Bedeutung mycosporinähnlicher Substanzen in alpinen Seen
Role of mycosporine-like compounds in alpine lakes
Wissenschaftsdisziplinen
Biologie (100%)
Keywords
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ALPINE LAKES,
ZOOPLANKTON,
ULTRAVIOLET RADIATION,
SUNSCREENS,
PHYTOPLANKTON,
MYCOSPORINE-LIKE COMPOUNDS
Über verschiedenen Bereichen der Erde verändert die stratosphärische Ozonreduktion die spektralen Eigenschaften der UV-Strahlung, was zu einer Zunahme der UV-B-Strahlung (290-320 nm) führt. Ultraviolette Sonnenstrahlung (UVR, 290-400 nm) dringt tief in klare Hochgebirgsseen ein, ihre ökologische Bedeutung konnte bereits in mehreren Untersuchungen aufgezeigt werden. Alpine Seen weisen aufgrund ihres geringen Gehalts an gelöstem, organischen Material generell eine sehr hohe UV-Transparenz auf. Diese transparenten Seen stehen deshalb unter grossem wissenschaftlichen Interesse, besonders auch, wenn man ein Szenario zunehmender UV-B-Strahlung durchspielt. Organismen, die in solchen Ökosystemen leben, müssen Anpassungsmechanismen entwickelt haben, um mit diesen hohen Strahlungswerten umgehen zu können. Die Untersuchung dieser Mechanismen und Strategien ist ein wichtiger Schritt, um mögliche negative Effekte erhöhter UV-B-Strahlungswerte besser verstehen zu können. Während der letzten Jahre richtete sich die Aufmerksamkeit besonders auf eine Gruppe intrazellulärer Sonnenschutzverbindungen, bekannt als mycosporinähnliche Aminosäuren (MAAs). Diese Substanzen sind innerhalb mariner Organismen weit verbreitet, allerdings gibt es keine Informationen über die ökologische Bedeutung der MAAs im Freiwasser und in Süßwasserorganismen, vor allem da diese Verbindungen erst kürzlich in Gewässern nachgewiesen wurden. Der Hauptschwerpunkt des geplanten Forschungsvorhabens liegt darin, den Informationsmangel über die ökologische Bedeutung der MAAs in alpinen Seen zu decken, und die folgenden Fragen zu bearbeiten: Wie weitverbreitet sind MAAs im Phytoplankton von Seen unterschiedlicher UV- Transparenz? Wie beeinflusst das Lichtklima die Synthese der MAAs im Phytoplankton? Wie wird dieser Sonnenschutz innerhalb der planktischen Süßwassercrustaceen erreicht, und welche Bedeutung spielt er für die aus der Literatur bekannte UV-Resistenz bestimmter Arten? Machen MAAs in Seen einen signifikanten Bestandteil des gelösten organischen Materials aus? Diese Fragen sollen sowohl in Laborexperimenten als auch in Freilanduntersuchungen während eines drei Jahre dauernden Projekts beantwortet werden. Eine wichtige Komponente liegt auch im Optimieren verschiedener Methoden. Diese Untersuchung wird unser Wissen über die potentiellen Bedeutungen der MAAs in Hochgebirgsseen, aber auch über deren Dynamik und Effizienz als Sonnenschutz, erweitern.
Ultraviolette (UV) Strahlung spielt in den meisten Hochgebirgsseen eine wichtige ökologische Rolle, da diese Gewässer einerseits sehr seicht und transparent sind, und andererseits die Strahlungsintensität mit steigender Höhenlage zunimmt. Im Laufe der Evolution entwickelten Gewässerorganismen verschiedene Strategien, um der biologisch schädigenden UV-Strahlung entweder auszuweichen (zB Wandern in größere Tiefen) oder sich an diese anzupassen (zB Schutzpigmente). Kentnnisse über diese Anpassungen sind von großer Bedeutung, um potentielle Auswirkungen auf aquatische Ökosysteme durch eine erhöhte UVB-Strahlung (Zerstörung der Ozonschicht) voraussagen zu können. Ein Hauptergebnis dieses Projektes war, dass natürliche UV-absorbierende Sonnenschutzsubstanzen, sogenannte mykosporinähnliche Aminosäuren oder abkekürzt MAAs, in pflanzlichen (Mikroalgen) und tierischen (Zooplankton) Kleinstorganismen weit verbreitet sind. Untersuchungen der Mikroalgen aus Gebirgsseen verschiedener Höhenlage zeigten aber sehr unterschiedliche MAA-Konzentrationen, wobei die klarsten und flachsten Seen die höchsten Konzentrationen aufwiesen. Innerhalb der Seen nahm die MAA- Konzentration mit zunehmender Tiefe ab, was auf die Sonnenschutzfunktion dieser Substanzen