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Solistische Instrumentalmusik des 16. Jahrhunderts im süddeutschen Kulturraum

16th-Century Soloistic Instrumental Music in the South Germam Cultural Region

Kateryna Schöning (ORCID: 0000-0003-1270-4294)
  • Grant-DOI 10.55776/M2062
  • Förderprogramm Lise Meitner
  • Status beendet
  • Projektbeginn 01.10.2016
  • Projektende 30.06.2019
  • Bewilligungssumme 161.220 €
  • Projekt-Website

Wissenschaftsdisziplinen

Geschichte, Archäologie (15%); Kunstwissenschaften (65%); Sprach- und Literaturwissenschaften (20%)

Keywords

    Soloistic Instrumental Music, Rhetoric, 16th-century music, Cultural History, Humanism, Austrian, Swiss and South German region

Abstract Endbericht

Das Hauptziel des Projektes ist eine interdisziplinäre Erforschung der frühesten reinen Instrumentalmusik für Tasteninstrumenten und Lauten solo im heutigen österreichischen, schweizerischen und süddeutschen Raum (Wien, Basel, München, Augsburg, Regensburg und Nürnberg). Das Projekt sollte die Fragen beantworten, welche musikalische Determinanten den schriftlich fixierten Instrumentalstücken aus dem 16. Jhs. zugrunde lagen und inwiefern es legitim wäre, in den Stücken über das freie Musizieren zu reden? Um überliefert werden zu können, sollte ein Musikstück irgendeinen wiederholbaren Komplex von Eigenschaften haben. Die schriftliche Tradition für diese Stücke gab es jedoch damals noch nicht. Es ist anzunehmen, dass a) in der Instrumentalmusik neue Denkmodelle entstanden und b) die instrumentalen Kunstwerke an das gesamte Denksystem der Zeit vor 1600 angebunden waren, d.h. dass sie unter anderem rhetorische Prinzipien wiedergaben. Das Ziel des Projektes ist, neue Methoden, die auf eine interdisziplinäre Musikforschung stützten, auszuarbeiten. Dafür wird der kulturhistorische Kontext (Humanistische Literatur, u.a. die Quellen zur Rhetorik) untersucht; es wird recherchiert, ob die intertextuellen methodischen Ansätze zu den freien notierten Instrumentalstücken des 16. Jhs. anwendbar sind. Relevant für die Untersuchung ist ebenfalls eine kontextuelle Analyse von den text-musikalischen Formen des Musizierens im 15. und 16. Jh., z.B. Frotollen, Duos, Villanellen, Humanistischen Oden und Sonetten. Das Projekt hat drei Teile: Die Erstellung einer Materialbasis: einer relationalen Datenbank der solistischen genuin instrumentalen Musik des 16. Jhs. aus den für das Projekt relevanten Gebieten (I). Die Erforschung von musikalischen Determinanten in den ersten notierten freien Instrumentalkompositionen, ihrer Entwicklung und Funktionen (II). Die Analyse dieser Musik aus der Sicht der rhetorisch-poetischen Grundlagen der Renaissance und in Bezug auf die Quellen der relevanten Humanistenkreise; die Suche nach möglichen narrativen Vorlagen oder Parallelen (III). Die Ergebnisse sollten die Musikgeschichte Wiens und Umgebung ergänzen. Die Auswirkung des humanistischen Kulturkreises um Habsburger Residenzen und Universitäten auf die solistische Instrumentalmusik im südlichen deutschsprachigen Raum des 16. Jhs. sollte zum ersten Mal erforscht werden. Es werden neue Methoden der Analyse der Instrumentalmusik vor 1600 ausgearbeitet. Es wird geklärt: wie funktioniert das musikalische Denken in der frühesten genuin instrumentalen Musik? Wie bildete sich das musikalische Kunstwerk in der Instrumentalmusik der Renaissance heraus? Handelte es sich um irgendwelche Stereotypen oder waren die freien Instrumentalstücke tatsächlich frei? Welche Rolle hatte die Schriftlichkeit dabei und wie stark waren die freien Stücke noch an die extemporierte Praxis angebunden? Es wird geklärt, ob musikalische Logik in der Instrumentalmusik von den anderen Künsten (Rhetorik) beeinflusst war. Zum ersten Mal werden die freien solistischen Instrumentalstücke in einem historischen und analytischen Komplex analysiert. Zum ersten mal werden sie interdisziplinär überlegt. Durch die geplante Datenbank werden die Ergebnisse des Projektes für die Wissenschaft und Praxis schnell zugänglich gemacht.

