Wissenschaftsdisziplinen
Geschichte, Archäologie (80%); Politikwissenschaften (10%); Psychologie (10%)
Keywords
-
V-Leute,
Gestapo,
Widerstand,
Unterwanderung,
Wien,
Ruhrgebiet
Das geplante Forschungsvorhaben intendiert eine vergleichende Untersuchung der Voraussetzungen und Auswirkungen des Einsatzes von Vertrauensleuten (V-Leuten, Konfidenten, Spitzeln) der Gestapo-Leitstellen Wien und Düsseldorf. Als wichtigste Abgrenzungskriterien zu dem weitaus besser erforschten Themenbereich "Denunziantentum im NS-Regime" sind vor allem zwei Faktoren anzuführen: Denunziationen erfolgten auf freiwilliger Basis (was bei V-Leuten mehrheitlich nicht der Fall war) und zielten in der Regel darauf ab, ein nonkonformes Verhalten im privaten oder sozialen Alltag zu kriminalisieren, wobei häufig auch die Befriedigung persönlicher Rachegelüste und ähnliche Umstände motivierend wirkten. Sowohl von den individuellen Prämissen als auch von den Zielgruppen der Verfolgungsinteressen des nationalsozialistischen Kontroll-, Überwachungs- und Repressionsapparats her unterschieden sich demgegenüber die "Rekrutierung" und der Tätigkeitsbereich von V- Leuten. Häufig handelte es sich um inhaftierte, durch physischen oder psychischen Druck in den Dienst der Gestapo gepresste Widerstandskämpfer oder entlassene KZ-Häftlinge. Es wird eine wichtige Aufgabe des Projektes darstellen, die ganze Bandbreite jener Pressionen zu dokumentieren, die von verbaler Einschüchterung, Erpressung (Repressalien gegen Familienangehörige usw.) bis hin zu schweren körperlichen Misshandlungen und - im Extremfall - zu einem Todesurteil durch den Volksgerichtshof reichten, das durch wiederholte Interventionen der Gestapo nicht vollstreckt wurde, um einen Delinquenten zur Mitarbeit zu bewegen und unauflöslich an die eigenen Herrschafts- und Verfolgungsinteressen zu binden. In den qualitativ und quantitativ sehr unterschiedlichen Dimensionen dieser großteils erzwungenen Kooperation vollzog sich bei den solcherart gewonnenen V-Leuten eine durchaus nicht geradlinige Wandlung vom Opfer zum Täter - ein Prozess, der viele "Grauzonen" und ambivalente Handlungsmuster mit einschließt. Besonders "effiziente" V-Leute betätigten sich verschiedentlich auch als agents provocateurs. Eine "Vorreiterrolle" spielte in dieser Hinsicht die Wiener Gestapo. Im Rahmen des Projekts wird daneben der Nachweis zu führen sein, dass Gestapo-Spitzel nicht nur bestehende Organisationen des Widerstandes vollständig unterwanderten, sondern neue "kommunistische" Leitungsgremien schufen, um die sich zahlreiche arglose Sympathisanten und Mitglieder gruppierten. Neben der Infiltration des kommunistischen Widerstandes wird die Untersuchung schwerpunktartig auch die Tätigkeit von V-Leuten in sozialdemokratischen, katholisch-konservativen und (in Österreich) "legitimistischen" Kreisen zum Gegenstand haben. Für die komparatistische Untersuchung von V-Männer-Netzen der Gestapo-Leitstellen Wien und Düsseldorf (bzw. der jeweiligen territorialen Zuständigkeitsbereiche) sprechen mehrere Gründe: erstens die jeweils relativ günstige Quellenlage; zweitens die teilweise Vergleichbarkeit sozialer Strukturen in industriellen Ballungszentren; drittens eine in beiden Regionen starke Dichte kommunistischer Organisationsansätze vor dem Machtantritt des Nationalsozialismus.
Das geplante Forschungsvorhaben intendiert eine vergleichende Untersuchung der Voraussetzungen und Auswirkungen des Einsatzes von Vertrauensleuten (V-Leuten, Konfidenten, Spitzeln) der Gestapo-Leitstellen Wien und Düsseldorf. Als wichtigste Abgrenzungskriterien zu dem weitaus besser erforschten Themenbereich "Denunziantentum im NS-Regime" sind vor allem zwei Faktoren anzuführen: Denunziationen erfolgten auf freiwilliger Basis (was bei V-Leuten mehrheitlich nicht der Fall war) und zielten in der Regel darauf ab, ein nonkonformes Verhalten im privaten oder sozialen Alltag zu kriminalisieren, wobei häufig auch die Befriedigung persönlicher Rachegelüste und ähnliche Umstände motivierend wirkten. Sowohl von den individuellen Prämissen als auch von den Zielgruppen der Verfolgungsinteressen des nationalsozialistischen Kontroll-, Überwachungs- und Repressionsapparats her unterschieden sich demgegenüber die "Rekrutierung" und der Tätigkeitsbereich von V- Leuten. Häufig handelte es sich um inhaftierte, durch physischen oder psychischen Druck in den Dienst der Gestapo gepresste Widerstandskämpfer oder entlassene KZ-Häftlinge. Es wird eine wichtige Aufgabe des Projektes darstellen, die ganze Bandbreite jener Pressionen zu dokumentieren, die von verbaler Einschüchterung, Erpressung (Repressalien gegen Familienangehörige usw.) bis hin zu schweren körperlichen Misshandlungen und - im Extremfall - zu einem Todesurteil durch den Volksgerichtshof reichten, das durch wiederholte Interventionen der Gestapo nicht vollstreckt wurde, um einen Delinquenten zur Mitarbeit zu bewegen und unauflöslich an die eigenen Herrschafts- und Verfolgungsinteressen zu binden. In den qualitativ und quantitativ sehr unterschiedlichen Dimensionen dieser großteils erzwungenen Kooperation vollzog sich bei den solcherart gewonnenen V-Leuten eine durchaus nicht geradlinige Wandlung vom Opfer zum Täter - ein Prozess, der viele "Grauzonen" und ambivalente Handlungsmuster mit einschließt. Besonders "effiziente" V-Leute betätigten sich verschiedentlich auch als agents provocateurs. Eine "Vorreiterrolle" spielte in dieser Hinsicht die Wiener Gestapo. Im Rahmen des Projekts wird daneben der Nachweis zu führen sein, dass Gestapo-Spitzel nicht nur bestehende Organisationen des Widerstandes vollständig unterwanderten, sondern neue "kommunistische" Leitungsgremien schufen, um die sich zahlreiche arglose Sympathisanten und Mitglieder gruppierten. Neben der Infiltration des kommunistischen Widerstandes wird die Untersuchung schwerpunktartig auch die Tätigkeit von V-Leuten in sozialdemokratischen, katholisch-konservativen und (in Österreich) "legitimistischen" Kreisen zum Gegenstand haben. Für die komparatistische Untersuchung von V-Männer-Netzen der Gestapo-Leitstellen Wien und Düsseldorf (bzw. der jeweiligen territorialen Zuständigkeitsbereiche) sprechen mehrere Gründe: erstens die jeweils relativ günstige Quellenlage; zweitens die teilweise Vergleichbarkeit sozialer Strukturen in industriellen Ballungszentren; drittens eine in beiden Regionen starke Dichte kommunistischer Organisationsansätze vor dem Machtantritt des Nationalsozialismus.
- Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes - 100%
- Johannes Tuchel, Gedenkstätte deutscher Widerstand - Deutschland