hinweist. Auch im Zooplankton, das diese Substanzen über die Nahrung aufnehmen muß, konnten MAAs gefunden werden, jedoch nicht in allen der untersuchten Arten. Diese Unterschiede spiegeln die große Spannweite in der UV Empfindlichkeit dieser Tiere wider. Die Menge an MAAs im häufig vorkommenden Kleinkrebs Cyclops stand in direktem Zusammenhang mit der Höhenlage und der Transparenz der Seen. Im jahreszeitlichen Verlauf zeigte sich in den Mikroalgen und dem Zooplankton ein klarer Trend von sehr hohen MAA-Konzentrationen in der eisfreien Zeit, und einem Minimum unter Eisbedeckung. Innerhalb der verschiedenen Lebensstadien des Ruderfußkrebses wurden die höchsten MAA-Konzentrationen in den Eiern bzw. in den Larvenstadien gefunden, die jeweils zu Zeiten höchster UV-Strahlenintensität im See auftraten. Selbst im Labor ohne weiteren Zusatz von MAA-haltiger Nahrung behielten diese Tiere über mehrere Monate ihre hohen MAA-Konzentrationen bei, was auf eine effiziente Anpassung hindeutet. Es zeigte sich auch, dass MAAs in bestimmten Körperteilen der Tiere zB in den Antennen und im Rückenbereich besonders konzentriert vorkamen. Generell scheinen in kalten Gewässerökosystemen, zu denen die untersuchten Hochgebirgsseen aber auch Antarktische Systeme gehören, MAAs die bedeutenste Anpassung an hohe UV-Strahlung zu sein. Die besonderen Eigenschaften (zB chemische Stabilität) dieser natürlich vorkommenden Sonnenblocker könnten in Zukunft als Vorlage für die Herstellung von Sonnenschutzmitteln dienen.
- Universität Innsbruck - 100%
Research Output
- 840 Zitationen
- 10 Publikationen
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2011
Titel Body distribution and source of mycosporine-like amino acids in the cyclopoid copepod Cyclops abyssorum tatricus DOI 10.1093/plankt/fbr037 Typ Journal Article Autor Orfeo M Journal Journal of Plankton Research Seiten 1430-1444 -
2008
Titel Multiple Strategies of Bloom-Forming Microcystis to Minimize Damage by Solar Ultraviolet Radiation in Surface Waters DOI 10.1007/s00248-008-9425-4 Typ Journal Article Autor Sommaruga R Journal Microbial Ecology Seiten 667-674 Link Publikation -
2005
Titel Differential Sunlight Sensitivity of Picophytoplankton from Surface Mediterranean Coastal Waters DOI 10.1128/aem.71.4.2154-2157.2005 Typ Journal Article Autor Sommaruga R Journal Applied and Environmental Microbiology Seiten 2154-2157 Link Publikation -
2005
Titel Abundances, Identity, and Growth State of Actinobacteria in Mountain Lakes of Different UV Transparency DOI 10.1128/aem.71.9.5551-5559.2005 Typ Journal Article Autor Warnecke F Journal Applied and Environmental Microbiology Seiten 5551-5559 Link Publikation -
2005
Titel Mycosporines in carotenogenic yeasts DOI 10.1016/j.syapm.2005.05.005 Typ Journal Article Autor Libkind D Journal Systematic and Applied Microbiology Seiten 749-754 -
2004
Titel Mycosporine-glutaminol-glucoside, a UV-absorbing compound of two Rhodotorula yeast species DOI 10.1002/yea.1148 Typ Journal Article Autor Sommaruga R Journal Yeast Seiten 1077-1081 -
2004
Titel Occurrence of mycosporine-like amino acids (MAAs) in the bloom-forming cyanobacterium Microcystis aeruginosa DOI 10.1093/plankt/fbh083 Typ Journal Article Autor Liu Z Journal Journal of Plankton Research Seiten 963-966 Link Publikation -
2004
Titel Mycosporine-like amino acids in planktonic organisms living under different UV exposure conditions in Patagonian lakes DOI 10.1093/plankt/fbh073 Typ Journal Article Autor Tartarotti B Journal Journal of Plankton Research Seiten 753-762 Link Publikation -
2003
Titel Phosphate uptake behavior of natural phytoplankton during exposure to solar ultraviolet radiation in a shallow coastal lagoon DOI 10.1007/s00227-003-1229-y Typ Journal Article Autor Aubriot L Journal Marine Biology Seiten 623-631 -
2001
Titel The role of solar UV radiation in the ecology of alpine lakes DOI 10.1016/s1011-1344(01)00154-3 Typ Journal Article Autor Sommaruga R Journal Journal of Photochemistry and Photobiology B: Biology Seiten 35-42