Akrasia und Willensschwäche: Phänomenologische Perspektive
Akrasia and Weakness of Will: A Phenomenological Approach
Wissenschaftsdisziplinen
Klinische Medizin (5%); Philosophie, Ethik, Religion (90%); Psychologie (5%)
Keywords
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Akrasia,
Weakness Of Will,
Phenomenology,
Philosophy Of Action,
Moral Psychology
Beim Versuch, unsere Handlungen oder die der anderen zu verstehen, setzen wir typischerweise eine in diesen wirksame implizite Hintergrundrationalität voraus. Wir gehen nämlich davon aus, dass Menschen, die in ihrem Entscheiden und Tun frei sind und ohne Zeitdruck zwischen verschiedenen Vorgehensweisen wählen können, sich für diejenige entscheiden, die sie für die vorteilhafteste bzw. beste halten. Diese schlichte und intuitive Annahme untermauert einen großen Teil unseres theoretischen und praktischen Verstehens menschlicher Handlungsweise. Dennoch geschieht es im Alltag häufig, dass wir freiwillig und absichtlich das tun, was für uns schlecht ist oder zumindest schlechter als die verfügbaren Alternativen. Zum Beispiel: Wir geben gute Vorsätze nur allzu leicht preis, prokrastinieren ohne Ende, ignorieren unseren gesunden Menschenverstand oder geraten in Suchtverhalten hinein, obwohl wir um die damit verbundenen Gefahren sehr wohl wissen. Aber wie ist es möglich,dass wir scheinbarwissentlich und willentlich selbstschädigend handeln, und können wir etwas dagegen tun? Solche und ähnliche Handlungen werden in der Philosophie akratische (unbeherrschte) bzw. willensschwache Handlungen genannt. Eine Reihe von Wissenschaften und wissenschaftlichen Disziplinen von der Philosophieund Moralpsychologiebis zur Rational-Choice-Theorie und Psychopathologie hat sich dieses Problems bereits angenommen und einige wichtige Aspekte solcher Handlungen erläutert. Dennoch ist die aktuelle Forschungslage weitgehend mit isoliert betrachteten akratischen und willensschwachen Handlungen befasst und verfehlt dadurch eine der essenziellen Facetten des Problems, nämlich den holistischen Kontext des Akteurs, der diese vollzieht. Das vorliegende Forschungsprojekt beabsichtigt, diese bedeutende Forschungslücke zu schließen, indem es eine systematische, beschreibende und erklärende Darstellung des akratischen bzw. willensschwachen Akteurs entwickelt. Die Durchführung dieses Vorhabens rekurriert auf die besonderen Methoden und begrifflichen Ressourcen der Phänomenologie . Die erhebliche philosophische Relevanz der phänomenologischen Tradition im Kontext dieses Themas ist bisher größtenteils übersehen worden. Das vorliegende Forschungsprojekt setzt einen produktiven Dialog zwischen der Phänomenologie und der aktuellen Forschung zum Thema Akrasia und Willensschwäche in Gang, indem es den Nachweis erbringt, dass die Phänomenologie, systematisch betrachtet, die besten Voraussetzungen dafür bietet, die erforderliche umfassendere Perspektive auf dieses Problem zur Geltung zu bringen.
- Universität Graz - 100%
- Sonja Rinofner-Kreidl, Universität Graz , Mentor:in
Research Output
- 1 Publikationen
- 4 Disseminationen
- 1 Weitere Förderungen
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2023
Titel Review of The Existential Husserl. A Collection of Critical Essays DOI 10.1007/s10743-023-09334-8 Typ Journal Article Autor Džanic D Journal Husserl Studies Seiten 99-106
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2024
Titel Organization of a lecture + workshop with Prof. Richard Holton (Cambridge) Typ Participation in an activity, workshop or similar -
2023
Titel Reading circle Typ Participation in an activity, workshop or similar -
2025
Titel Organization and participation: Panel on "Philosophy, Literature, and Perspectives on the Self" Typ A formal working group, expert panel or dialogue -
2024
Titel Organization of an international conference "Negative Affectivity and Practical Possibilities" Typ Participation in an activity, workshop or similar
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2024
Titel Preparation, Implementation, and Follow-up of the Scientific Event 'Negative Affectivity and Practical Possibilities' (October 16-17, 2024) Typ Travel/small personal Förderbeginn 2024