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Val di Pesa und Val Orme im Wandel: ein integrierter Ansatz zur Erforschung

Val di Pesa and Val Orme as a changing rural landscape: an integrated approach

Günther Schörner (ORCID: 0000-0002-0385-1703)
  • Grant-DOI 10.55776/P27476
  • Förderprogramm Einzelprojekte
  • Status beendet
  • Projektbeginn 01.02.2015
  • Projektende 31.01.2019
  • Bewilligungssumme 325.353 €
  • Projekt-Website

Wissenschaftsdisziplinen

Andere Naturwissenschaften (10%); Geowissenschaften (10%); Geschichte, Archäologie (70%); Land- und Forstwirtschaft, Fischerei (10%)

Keywords

    Archaeology, Geoarchaeology, Landscape, Land-Use, Material Culture Studies, Survey

Abstract Endbericht

Das nördliche Binnenland Etruriens ist eine der am wenigsten bekannten Regionen speziell des römi- schen Italien. Das beantragte Vienna Orme and Pesa valley Project (VOPP) möchte diese Situation ändern und untersucht eine Micro-Region südlich von Empoli entlang der beiden Arno-Zuflüsse Orme und Pesa. VOPP versteht sich als landschaftsarchäologisches Projekt mit einem stringenten methodi- schen Vorgehen in Verbindung mit klaren Untersuchungszielen und Fragestellungen. Das übergeordnete Ziel von VOPP ist es, Veränderungen und Kontinuitäten in der Landnutzung und allgemein menschlicher Aktivitäten in der Landschaft aufzuzeigen, wobei Landschaft als dynamisches Konzept verstanden wird und sich Landschaft und menschliches Verhalten gegenseitig beeinflussen. Als einzelne Themenkomplexe werden behandelt: - wechselnde (oder gleichbleibende) Formen der Landnutzung und die damit verbundenen Prozesse - Probleme der Definition und Kategorisierung von Fundstellen, vor allem von Villen und die Etablie- rung von Villenlandschaften - das Verhältnis zwischen Stadt (das römische Empoli) und Land (Val di Pesa und Val Orme) - der von unterschiedlichen Faktoren abhängige, d.h. differierende Gebrauch von materieller Kultur Der zeitliche Rahmen reicht von der etruskischen Zeit bis in das frühe Mittelalter, wenngleich der Fokus auf der Periode von der späten Republik bis in die Spätantike liegt (150 v. Chr. 400 n. Chr.) liegen wird. Somit zeichnet VOPP die Etablierung, Intensivierung, Konsolidierung und den eventuel- len Niedergang einer römischen Landschaft nach, wobei, um den Charakter der Landschaft bestimmen zu können, das Aufkommen bzw. Verschwinden spezifischer Institutionen wie Villen und Kulturtech- niken im Kontext der Verwendung materieller Kultur (Produktion, Verbreitung und Gebrauch) zu untersuchen ist. Das Projekt ist dezidiert interdisziplinär angelegt. Um Landnutzung und Landschaftsentwicklung zu untersuchen, wird ein mehrstufiges, auf mehrere räumliche Ebenen bezogenes Bündel von For- schungsaktivitäten angewandt und werden systematisch Daten aus einer Vielzahl von Quellen analy- siert. Durch die Kombination der einzelnen Methoden kann die Lücke zwischen Ausgrabungen, Ke- ramikanalysen, geophysikalischen Prospektionen und systematischen on-site Surveys mit ihrem Fokus auf einzelne Fundplätze einerseits und intensiven off-site Surveys, extensiven remote sensing-Surveys und geoarchäologischen Untersuchungen mit einem weiteren geographischen Rahmen andererseits geschlossen werden. Zudem werden Studien des archäologischen Fundmaterials sowie von Pflanzen- und Tieresten im Kontext mit geoarchäologischen Analysen wichtige Einsichten in die Mensch- Landschaft-Beziehungen und eine gut begründete Vorstellung von Lebensweisen an verschiedenen Fundplätzen erlauben, die Status und Funktion bedingen. Die Anwendung verschiedener Modelle und die in allen Phasen offen geführte Diskussion und Präsentation der zum Einsatz kommenden Metho- den werden in Kombination mit einer ausgefeilten Strategie zur Verbreitung von Ergebnissen dazu führen, dass VOPP über die Erforschung des nördlichen Etruriens einen wichtigen Beitrag zu Land- schaftsarchäologie, Surveymethodik und Analyse materieller Kultur liefern wird.

