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Sensorische Ökologie tropischer Grillen

Sensory ecology of tropical crickets

Heinrich Römer (ORCID: )
  • Grant-DOI 10.55776/P20882
  • Förderprogramm Einzelprojekte
  • Status beendet
  • Projektbeginn 01.07.2008
  • Projektende 30.09.2012
  • Bewilligungssumme 306.827 €

Wissenschaftsdisziplinen

Biologie (60%); Medizinisch-theoretische Wissenschaften, Pharmazie (40%)

Keywords

    Acoustic Communication, Tropical Rainforest, Crickets, Resource Partitioning, Sensory System

Abstract Endbericht

Die Artenvielfalt von Grillen im tropischen Regenwald hat u.a. zur Folge, dass Kommunikation zwischen den Geschlechtern mit Hilfe von Schallsignalen sehr erschwert ist. Denn durch die gleichzeitige Gesangsproduktion durch viele Individuen verschiedener Arten auf rel. engem Raum kommt es zur Überlagerung der benutzten Frequenzen, und damit zur Störung auf Seiten der Empfänger (in der Regel die Weibchen). Ziel des vorliegenden Projekts ist die Untersuchung der ökologischen, sinnesphysiologischen und Verhaltensanpassungen, die es diesen Grillenarten erlauben, unter diesen Bedingungen dennoch arteigene Partner von artfremden zu unterscheiden und zu lokalisieren Wir testen speziell drei verschiedene Hypothesen für solche Anpassungen: 1) Die verschiedenen Grillenarten und -individuen verteilen sich in Raum und Zeit so, dass es zu keiner nennenswerten Maskierung der jeweiligen Signale kommt. 2) Es haben sich in der Evolution sensorische Anpassungen entwickelt, die in einer Konzentrierung der Gesangsenergie auf ein schmales Frequenzband, sowie einem entsprechend eng abgestimmten Empfangssystem bestehen. Diese Hypothese wird neurophysiologisch vergleichend an einer identifizierten Nervenzelle untersucht, die bei allen Grillenarten vorkommt. Die Ergebnisse werden verglichen mit der Situation bei zwei einheimischen Grillenarten, wo eine fehlende Kompetition für den akustischen Sendekanal keine derartigen Anpassungen erwarten lässt. 3) In zentralen Neuronen der Hörbahn von Grillen wurden Innenkanäle mit Eigenschaften beschriebe die dazu führen, dass ein Empfänger in einer Hörsituation mit vielen Sendern jeweils nur die lautesten hört ("selektive Wahrnehmung"). Die Eigenschaften dieses neuronalen Mechanismus und ihre ökologischen, verhaltens- und neurophysiologischen Konsequenzen werden an ausgewählten Grillenarten untersucht.

Akustische Kommunikation in artenreichen Lebensräumen wie dem tropischen Regenwald ist besonders erschwert durch das Problem der Signalüberlappung und Maskierung unterschiedlicher Sender. Als Folge ist die Erkennung, Unterscheidung und Lokalisation artspezifischer akustischer Signale erheblich beeinträchtigt. Daher sollte der akustische Raum (der Übertragungskanal für Schall) effizient zwischen den jeweiligen Arten/Sendern aufgeteilt werden. In dem abgeschlossenen Projekt wurde am Beispiel einer artenreichen tropischen Grillengemeinschaft untersucht, welche physiologischen und verhaltensrelevanten Mechanismen dazu beitragen, eine innerartliche Kommunikation unter der hohen Geräuschkulisse anderer Arten zu gewährleisten.Mittels neurophysiologischer Experimente konnten wir drei Mechanismen auf der Ebene der Sinnesorgane und des Zentralnervensystems (ZNS) aufdecken, die zu einer erheblichen Verbesserung der neuronalen Repräsentation von arteigenen Signalen unter hohen Lärmbedingungen des Regenwaldes führen: (i) ein auf die Gesangsfrequenzen scharf abgestimmtes Empfängersystem, (ii) eine Verminderung der Maskierung in Folge des räumlichen Hörens, sowie (iii) ein richtungsunabhängiger Mechanismus der selektiven Wahrnehmung, der lautere gegenüber leiseren Signalen favorisiert. Der akustische Raum wird durch die Grillengemeinschaft so aufgeteilt, dass es zu keiner nennenswerten Maskierung der jeweiligen Signale kommt. Dies wird hauptsächlich durch eine deutliche Reduzierung der Überlappung der Gesangsfrequenzen zwischen den Arten realisiert. Zum anderen zeigte sich auch, dass das räumlich-zeitliche Aktivitätsmuster der Arten zu einer weiteren Reduzierung des Maskierungspotentials und zur Aufteilung der Ressource akustischer Raum beiträgt.Eine weitere wichtige Funktion des Hörsystems der Grille ist die Lokalisation von Signalquellen. Richtungshören wird durch ein umgestaltetes Tracheensystem ermöglicht, somit dienen die Tympanalorgane als Druckgradientenempfänger. Anhand einer umfangreichen morphologischen Vergleichsstudie wurde versucht nachzuvollziehen, wie ein solch ausgeklügeltes biophysikalisches System im Laufe der Evolution entstanden sein könnte.

