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Selbstorganisierte Minimalenergie-Elastomeraktuatoren

Self-organized minimum energy elastomer actuators

Siegfried Bauer (ORCID: )
  • Grant-DOI 10.55776/P20971
  • Förderprogramm Einzelprojekte
  • Status beendet
  • Projektbeginn 01.09.2008
  • Projektende 31.10.2012
  • Bewilligungssumme 299.883 €
  • Projekt-Website

Wissenschaftsdisziplinen

Physik, Astronomie (100%)

Keywords

    Elastomers, Dielectric Spectroscopy, Hyperelasticity, Instabilities, Actuators

Abstract Endbericht

Dielektrische Elastomeraktuatoren zeigen eine beeindruckende Flächenausdehnung, wenn sie großen elektrischen Feldern unterworfen werden. Sie sind leicht, kostengünstig und können in nahezu beliebigen Aktuatorkonfigurationen betrieben werden. Diese attraktiven Eigenschaften haben dazu geführt, dass dielektrische Elastomeraktuatoren potentiell in künstlichen Muskeln, in adaptiven Strukturen und in der Robotik zum Einsatz kommen können. Dielektrische Elastomeraktuatoren werden stets als deformierbarer Kondensator betrieben, in dem sich das Elastomer zwischen zwei hochelastischen Elektroden befindet. Die geometrische Form der Aktoren wird durch das Anlegen einer hohen Spannung an die Elektroden verändert. Die hohe Spannung verursacht Maxwell- Spannungen im Elastomer, dabei wird das Elastomer in der Dickenrichtung komprimiert und in der Fläche expandiert. Viele Aktuatorkonfigurationen wurden bereits in der Literatur beschrieben, wir haben diese durch selbstorganisierte Minimalenergieaktuatoren um eine weitere Variante bereichert. Da dielektrische Elastomeraktuatoren durch elektrische Felder betrieben werden, sollte der elektrische Strom Informationen über die Dehnungsverhältnisse im Aktor beinhalten. Die elektrische Antwort solcher Aktoren ist hochgradig nichtlinear, auf Grund der starken geometrischen Änderungen im Elastomer während des Betriebs. Obwohl es nahe liegend scheint, dielektrische Messtechniken auf dieses Problem anzuwenden, sind so gut wie keine Arbeiten darüber erschienen. Elastomere stellen ein ideales System für Entropieelastizität dar, da sie aus einem Netzwerk von verknäuelten und quervernetzten Polymerketten bestehen. Elastomere können räumlich variierende mechanische Spannungs- und Dehnungsfelder aufrechterhalten und elastische Energie speichern. Die hohe Konfigurationsentropie des Elastomers wird verringert durch mechanisches Verstrecken, dabei wird die freie Energie des Elastomers erhöht. Die Streckraten können in Elastomeren sehr groß werden, daher werden diese Materialien in der Regel durch Hyperelastizitätsmodelle beschrieben, die sowohl auf rein phänomenologischen Funktionen als auch auf statistisch mechanischen Modellfunktionen beruhen können. Modelle zur Beschreibung dielektrischer Elastomeraktuatoren sind essentiell für das Design und für die Optimierung von Aktuatorkonfigurationen. Modelle werden zunächst am besten an einfachen Aktuatordesigns getestet, z.B. dem zirkularen Aktor der zur Demonstration der großen Flächenausdehnung herangezogen wird. Wegen des elektromechanischen Prinzips der Aktoren sind auch elektromechanische "Pull-in" Instabilitäten möglich, die den Betrieb der Aktoren einschränken können. Nur wenige experimentelle und theoretische Studien haben sich bisher mit dieser Problematik auseinandergesetzt. Im Projekt sollen Methoden der nichtlinearen dielektrischen Spektroskopie auf Elastomeraktoren angewendet werden. Die Flächenausdehnung der Aktoren wird dabei elektrisch bestimmt und mit optischen Daten verglichen. Damit wird nicht nur eine rein elektrische Kontrolle des Aktors ermöglicht, wir erwarten ebenfalls neue Erkenntnisse wenn die Aktoren in bi- und instabilen Bereichen betrieben werden. Die hohe Empfindlichkeit dielektrischer Messungen lässt uns auch erwarten, dass eine Qualitätskontrolle der dehnbaren Elektroden möglich ist. Darüber hinaus sollen m Projekt auch aktive Rahmenmaterialien in minimal Energiaktuatoren zum Einsatz kommen um neue Aktorkonfigurationen zu demonstrieren. Die Modellbildung soll auf statistisch mechanischen Argumenten beruhen um für Materialentwickler Richtlinien für die Materialoptimierung zu entwickeln. Zusammenfassend ist es geplant, neue Charakterisierungstechniken und Aktuatorkonfigurationen zu entwickeln, bi- und Instabilitäten der Aktoren zu untersuchen, die Ergebnisse mittels statistisch mechanischen Modellen zu analysieren um Richtlinien zur Material und Bauelementoptimierung abzuleiten.

