Verbesserung von Ökosystemleistungen durch "green infrastructure" in Agrarlandschaften (ECODEAL)
Enhancing ecosystem services through green infrastructure in agricultural landscapes (ECODEAL)
ERA-Net: Biodiversa
Wissenschaftsdisziplinen
Andere Agrarwissenschaften (25%); Land- und Forstwirtschaft, Fischerei (75%)
Keywords
-
Ecological Intensification,
Agriculture,
Green Infrastructure,
Biodiversity,
Cost Benefit Analysis
Mit ecological intensification (ökologische Intensivierung) soll durch die Bereitstellung von Ökosystemleistungen der Einsatz von Betriebsmitteln reduziert und gleichzeitig und nachhaltig von hohen Erträgen im Pflanzenbau gesichert werden. Dabei wird eine Zielkomplementarität zu den anderen gesellschaftlichen Zielen wie dem Natur- und Artenschutz angestrebt. Bestäubung und natürliche Schädlingsbekämpfung sind wichtige Ökosystemdienstleistungen zur Reduktion des Pestizideinsatzes und zur quali- bzw. Quantitativen Ertragssteigerung. Lebewesen, welche diese Ökosystemdienstleistungen erbringen, sind auf Lebensräume außerhalb der produktiven Ackerflächen angewiesen. Green infrastucture (grüne Infrastruktur) innerhalb von Agrarlandschaften stellen solche dauerhaften Habitate dar. Mit ECODEAL, einem europäischem Forschungsprojekt, sollen die Wirkungen von green infrastructure auf die Landwirtschaft und die Gesellschaft insgesamt abgeschätzt werden. Da mit der Schaffung von green infrastructure einerseits Kosten, andererseits aber Leistungen für Landwirtschaft und Gesellschaft verbunden sind, ist, stellt sich die Frage nach dem optimalen Anteil von green infrastructure in Agrarlandschaften. Die Beziehungen zwischen dem Anteil von green infrastructure (differernziert nach der Art) und den Wirkungen auf die Biodiversität soll aus eine solide wissenschaftliche Grundlage gestellt werden. Zudem wird untersucht wie sich ein höherer Anteil von green infrastructure auf die Landwirtschaft auswirken. Aus ökonomischer Sicht sind dabei zum einen die ertragssteigernden und kostensenkenden Wirkungen der green infrastructure zum anderen zusätzliche Kosten wie z. B. die Kosten der Flächenbereitstellung und die Kosten des Unterhalts unter sich verändernden Rahmenbedingungen für die Landwirtschaft, z. B. Klimawandel oder volatile Agrarmärkte, zu beachten. In ECODEAL werden (1) die Ertragswirkungen infolge der Bestäubungsleitung natürlichen Schädlingsbekämpfung in Abhängigkeit von Art und Dichte der green infrastructre auf verschieden räumlichen Ebenen analysiert, (2) die räumlichen und zeitlichen Interaktionen zwischen green infrastructure und produktiven Flächen im Hinblick auf die Stabilität von natürlichen Lebensgemeinschaften untersucht und (3) die mögliche Trade Offs zwischen ecolocical intensification und Artenschutzmaßnahmen quantifiziert. ECODEAL führt das bestehende Wissen hinsichtlich der Zusammenhänge zwischen den green infrastructure auf der einen Seite und funktionalen Merkmale sowie Interaktionen ökologischer Netzwerke im Hinblick auf Schädlingsbekämpfung und Befruchtungsleistungen. Bestehende Wissenslücken werden mittels Fallstudien auf bereits bestehenden Untersuchungsflächen für wirtschaftlich wichtige Ackerkulturen geschlossen. Ausgehend von diesen Ergebnissen werden bestehende Modelle welche die Bereitstellung von regulativen Ökosystemleitungen beschreiben erweitert und verbessert. Der in ECODEAL als integraler Bestandteil geplante Stakeholderprozess, in dem die wichtigsten Akteure wie z. B. Landwirte, Beratung, Grundstückseigentümer, Vertreter des Umwelt und Naturschutzes sowie der Agrar- und Umweltverwaltung eingebunden werden, soll dazu beitragen, das die Frage Welcher Anteil an green infrastructure ist in Agrarlandschaften anzustreben? im Konsens beantwortete werden kann.
