Mediierte Autonomie. Ideal und Realität ästhetischer Praxis
Mediated autonomy. Ideal and Reality of Aesthetic Practice
Wissenschaftsdisziplinen
Kunstwissenschaften (20%); Philosophie, Ethik, Religion (80%)
Keywords
-
Aesthetic Practice,
Aesthetic Agency,
Art And Design,
Mediation,
Ethics And Aesthetics,
Subjectivity
Die Frage, welche Relevanz Kunst, Design und anderen ästhetischen Phänomenen zukommt, ist ein fester Bestandteil philosophischer Diskurse. Dabei geht es auch darum, inwieweit diese Phänomene für ethische Ansprüche auf ein gelingendes Leben und Miteinander unverzichtbar sind. Das Forschungsprojekt erkundet diese Verknüpfung von ästhetischer und ethischer Fragestellung in drei Schritten: Erstens wird erforscht, inwieweit ästhetische Prozesse grundsätzlich normative Ansprüche formulieren. Die These lautet hier: Diese Prozesse werden durch menschliche Handlungen angetrieben und bewegen sich damit im Spannungsfeld von idealen Ansprüchen und tatsächlichen Umsetzungen. Konkret werden daher künstlerische und gestalterische Perspektiven auf ihre Ideale von und Ansprüche auf z.B. Kreativität, Authentizität und Intensität hin untersucht. Ein besonderer Fokus liegt auf der Frage, welcher Stellenwert produktiven und rezeptiven Akteur:innen der ästhetischen Prozesse dabei zuerkannt wird. Auf diese Weise wird ermittelt, inwieweit ästhetische Praktiken mit Ansprüchen auf Außergewöhnlichkeit , aber auch auf Vermittlung zwischen gewöhnlichen und außergewöhnlichen Aspekten einhergehen. Konkretisiert wird dieser Schritt durch eine Analyse ausgewählter Beispiele aus zeitgenössischen Grenzbereichen von Kunst und Design. Als Grenzbereiche dienen Digitalisierung und Virtualisierung sowie Aktivismus und Partizipation. Zweitens wird die Einbindung dieser Überlegungen in allgemeinere normative Zusammenhänge überprüft. Dies geschieht durch die Konfrontation von künstlerisch- gestalterischen und alltäglichen Perspektiven. So wird erkundet, wie die Ideale von Kunst- und Designwelten sich mit spätmodernen Lebenswirklichkeiten und deren eigenen ästhetischen Ansprüchen vertragen. Konkretisiert wird dieser zweite Schritt durch eine Analyse praktizierter Alltäglichkeit sowie deren ästhetischen Kapazitäten. Der Fokus liegt dabei auf ästhetischen Praktiken in der Freizeitgestaltung. Drittens wird die bisherige Verknüpfung ästhetischer und ethischer Ansprüche durch einen Bezug auf praktisches Subjektsein als Schnittpunkt dieser Ansprüche konkretisiert. Als Orientierung dient dabei ein Modell von Autonomie, das den Fokus nicht auf Kontrolle und Abgrenzung, sondern auf Bezogenheit und die Vermittlung zwischen Gewöhnlichkeit und Außergewöhnlichkeit, hier gefasst in der Spannung zwischen der Erfahrung, abhängiger Teil eines größeren Ganzen zu sein und dem Streben nach Individualität, legt. Dieses Konzept wird mit der Idee eines Zusammenspiels von innen und außen verbunden, um zu einer Vorstellung von Subjektsein zu gelangen, die der schöpferischen Vielfalt menschlichen Handelns angemessen ist. Mit diesen drei Schritten wird schließlich für die Position argumentiert, dass die ethische Relevanz ästhetischer Praktiken sich darin zeigt, dass sie ihre handelnden Subjekte jenseits einseitiger Ideale von Außergewöhnlichkeit mit ihren Kapazitäten und Grenzen in praktische Berührung bringen.
- Jochen Schuff - Deutschland
- Sebastian Lederle - Deutschland
- Pauline Von Bonsdorff - Finnland
- Judith Siegmund, Zurich University of the Arts - Schweiz