hat die Rekonstruktion der Funktionsweisen der wirtschaftlichen Netzwerke in einer spezifischen Region der römischen Provinz Moesia Inferior im heutigen Nordbulgarien im 2. und 3. Jahrhundert n. Chr. zum Ziel. Diese Region erstreckt sich vom Balkangebirge (Stara Planina) im Süden zur Donau im Norden und wird sowohl im Westen (Osam) als auch im Osten (Jantra) von Flusstälern begrenzt. In römischer Zeit befanden sich hier zwei wichtige Siedlungszentren: die Stadt Nicopolis ad Istrum an den Ausläufern der Stara Planina und der Legionsstandort Novae am Ufer der Donau. Zusätzlich umfasst die Region drei Zentren für die Produktion von keramischem Trink- und Essgeschirr sowie keramischen Vorratsgefäßen und Baumaterialien, und es ist die akzeptierte Forschungsmeinung, dass diese Produktionszentren die gesamte Region versorgten. Dementsprechend fokussiert das Projekt Versorgungssysteme, Handel und Transport als Ansatzpunkte zur Rekonstruktion der regionalen wirtschaftlichen Netzwerke. Die Keramikproduktion in der Region ist bisher nicht ganzheitlich erforscht worden. Deshalb bietet das Projekt vielversprechende Möglichkeiten zur detaillierteren Charakterisierung der produzierten Keramik und der regionalen Handelssysteme. Die Hauptfragen des Projektes sind daher die der Herkunft verschiedener Keramikfunde in Nicopolis ad Istrum und Novae und der existierenden Transportrouten von den Produktionszentren zu den Orten des Gebrauchs. Zur Bestimmung der Herkunft von Keramik gibt es verschiedene Methoden der Archäometrie, d.h. naturwissenschaftliche Methoden, die auf archäologische Daten angewendet werden. Das Projekt greift mit Petrographie und Neutronenaktivierungsanalyse zwei solcher Methoden heraus, die eine Gruppierung von Keramik bezüglich verschiedener Produktionen und Rohmaterialien erlauben. Zusätzlich wird eine räumliche Analyse römischer Straßenverläufe und historischer Daten zur Schiffbarkeit von Flüssen in der Region, die computergestützte undmathematischeModellierung beinhaltet, die Rekonstruktion der Transportrouten ermöglichen, die die Keramik von ihrem Produktionsort zum Gebrauchsort nahm. Diese beiden Hauptaspekte des Projektes Keramikherkunft und Transportrouten werden durch die archäologische Analyse ländlicher Fundstellen zwischen Nicopolis ad Istrum und Novae und entlang der Flusstäler im Westen und Osten der Region unterstützt. Schließlich werden die Forschungsergebnisse ebenfalls in die aktuelle Theoriedebatte zur römischen Wirtschaft eingebettet. Die Kombination aller vier Säulen des Projektes Keramikherkunft, Transportrouten, ländliches Besiedlungssystem und römische Wirtschaft liefern eine detaillierte Einsicht in die regionalen wirtschaftlichen Netzwerke zwischen der Stara Planina und der Donau in der römischen Provinz Moesia Inferior während der mittleren Kaiserzeit.
- Johannes H. Sterba, Technische Universität Wien , nationale:r Kooperationspartner:in
- Alice Waldner, Österreichische Akademie der Wissenschaften , Mentor:in
- Alice Waldner, Österreichische Akademie der Wissenschaften , nationale:r Kooperationspartner:in
- Pamela Fragnoli, Österreichische Akademie der Wissenschaften , nationale:r Kooperationspartner:in
- Petya Andreeva, Bulgarian Academy of Sciences - Bulgarien
- Marin Marinov, Museum of History Svishtov - Bulgarien
- Kalin Chakarov, Regional Historical Museum Veliko Tarnovo - Bulgarien
- Agnieszka Tomas, University of Warsaw - Polen