Der Name des Projekts ECODEAL versinnbildlicht den Gedanken, dass mit einer optimierten Ausstattung an grüner Infrastruktur in Agrarlandschaften auch das Angebot biodiversitäts- basierter Ökosystemdienstleistungen für agrarische Nutzpflanzen grundlegend verbessert werden kann. Der Begriff Grüne Infrastruktur bezeichnet dabei Landschaftselemente, sowie deren räumliche Anordnung. Gerade in intensiv genutzten Agrarlandschaften ist das Vorhandensein grüner Infrastruktur von grundlegender Bedeutung, da sie Lebensraum für eine Vielzahl von Arten ist, die auch zur Bestäubung von Nutz- und Wildpflanzen und zur Bekämpfung von Schädlingen beitragen. Die im Rahmen dieser Studie durchgeführten Untersuchungen erfolgten in Deutschland, Frankreich und den Niederlanden. Ziel der Untersuchungen war es, die Zusammenhänge von Landnutzung, Artenvielfalt und daraus resultierenden Ökosystemdienstleistungen besser zu verstehen und ökonomisch zu quantifizieren. Dazu wurden im Projekt wissenschaftliche Modelle entwickelt, mit deren Hilfe sich die räumliche Verteilung von Ökosystemdienstleistungen und deren Qualität darstellen undinweiterer FolgeZielkonfliktezwischen derBereitstellungvon Ökosystemdienstleistungen und den wirtschaftlichen Vorstellungen der Landwirtschaft quantifizieren lassen. Aufbauend auf den Ergebnissen dieser Modellierungen wurden Vorschläge erarbeitet, wie das Angebot an Ökosystemdienstleistungen verbessert werden kann. Ein wesentliches Ergebnis des Projektes ECODEAL ist es, dass für eine sachgerechte Ermittlung von Ökosystemdienstleistungen in Agrarlandschaften sowohl die nicht- landwirtschaftlich genutzten Flächen, als auch die landwirtschaftlich genutzten Ackerflächen und deren Struktur zu berücksichtigen sind. Geeignete Indikatoren zur Abbildung dieser strukturellen Gegebenheiten sind die Größe der landwirtschaftlichen Felder, sowie das Ausmaß der Randstrukturen bzw. Feldränder. Unsere Ergebnisse zeigen, dass kleine Felder und ein umfangreiches Vorkommen an Randstrukturen sowohl die Artenvielfalt, als auch das Potential für Bestäubung und Pflanzenschutz durch Nützlinge stark befördern. Dass solche Ökosystemdienstleistungen auch einen wichtigen Beitrag zum Erfolg landwirtschaftlicher Betriebe leisten können, zeigen die in ECODEAL durchgeführten Untersuchungen: so trägt Bestäubung unter geeigneten Bedingungen wesentlich zum Ernteertrag und natürlich vorkommende Nützlinge wesentlich zur Schädlingsbekämpfung bei. Eine ökosystemdienstleistungsgerechte Gestaltung von Agrarlandschaften ist allerdings mit zahlreichen Herausforderungen verbunden. So ist der wirtschaftliche Wert von Ökosystemdienstleistungen zwar grundsätzlich positiv, er kann jedoch in Abhängigkeit von Region und Art der Ökosystemdienstleistung sehr unterschiedlich ausfallen. Ferner zeigt sich, dass die durch zusätzliche Bestäubung verursachten Ertragssteigerungen, sowie die Verbesserung des PflanzenschutzesdurchNützlingeunter den aktuellen Rahmenbedingungen im Allgemeinen nicht ausreichend sind, um die Mehrkosten einer kleinstrukturierten Agrarlandschaft zu rechtfertigen. Insgesamt werden bestehende Agrarumweltmaßnahmen und ökologische Schwerpunktgebiete zu wenig als Chance zur Umsetzung eines verbesserten Ökosystemdienstleistungsangebots begriffen. Um diesen Umstand zu verändern, wird es zukünftig erforderlich sein, sowohl die Informationsbereitstellung als auch die grundsätzlichen Rahmenbedingungen zielgerichtet weiterzuentwickeln.
- Adrian Rusch, Université de Bordeaux - Frankreich
- Yann Clough, Lund University - Schweden
- Montserrat Vila, Universidad Pablo de Olavide, Sevilla - Spanien
Research Output
- 25 Zitationen
- 2 Publikationen
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2019
Titel Data for “Social-evaluative threat: Stress response stages and influences of biological sex and neuroticism” DOI 10.1016/j.dib.2019.104645 Typ Journal Article Autor Poppelaars E Journal Data in Brief Seiten 104645 Link Publikation -
2020
Titel Do improved pollination services outweigh farm-economic disadvantages of working in small-structured agricultural landscapes? – Development and application of a bio-economic model DOI 10.1016/j.ecolecon.2019.106535 Typ Journal Article Autor Kirchweger S Journal Ecological Economics Seiten 106535 Link Publikation