Politikinteraktionen in dynamischen Gleichgewichtsmodellen
Policy interactions in dynamic equilibrium models
Wissenschaftsdisziplinen
Informatik (10%); Wirtschaftswissenschaften (90%)
Keywords
-
Macoreconomics,
Monetary Policy,
Fiscal Policy,
Dynamic Stochastic General Equilibrium,
Markov-perfect equilibrium,
Numerical Computation
Im beantragten Projekt wollen wir die Auswirkungen strategischer Interaktionen zwischen geld- und fiskalpolitischen Entscheidungsträgern in dynamischen, stochastischen allgemeinen Gleichgewichtsmodellen untersuchen. Durch die zunehmende Unabhängigkeit der Zentralbanken von fiskalpolitischen Behörden, wie wir sie heutzutage in beinahe jedem entwickelten Land beobachten können, liegt es nahe, dass dieser Bereich der makroökonomischen Forschung sowohl theoretisch wie auch empirisch von wachsender Bedeutung ist. Es gibt noch sehr wenige wissenschaftliche Arbeiten, in denen politische Entscheidungsträger strategisch im Rahmen dynamischer, nicht-kooperativer Spiele miteinander interagieren. In diesen Beiträgen werden entweder deterministische Ansätze verfolgt, oder aber optimale politische Reaktionen auf stochastische Schocks werden kaum explizit untersucht. Im vorgeschlagenen Projekt wollen wir insbesondere zu diesem Thema Beiträge liefern, indem wir unsere Arbeit auf optimale geld- und fiskalpolitische Maßnahmen in einem Umfeld mit einer Vielzahl an zufälligen Störungen fokussieren. Wir wollen mit einem relativ einfachen Modell beginnen und in weiterer Folge ein komplexeres und realistischeres Modell entwickeln. Letzteres soll Kapitalakkumulation, etliche Schocks, endogene Staatsausgaben, verzerrende Steuern und eine myopische Regierung beinhalten. Mit diesem Modell wollen wird einige sehr interessante Themen analysieren, die im Zusammenhang mit optimaler Geld- und Fiskalpolitik stehen: die optimale Reaktion auf Schocks, den Zusammenhang zwischen geldpolitischem Erfolg und fiskalpolitischer Disziplin, die Auswirkungen von Kapitalakkumulation auf die optimale Politik, sowie die Rollen von Zentralbankkonservatismus und myopischen Regierungen. Ein weiterer Beitrag unseres Projekts soll in der Bereitstellung von Computercode liegen, welcher es möglich machen wird, dynamische stochastische Spiele zwischen Zentralbanken und Regierungen zu analysieren. Unser Computercode wird in der sehr weit verbreiteten Programmiersprache MATLAB geschrieben werden, sodass dieser leicht von anderen Wissenschaftern adaptiert werden kann. Wir werden bei der Lösung unserer Modelle vermutlich nicht auf Standardmethoden zurückgreifen können, da diese auf komplexe Umgebungen, wie wir sie im Rahmen dieses Projekts untersuchen wollen, kaum anwendbar sind. Stattdessen werden wir alternative numerische Methoden verwenden.
Das Ziel des Projekts war die Untersuchung der Auswirkungen strategischer Interaktionen zwischen Politikinstanzen insbesondere zwischen der Regierung und der Zentralbank eines Landes. Wir planten, diese Interaktionen in einem realistischen Rahmen zu studieren, der u.a. Kapitalakkumulation, unvollständigen Wettbewerb, verzerrende Steuern, verschiedene Arten von stochastischen Schocks sowie diskretionäre Politik (d.h., die politischen Instanzen können sich nicht verbindlich auf zukünftige Maßnahmen festlegen) berücksichtigt. Obwohl wir keine Resultate in diesem allgemeinen Rahmen herleiten konnten, so haben wir doch wesentliche Wirkungszusammenhänge erkannt und einen effizienten Algorithmus zur numerischen Analyse dieser oder ähnlicher Fragen in Modellen mittlerer Größe entwickelt. Eine erste wichtige Einsicht ist die, dass es signifikante Unterschiede zwischen diskretionärer Politik und jener mit Selbstbindung gibt. So ist etwa bei diskretionärer Politik die Friedman Regel (eine Geldpolitik zur Vermeidung von Verzerrungen aufgrund positiver Nominalzinsen) unabhängig von der Wettbewerbssituation auf den Märkten optimal sofern sich Preise hinreichend schnell anpassen. Auch die Eigenschaften der Konjunkturzyklen in Modellen mit diskretionärer Politik unterscheiden sich sehr von jenen unter Selbstbindung. So haben etwa Steuern und öffentliche Verschuldung unter diskretionärer Politik die Tendenz, nach einem Schock zu einem langfristigen Mittelwert zurückzukehren, was bei Selbstbindung kaum zu beobachten ist. Eine zweite Einsicht ist, dass die Wahl des geldpolitischen Instruments (Zinssatz oder Geldmengenwachstum) in Modellen ohne Selbstbindung einen wesentlichen Einfluss hat. Unsere vorläufigen Ergebnisse legen die Vermutung nahe, dass diese zwei Instrumente unterschiedliche "implizite" Selbstbindungsmöglichkeiten eröffnen, die allerdings nur dann relevant sind, wenn es strategische Interaktionen zwischen den Autoritäten gibt. Falls die Zentralbank den Zinssatz festlegt, so verliert die Regierung die Kontrolle über ihren zukünftigen Schuldenstand, was bei einer Steuerung des Geldmengenwachstums nicht der Fall ist. Die Struktur der verwendeten Modelle, insbesondere die strategische Interaktion ohne Selbstbindung, schließt die Anwendung von numerischen Standardalgorithmen, die auf lokaler Approximation basieren, aus. Stattdessen müssen globale Verfahren eingesetzt werden, bei denen das Verhalten aller Wirtschaftssubjekte (inklusive der Politikinstanzen) in allen nur denkbaren Zuständen der Ökonomie bestimmt wird. Der im Rahmen des Projekts entwickelte Algorithmus ist ein globaler, der in Bezug auf Rechengeschwindigkeit und Genauigkeit mit den besten derzeit vorhandenen globalen Methoden mithalten kann, jedoch wesentlich einfacher zu implementieren ist.
- Universität Wien - 100%
Research Output
- 61 Zitationen
- 2 Publikationen
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2011
Titel Solving the multi-country Real Business Cycle model using a monomial rule Galerkin method DOI 10.1016/j.jedc.2010.09.009 Typ Journal Article Autor Pichler P Journal Journal of Economic Dynamics and Control Seiten 240-251 Link Publikation -
2011
Titel Comparison of solutions to the multi-country Real Business Cycle model DOI 10.1016/j.jedc.2010.09.013 Typ Journal Article Autor Kollmann R Journal Journal of Economic Dynamics and Control Seiten 186-202 Link Publikation