Das landschaftsarchäologische Vienna Orme and Pesa Valley Project (VOPP) untersuchte mit Hilfe eines abgestuften und stringenten methodischen Vorgehens Landnutzung und allgemein menschliche Aktivitäten in einer Micro-Region im römischen Etrurien. Folgende Themen wurden behandelt: unterschiedliche Formen der Landnutzung und die damit verbundenen Prozesse das Verhältnis zwischen Stadt (das römische Empoli) und Land (Val di Pesa und Val Orme) der differierende Gebrauch von materieller Kultur Probleme der Definition und Kategorisierung von Fundstellen, vor allem von Villen Ankerpunkt des Projektes war der ländliche Siedlungsplatz Molino San Vincenzo, der mit unter-schiedlichen Methoden erforscht wurde, so mit wiederholten on-site surveys, Schaufeltests, geophysikalischen Prospektionen, Phosphatanalyse sowie palynologischen und zooarchäologischen Untersuchungen, zudem Ausgrabungen und Analysen des Fundmaterials. Dank dieses interdisziplinären Ansatzes wurden wichtige neue Einsichten in das Leben und Arbeiten auf einem Bauernhof im römischen Etrurien von mittelrepublikanischer Zeit bis in die Spätantike (3. Jh. v. Chr. 5. Jh. n. Chr.) gewonnen. VOPP konnte zudem in allgemein methodischer Hinsicht aufzeigen, wie schwierig es ist, Fundstellen zu kategorisieren und fixen Typen wie villa, villa rustica oder Bauernhof zuzuordnen. Archäobotanische Studien konnten Getreideanbau im Umfeld von Molino San Vincenzo nachweisen, aber auch Grasland bzw. Weiden. Dieses Ergebnis lässt darauf schließen, dass bereits in römischer Zeit eine entwickelte Feldgraswirtschaft betrieben wurde, so dass herkömmliche Vorstellungen römischer Landwirtschaft zu überdenken sind. Dieses neue Bild römischer Landnutzung steht im Einklang mit den Ergebnissen zooarchäologischer Analysen und off-site Surveys. Die Analyse der Funde, vor allem der Keramik, zeigte, dass Molino San Vincenzo deutlich mit dem städtischen Empoli kontrastierte: Obwohl der ländliche Fundplatz in das reichsweite Handelsnetz eingebunden und intensiv Wein exportierte, so war der Import von Waren eher gering und vor allem auf regional erzeugte Gefäße beschränkt. Andere ländliche Fundplätze zeigen freilich sehr stark differierende Fundzusammensetzungen, so dass die Dichotomie städtisch ländlich zu simplistisch ist und stärker differenziert werden muss. Offensichtlich spielte die centuriatio eine entscheidende Rolle, wie ein Vergleich zwischen Molino San Vincenzo und Cotone belegt. Die Kombination von on-Site Surveys, Fundanalysen und geophysikalischen Untersuchungen zeigte, dass Val di Pesa und Val Orme nicht als villa landscape mit Villen als dem bestimmenden Faktor auf-zufassen sind. Zudem kann Landnutzung nicht auf Landwirtschaft eingeengt werden: Im Arbeitsgebiet von VOPP gab es Stätten unterschiedlicher Funktion von Töpferöfen über Aufbewahrungsorte für landwirtschaftliche Güter bis hin zu Straßenstationen und großen Bauernhöfen. Der multi-methodische Ansatz von VOPP gewährte somit grundsätzliche Einsichten in die Funktionszuweisung von Fundstellen und verhilft dadurch, grundsätzliche Probleme der Fundstellencharakterisierung auf einer sichereren methodischen Basis zu diskutieren. Deshalb sind die Ergebnisse von VOPP nicht nur speziell für Nordetrurien in römischer Zeit relevant, sondern allgemein für landschaftsarchäologische Forschung.

Forschungsstätte(n)
  • Universität Wien - 100%
Internationale Projektbeteiligte
  • Elke Fischer, Universität Hamburg - Deutschland
  • Anna-Maria Mercuri, University of Modena and Reggio Emilia - Italien
  • Claudio Capelli, Università di Genova - Italien
  • Roderick Salisbury, Comenius University Bratislava - Slowakei

Research Output

  • 310 Zitationen
  • 6 Publikationen
Publikationen
  • 2019
    Titel Bidirectional relationship of stress and affect with physical activity and healthy eating
    DOI 10.1111/bjhp.12355
    Typ Journal Article
    Autor Schultchen D
    Journal British Journal of Health Psychology
    Seiten 315-333
    Link Publikation
  • 2016
    Titel Clinical trials for authorized biosimilars in the European Union: a systematic review
    DOI 10.1111/bcp.13076
    Typ Journal Article
    Autor Mielke J
    Journal British Journal of Clinical Pharmacology
    Seiten 1444-1457
    Link Publikation
  • 2018
    Titel Targeted mutation screening of 292 candidate genes in 38 children with inborn haematological cytopenias efficiently identifies novel disease-causing mutations
    DOI 10.1111/bjh.15389
    Typ Journal Article
    Autor Kager L
    Journal British Journal of Haematology
    Seiten 251-258
    Link Publikation
  • 2016
    Titel Abciximab as a bridging strategy to overcome morphine–prasugrel interaction in STEMI patients
    DOI 10.1111/bcp.13053
    Typ Journal Article
    Autor Siller-Matula J
    Journal British Journal of Clinical Pharmacology
    Seiten 1343-1350
    Link Publikation
  • 2015
    Titel Identification of the putative binding pocket of valerenic acid on GABAA receptors using docking studies and site-directed mutagenesis
    DOI 10.1111/bph.13329
    Typ Journal Article
    Autor Luger D
    Journal British Journal of Pharmacology
    Seiten 5403-5413
    Link Publikation
  • 2014
    Titel Influence of proton pump inhibitors and VKORC1 mutations on CYP2C9-mediated dose requirements of vitamin K antagonist therapy: a pilot study
    DOI 10.1111/bjh.13082
    Typ Journal Article
    Autor Brunner-Ziegler S
    Journal British Journal of Haematology
    Seiten 547-553
    Link Publikation

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