Das Projekt Solistische Instrumentalmusik des 16. Jahrhunderts im süddeutschen Kulturraum (M 2062) war die erste Etappe einer Forschungsarbeit und wird zur Zeit im Nachfolgeprojekt (Elise Richter) Solistische Instrumentalmusik im mitteleuropäischen Kulturraum (1500-1550) (V661) fortgesetzt. Die bisher unerforschten Manuskripte aus der Zeit 1500-1550 sind nun entziffert und für die weitere Recherche transkribiert. Erstmalig wurde die Instrumentalmusik im Dialog mit Humanistischer Ausbildung, Philologie und der gesamten humanistischen Kultur in der ersten Hälfte des 16. Jahrhundert untersucht. Die ersten Ergebnisse sind sowohl für die Musikwissenschaft als auch in Bezug auf andere Disziplinen außerordentlich ertragreich. Die Manuskripte wurden historisch neu geordnet, Indexe, u.a. Konkordanzen ergänzt, die Funktionen von allen Einträgen und Skizzen geklärt. Es wurde aufgedeckt, dass viele instrumentale Einträge die Funktion von rhetorischen commonplaces haben. Die Tabulaturen wurden oft als humanistische Sammelhefte benutzt, in denen literarische und musikalische sententiae parallel gesammelt wurden. Die Techniken der musikalischen Intavolierung wurden erklärt, es wurde gezeigt, dass sie in die aus dem humanistischen Kanon bekannte Kommunikation von "fremden", "zitierten" und "eigenen" Texten integriert waren. Es wurden Analogien zwischen humanistischer und musikalischer Produktivität (im geschriebenen Text oder Noten sowie improvisierter Rede oder musikalischem Beitrag) festgestellt. Als wesentlicher Teilaspekt der Forschung wurde die Frage nach der medialen Präsenz der Tabulaturen im Verhältnis 'Handschrift - Druck' formuliert, denn viele Tabulaturen existierten als Prototypen der gedruckten Lehrbücher. Dies wiederum führte zur Problematik des sozialen Status von Tabulaturen und zu den Mechanismen der Verschriftlichung von Instrumentalmusik, worüber bisher nichts bekannt war. Es fanden sich zahlreiche konkrete Parallelen zwischen musikalischen Beiträgen und Humanistischem Theater und Schulübungen. Im Verlauf des Meitner-Projektes wurden 9 Beiträge publiziert und die Ergebnisse auf 17 Konferenzen bzw. Forschungsforen präsentiert und diskutiert. Eine Datenbank wurde angelegt. In der Schola Cantorum Basiliensis, Basel (Schweiz), wurde ein Workshop mit Studierenden und praktizierenden Musikern durchgeführt. Eines der erforschten Manuskripte (UKR-Lvu 1400/I) wurde als CD und Schallplatte aufgenommen (Deutschland).

Forschungsstätte(n)
  • Universität Wien - 100%

Research Output

  • 1 Zitationen
  • 9 Publikationen
  • 2 Künstlerischer Output
Publikationen
  • 2019
    Titel 21 hands for playing: on resolving a puzzle from the ‘Krakow lute tablature’
    DOI 10.1093/em/caz058
    Typ Journal Article
    Autor Schöning K
    Journal Early Music
    Seiten 345-360
  • 2019
    Titel Bürgerliche Lautenmusik in Schrift und Praxis: Einblicke in Tradition und Überlieferung handschriftlicher Lautentabulaturen im frühen 16. Jahrhundert im süddeutschen Raum
    Typ Journal Article
    Autor Schöning K.
    Journal digital research platform "Musical Life of the Late Middle Ages in the Austrian Region"
  • 2019
    Titel 'Präludieren' oder 'Tanzen'? Zu loci communesin der Lautenpraxis des frühen 16. Jahrhunderts
    Typ Journal Article
    Autor Schöning K.
    Journal digital research platform "Musical Life of the Late Middle Ages in the Austrian Region"
  • 2019
    Titel Isaac in Lautenintavolierungen aus handschriftlichen und gedruckten Quellen (ca. 1500-1562): ein Beitrag zur Intavolierungstechnik
    Typ Conference Proceeding Abstract
    Autor Schöning K.
    Konferenz Henricus Isaac (ca. 1450-1517): Composition - Reception - Interpretation
    Seiten 307-326
  • 2018
    Titel Unbekannte genuine Instrumentalsätze aus der Lautentabulatur des Stephan Craus (A-Wn, Mus. Hs. 18688): schriftlos - skizziert - gedruckt
    Typ Journal Article
    Autor Schöning K.
    Journal Acta Musicologica
    Seiten 1-32
  • 2018
    Titel 'Gattung ade'! Methodische Überlegungen zur 'freien' Instrumentalmusik des 16. Jahrhunderts
    Typ Journal Article
    Autor Schöning K.
    Journal Archiv für Musikwissenschaft
    Seiten 14-28
  • 2018
    Titel Intavolierung als intertextueller Dialog: Lautenintavolierungen aus der Krakauer Lautentabultur UKR-LVu 1400-I
    Typ Other
    Autor Schöning K.
    Seiten 55-83
  • 0
    Titel Die Lautentabulatur UKR-LVu 1400/I als ein humanistisches Scholarbuch
    Typ Journal Article
    Autor Schöning K.
    Journal Die Musikforschung
  • 0
    Titel Genuine Instrumental Settings in the Lautentabulatur des Stephan Craus and in Blindhamers Lautentabulatur: Humanist Backgrounds and Parallels
    Typ Journal Article
    Autor Schöning K.
    Journal MuSau
Künstlerischer Output
  • 2019
    Titel CD
    Typ Artefact (including digital)
  • 2019
    Titel vinyl record
    Typ Artefact (including digital)

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