Dielektrische Elastomere vergrößern ihre Oberfläche und werden dünner wenn eine elektrische Spannung an sie angelegt wird. Dieser robuste Mechanismus ist das Fundament einer aufkommenden Technologie mit weitreichenden Anwendungen, von weichen Robotern, taktilen und haptischen Schnittstellen hin zu adaptiven Optiken. Das Projekt P20971-N20 hat eine Reihe von grundlegenden Beiträgen zum Fortschritt des Arbeitsgebietes geleistet. Ein kritisches Problem der dielektrischen Elastomertechnologie sind elektromechanische Instabilitäten. Wenn an einen dielektrischen Elastomeraktuator eine Spannung angelegt wird, wird der Elastomerfilm dünner, das elektrische Feld wird größer und damit die anziehenden Kräfte zwischen den Elektroden des Aktuators. Erreicht die Spannung einen kritischen Wert führt der positive Rückkopplungsmechanismus dazu dass die Elastomermembran drastisch dünner wird bis ein elektrischer Durchbruch des Elastomers erfolgt. Wir haben gezeigt dass diese sogenannte pull-in Instabilität vermieden werden kann wenn die Aktuatoren elektrodenfrei mit aufgesprühten Ladungen betrieben werden. Interessant ist dabei, dass diese Betriebsmöglichkeit bereits durch Wilhelm Conrad Röntgen 1880 vorgeschlagen und experimentell gezeigt wurde. In einem Übersichtsbeitrag in der Zeitschrift Science wurden die ersten zehn Jahre des Gebiets der dielektrischen Elastomeraktoren zusammengefasst, wobei neue Forschungsfelder identifiziert wurden um weitere Forschungsarbeiten zu triggern. Ein wesentlicher Gesichtspunkt ist dabei die Reduzierung der Arbeitsspannung. Wir konnten zeigen dass man Elastomermembranen stark verformen kann in einem Aktuator der auf der Verdampfung einer Flüssigkeit beruht. Unsere letzten Forschungsanstrengungen waren ausgerichtet elektromechanische Instabilitäten sicher zu gestalten. Wir konnten zeigen dass man mit Elastomeren riesige Flächenänderungen bis zu 1700 % elektrisch triggern kann in Ballonaktuatoren. Neben diesen Aktivitäten gelang es auch ein völlig neues Forschungsthema zu etablieren mit der Herstellung der ersten mechanisch dehnbaren Batterie. Während der Projektlaufzeit konnten wissenschaftliche Kooperationen mit den Arbeitsgruppen von Prof. Zhigang Suo, School of Engineering and Applied Sciences von der Harvard University und Takao Someya, Electrical Engineering, University of Tokyo etabliert werden. Zwei Dissertanten des Projektes, Christoph Keplinger und Martin Kaltenbrunner sind derzeit Postdocs in Harvard und an der University of Tokyo.

Forschungsstätte(n)
  • Universität Linz - 100%

Research Output

  • 1708 Zitationen
  • 9 Publikationen
Publikationen
  • 2009
    Titel Frequency dependent dielectric and mechanical behavior of elastomers for actuator applications
    DOI 10.1063/1.3211957
    Typ Journal Article
    Autor Molberg M
    Journal Journal of Applied Physics
    Seiten 054112
    Link Publikation
  • 2010
    Titel Stretchable Batteries: Arrays of Ultracompliant Electrochemical Dry Gel Cells for Stretchable Electronics (Adv. Mater. 18/2010)
    DOI 10.1002/adma.201090061
    Typ Journal Article
    Autor Kaltenbrunner M
    Journal Advanced Materials
  • 2010
    Titel Stretching Dielectric Elastomer Performance
    DOI 10.1126/science.1194773
    Typ Journal Article
    Autor Carpi F
    Journal Science
    Seiten 1759-1761
  • 2010
    Titel Arrays of Ultracompliant Electrochemical Dry Gel Cells for Stretchable Electronics
    DOI 10.1002/adma.200904068
    Typ Journal Article
    Autor Kaltenbrunner M
    Journal Advanced Materials
    Seiten 2065-2067
  • 2010
    Titel Röntgen’s electrode-free elastomer actuators without electromechanical pull-in instability
    DOI 10.1073/pnas.0913461107
    Typ Journal Article
    Autor Keplinger C
    Journal Proceedings of the National Academy of Sciences
    Seiten 4505-4510
    Link Publikation
  • 2013
    Titel Giant voltage-induced deformation in dielectric elastomers near the verge of snap-through instability
    DOI 10.1016/j.jmps.2012.09.006
    Typ Journal Article
    Autor Li T
    Journal Journal of the Mechanics and Physics of Solids
    Seiten 611-628
  • 2012
    Titel Harnessing snap-through instability in soft dielectrics to achieve giant voltage-triggered deformation
    DOI 10.1039/c1sm06736b
    Typ Journal Article
    Autor Keplinger C
    Journal Soft Matter
    Seiten 285-288
  • 2011
    Titel Large area expansion of a soft dielectric membrane triggered by a liquid gaseous phase change
    DOI 10.1007/s00339-011-6574-y
    Typ Journal Article
    Autor Altmüller R
    Journal Applied Physics A
    Seiten 1
  • 2013
    Titel Power supply, generation and storage in stretchable electronics.
    Typ Book Chapter
    Autor Kaltenbrunner M

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