Forschungsstätte(n)
  • Universität Graz - 100%
Internationale Projektbeteiligte
  • Elisabeth Kalko, Universität Ulm - Deutschland
  • Daniel Robert, University of Bristol - Vereinigtes Königreich

Research Output

  • 512 Zitationen
  • 14 Publikationen
Publikationen
  • 2021
    Titel Neurophysiology goes wild: from exploring sensory coding in sound proof rooms to natural environments
    DOI 10.1007/s00359-021-01482-6
    Typ Journal Article
    Autor Römer H
    Journal Journal of Comparative Physiology A
    Seiten 303-319
    Link Publikation
  • 2019
    Titel Insect acoustic communication: The role of transmission channel and the sensory system and brain of receivers
    DOI 10.1111/1365-2435.13321
    Typ Journal Article
    Autor Römer H
    Journal Functional Ecology
    Seiten 310-321
    Link Publikation
  • 2015
    Titel Matched Filters in Insect Audition: Tuning Curves and Beyond
    DOI 10.1007/978-3-319-25492-0_4
    Typ Book Chapter
    Autor Römer H
    Verlag Springer Nature
    Seiten 83-109
  • 2015
    Titel No phenotypic signature of acoustic competition in songs of a tropical cricket assemblage
    DOI 10.1093/beheco/arv141
    Typ Journal Article
    Autor Schmidt A
    Journal Behavioral Ecology
    Seiten 211-218
    Link Publikation
  • 2014
    Titel Directional hearing: from biophysical binaural cues to directional hearing outdoors
    DOI 10.1007/s00359-014-0939-6
    Typ Journal Article
    Autor Römer H
    Journal Journal of Comparative Physiology A
    Seiten 87-97
    Link Publikation
  • 2012
    Titel Probing Real Sensory Worlds of Receivers with Unsupervised Clustering
    DOI 10.1371/journal.pone.0037354
    Typ Journal Article
    Autor Pfeiffer M
    Journal PLoS ONE
    Link Publikation
  • 2011
    Titel Solutions to the Cocktail Party Problem in Insects: Selective Filters, Spatial Release from Masking and Gain Control in Tropical Crickets
    DOI 10.1371/journal.pone.0028593
    Typ Journal Article
    Autor Schmidt A
    Journal PLoS ONE
    Link Publikation
  • 2013
    Titel Asymmetry in cricket song: female preference and proximate mechanism of discrimination
    DOI 10.1242/jeb.083774
    Typ Journal Article
    Autor Hirtenlehner S
    Journal Journal of Experimental Biology
    Seiten 2046-2054
    Link Publikation
  • 2013
    Titel Masking by Noise in Acoustic Insects: Problems and Solutions
    DOI 10.1007/978-3-642-41494-7_3
    Typ Book Chapter
    Autor Römer H
    Verlag Springer Nature
    Seiten 33-63
  • 2014
    Titel Ecology of acoustic signalling and the problem of masking interference in insects
    DOI 10.1007/s00359-014-0955-6
    Typ Journal Article
    Autor Schmidt A
    Journal Journal of Comparative Physiology A
    Seiten 133-142
  • 2012
    Titel Acoustic signal perception in a noisy habitat: lessons from synchronising insects
    DOI 10.1007/s00359-012-0718-1
    Typ Journal Article
    Autor Hartbauer M
    Journal Journal of Comparative Physiology A
    Seiten 397-409
    Link Publikation
  • 2012
    Titel Spectral niche segregation and community organization in a tropical cricket assemblage
    DOI 10.1093/beheco/ars187
    Typ Journal Article
    Autor Schmidt A
    Journal Behavioral Ecology
    Seiten 470-480
    Link Publikation
  • 2011
    Titel High background noise shapes selective auditory filters in a tropical cricket
    DOI 10.1242/jeb.053819
    Typ Journal Article
    Autor Schmidt A
    Journal Journal of Experimental Biology
    Seiten 1754-1762
    Link Publikation
  • 2013
    Titel Diversity of acoustic tracheal system and its role for directional hearing in crickets
    DOI 10.1186/1742-9994-10-61
    Typ Journal Article
    Autor Schmidt A
    Journal Frontiers in Zoology
    Seiten 61
    Link Publikation

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