ERA-Net: HERA
Wissenschaftsdisziplinen
Andere Sozialwissenschaften (50%); Andere Technische Wissenschaften (40%); Politikwissenschaften (10%)
Keywords
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Automated Decision-Making,
Public Sector,
Welfare,
Sociotechnical Systems
In vielen europäischen Ländern ist der Wohlfahrtssektor mit wachsendem Bedarf und schrumpfenden Ressourcen konfrontiert. Um sozialstaatliche Leistungen effektiv zu verteilen und die Effizienz der öffentlichen Verwaltung zu erhöhen, wird daher immer mehr auf die Automatisierung von Entscheidungsprozessen gesetzt. Es gibt die Vision, dass die Wohlfahrt durch datenbasierte Entscheidungsunterstützung und künstliche Intelligenz radikal verändert werden kann. Wir leben in einer Welt, in der die Automatisierung in vielen Bereichen Aufwand und Kosten reduzieren soll. Was geschieht aber mit menschlichem Wohlergehen, sozialer Gerechtigkeit und Gleichheit, wenn diese Logik für Entscheidungen im Wohlfahrtssektor eingesetzt wird? AUTO-WELF untersucht den steigenden Einsatz automatisierter Entscheidungsfindung im Wohlfahrtssektor in Europa. Es ist das erste Projekt, das eine Analyse der Automatisierung von Wohlfahrtsservices in verschiedenen europäischen Sozialsystemen liefert. Im Zentrum stehen die Auswirkungen von Algorithmen und künstlicher Intelligenz auf die Zukunft der europäischen Bürger*Innen und Gesellschaften. Automatisierte Entscheidungssysteme erfüllen viele Funktionen in der Gesellschafteinige davon sind alltäglich und werden als relativ unproblematisch und vorteilhaft wahrgenommen. Andere wiederum können sich negativ auf die Lebensumstände von Bürger*innen auswirken. Die Entwicklung datenbasierter Infrastrukturen in der öffentlichen Verwaltung hat Auswirkungen auf die menschliche Handlungsmacht innerhalb dieser komplexen soziotechnischen Systeme. Das wirft viele ethische und politische Fragen in Bezug auf Transparenz und Rechenschaftspflicht sowie auf systemischen Bias und soziale Ungleichheiten auf. Die Systeme wirken sich nicht nur auf die Wohlfahrt und die öffentliche Verwaltung aus, sondern auch auf die Art und Weise, wie der Staat mit Bürger*innen interagiert und wie sich das Verhältnis zwischen Bürger*innen und Staat verändert. AUTO-WELF stellt die Perspektive der Menschen in den Vordergrund, die in den Automatisierungsprozess eingebunden sind - die Entwickler*innen der Systeme, die Sachbearbeiter*innen, die mithilfe datenbasierter Systeme über die Vergabe von Sozialleistungen entscheiden, und die Menschen, deren Daten in die Systeme einfließen und sie weiter trainieren. Das Projekt erarbeitet notwendiges Wissen über die Folgen von automatisierten Prozessen in zwei Bereichen: erstens, in Kerndienstleistungen der Wohlfahrt, wie Arbeitsvermittlung, Gesundheitsfürsorge und Bereitstellung von Sozialleistungen; und zweitens, in der Automatisierung von kommunaler Wohlfahrt im Rahmen von Smart-City- und Smart-Village-Initiativen, die automatisierte soziale Infrastrukturen für gemeinschaftliche Aktivitäten und die Stadtentwicklung bereitstellen. Wir untersuchen diese Bereiche in acht europäischen Ländern: Österreich und Deutschland, Italien und Portugal, Estland und Polen, sowie Dänemark und Schweden repräsentieren verschiedene Modelle des Sozialstaats und unterschiedliche Stufen von Automatisierung. Mit seinem interdisziplinären Ansatz entwickelt AUTO-WELF ein tiefgehendes Verständnis der Automatisierung des Wohlfahrtsstaates aus einer europäischen Perspektive. Das Projekt wird wesentliche Erkenntnisse darüber liefern, wie automatisierte Entscheidungsfindung das menschliche Wohlergehen unterstützen, aber auch beeinträchtigen kann.
- Anu Masso, Tallinn University of Technology - Estland
- Alice Mattoni, University of Bologna - Italien
- Ana Jorge, Universidade Lusofona - Portugal