Capsaicin für Diagnose und Therapie im Magen/Darmtrakt
Diagnostic and therapeutic use of capsaicin in the GI tract
Wissenschaftsdisziplinen
Klinische Medizin (90%); Medizinisch-theoretische Wissenschaften, Pharmazie (10%)
Keywords
-
Capsaicin,
Therapy,
Functional Dyspepsia,
Bailloid Receptors,
Diagnosis,
Desensitisation
In unserem Labor konnten wir nachweisen, dass der Capsaicin Rezeptor VR1 im Magen-/Darmtrakt Schmerzen und nicht schmerzhafte Symptome vermitteln kann. Andere Daten legen nahe, dass Patienten mit funktionellen Oberbauchbeschwerden gegenüber in den Darm appliziertem Capsaicin stärker reagieren als gesunde Vergleichspersonen und dass die länger dauernde Einnahme von Capsaicin die Beschwerden von Patienten mit funktioneller Dyspepsie lindern hilft. Die wird auf eine Desensibilisierung des VR1 Rezeptors durch die chronische Gabe von Capsaicin zurückgeführt. Das Protokoll soll die Empfindlichkeit des Magen-/Darmtraktes von Gesunden und Patienten mit funktioneller Dyspepsie gegenüber Capsaicin ermitteln und es soll ein diagnostischer Test entwickelt werden. Schließlich soll der therapeutische Nutzen einer längerfristigen Capsaicinapplikation ermittelt werden. HYPOTHESEN: (I) Orale Capsaicin Applikation verursacht dosisabhängig Symptome im Oberbauch (II) Patienten mit verminderter Capsaicintoleranz sprechen besser auf eine Desensibilisierungstherapie mit chronischer Capsaicingabe an als Patienten mit einer Capsaicintoleranz, die sich im Normalbereich befindet. METHODIK: Der diagnostische Test besteht aus Capsaicin-haltigen Kapseln. Der Test wird bei gesunden Probanden und Patienten mit funktioneller Dyspepsie eingesetzt, um die richtige Konzentration und die Reproduzierbarkeit des Tests zu ermitteln. Schließlich erhalten alle Patienten, unabhängig vom Testergebnis über fünf Wochen Capsaicinkapseln in niedrigerer Dosierung zur Desensibilisierung des VR1 Rezeptors. Es wird gestestet, ob die Symptome von Patienten mit erhöhter Sensitivität gegenüber Capsaicin besser auf die Therapie ansprechen als die Symptome von Patienten mit normaler Sensitivität gegenüber Capsaicin.
Der Capsaicintest wurde entwickelt, um die Wahrnehmungsschwelle im Magen gegenüber chemische Reize zu evaluieren. Im vorliegenden Projekt wurden gesunde Probanden sowie Patienten mit funktionellen Oberbauchbeschwerden (funktionelle Dyspepsie), mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen, mit Magengeschwürund mit Reizdarmsyndrom untersucht. Die Wahrnehmungsschwelle war bei gesunden Personen signifikant höher als in der Gruppe der Patienten mit funktioneller Dyspepsie. Aber auch in der Gruppe der Patienten mit funktioneller Dyspepsie konnte man eine Subgruppe mit deutlich erniedrigter Wahrnehmungsschwelle von einer Subgruppeunterscheiden, deren Wahrnehmungsschwelle im Normbereich war. Die Wahrnehmungsschwellen der anderen untersuchten Patientengruppen waren signifikant höher als in der funktionelle Dyspepsie Gruppe und vergleichbar mit der gesunden Kontrollgruppe. Somit scheint die chemische Überempfindlichkeit im Magen (viszerale Hypersensitivität) auf Patienten mit funktioneller Dyspepsie beschränkt zu sein und könnte ursächlich für die Beschwerden dieser Patienten - wie häufige Übelkeit, frühes Sättigungsgefühl, Völlegefühl, aufgedunsener Oberbauch aber auch Oberbauchschmerzen - verantwortlich sein. Die Symptome, die durch Capsaicin ausgelöst werden, unterscheiden sich bei Patienten mit funktioneller Dyspepsie und Gesunden nicht nur hinsichtlich des Schweregrades sondern auch hinsichtlich der Art der induzierten Beschwerden . Außerdem dauern die Beschwerden, die durch Capsaicin verursacht werde, bei Patienten mit funktioneller Dyspepsie signifikant länger als bei Gesunden. Während bei Gesunden ein Schluck Wasser die Beschwerdesymptomatik regelmäßig sofort beendet, ist dies bei Patienten mit funktioneller Dyspepsie nicht der Fall. Es konnte nun darüber hinaus gezeigt werden, dass die Beschwerdesymptomatik, die durch Capsaicin ausgelöst wird, nicht vom psychologischen Profil des Patienten abhängt. Schließlich wurde eine Gruppe von Patienten mit funktioneller Dyspepsie, die überempfindlich auf den Capsaicintest reagierten (viszerale Hypersensitivität) sowie im Vergleich eine Gruppe von Patienten mit funktioneller Dyspepsie, die nicht überempfindlich auf den Capsaicintest reagierten mit niedrig dosiertem Capsaicin 3xtäglich über 4 Wochen behandelt. Es konnte gezeigt werden, dass beide Patientengruppen von der Capsaicintherapie profitierten, wobei jedoch der Benefit in jener Gruppe, die auf den Capsaicintest überempfindlich reagierte, signifikant höher war.
Research Output
- 114 Zitationen
- 3 Publikationen
-
2012
Titel Diarrhea Caused By Carbohydrate Malabsorption DOI 10.1016/j.gtc.2012.06.003 Typ Journal Article Autor Hammer H Journal Gastroenterology clinics of North America Seiten 611-627 -
2011
Titel Characterization of a reproducible gastric pain model using oral capsaicin titration in healthy volunteers DOI 10.1111/j.1365-2982.2011.01734.x Typ Journal Article Autor Cao Y Journal Neurogastroenterology & Motility -
2011
Titel A placebo-controlled trial of an oral capsaicin load in patients with functional dyspepsia DOI 10.1111/j.1365-2982.2011.01766.x Typ Journal Article Autor Führer M Journal Neurogastroenterology & Motility