Endemismenzentren in der iranischen Hochgebirgsflora
Areas of endemism in the high-mountain flora of Iran
Wissenschaftsdisziplinen
Biologie (20%); Geowissenschaften (80%)
Keywords
-
Areas Of Endmism,
Alpine Plants,
Biogeography,
Southwest Asia
Alpine Lebensräume sind Hotspots der Biodiversität, die eine beachtliche Anzahl an endemischen Arten beinhalten. Gleichzeitig gehören alpine Lebensräume zu den am stärksten vom globalen Klimawandel betroffenen Lebensräumen. Während die Hochgebirgsflora temperater und borealer Gebirge gut untersucht ist, fehlen vergleichbare Daten für Gebirge in anderen Regionen weitgehend. Dies trifft auch auf Gebirge Südwestasiens zu, die einen grüßen Anteil der pflanzlichen Diversität dieser Region beherbergen. So kommen etwa 10% der iranischen Flora in alpinen Lebensräumen vor, aber mehr als 50% der Hochgebirgsflora Irans sind (sub)endemisch in diesem Staat, d.h., sind in ihrer Verbreitung (fast) vollständig auf ihn beschränkt. Das Konzept des Endemismus, d. h. die Beschränkung der Verbreitung auf einen bestimmten geografischen Raum, ist zentral für die Biogeografie. Endemismuszentren, i.e. Gebiete nicht-zufälliger Übereinstimmungen in den Verbreitungsgebieten verschiedener Taxa, sind fundamentale Einheiten der evolutionären Biogeografie, weil sie die Einheiten darstellen, die in der Untersuchung der Erdgeschichte anhand biologischer Muster verwendet werden. Biogeografen und Evolutionsbiologen interessieren dabei vor allem die der Herausbildung von Endemismuszentren zu Grunde liegenden Faktoren, etwa ökologische oder historische Faktoren; Ökologen sind an Endemismuszentren vor allem wegen ihrer Bedeutung für die Entwicklung von Naturschutzprioritäten interessiert. In diesem Projekt werden die Endemismuszentren der iranischen Hochgebirgsflora und die mit ihnen korrelierenden ökologischen und/oder historischen Faktoren untersucht werden als Grundlage für ein besseres Verständnis des Schicksals dieser Hochgebirgsflora im Zuge des globalen Klimawandels. Unter Verwendung mehrerer komplementärer Methoden werden dabei folgende Fragen untersucht werden: (i) Wo liegen die Endemismuszentren der iranischen Hochgebirgsflora? (ii) Welche Rolle spielen historische, physische und/oder ökologische Faktoren für die Ausgestaltung dieser Endemismuszentren? (iii) Welche Endemismuszentren haben naturschutzfachliche Priorität? Die im Zuge dieses Projektes gesammelten Daten und deren Zurverfügungstellung in frei zugänglichen Datenbanken werden die notwendige Basis für Identifizierung und Priorisierung von möglichenSchutzgebietenundihrer kennzeichnenden Artenliefern. Wissen zu den Endemismuszentren stellt auch eine wichtige Basis dar für zukünftige Forschung zur Entwicklung dieses bislang viel zu gering untersuchten Biodiversitäts-Hotspots. Schlussendlich, wegen der vergleichenden Verwendung neuer und konzeptuell verschiedener Methoden zur Identifikation von Endemismuszentren wird dieses Projekt auch von breiterem Interesse für biogeografische und evolutionsbiologische Forschung sein.
Kenntnisse zu Verbreitungsmustern endemischer (d. h. in ihrer Verbreitung auf eine bestimmte Region beschränkter) Sippen sind gleichermaßen relevant für Evolutionsbiologen, die sich mit den zugrundeliegenden Ursachen (z. B. ökologische Faktoren, historische Gründe) beschäftigen, und für Ökologen, die solche Daten für die Prioritätensetzung im Natur- und Artenschutz benötigen. Trotzdem ist unser Wissen zu Verbreitungsmustern endemischer Sippen begrenzt, selbst in globalen Biodiversitätszentren wie dem Irano- Anatolischen Hotspot in Südwestasien. Anhand der Flora des Iran, der große Teile des Irano-Anatolischen Hotspots abdeckt, können wir zeigen, dass Endemismuszentren stark an Gebirgsregionen gebunden sind. So ist die Anzahl an endemischen Sippen entlang eines Höhengradienten in mittleren Höhen am größten, der prozentuelle Anteil von Endemiten steigt allerdings kontinuierlich mit zunehmender Höhe. Dies hängt mit der standörtlichen Heterogenität in Gebirgsregionen und der starken geographischen Isolation zwischen und innerhalb der Gebirge zusammen. Obwohl auf räumlich wesentlich gröberen Daten aufbauend, konnte der gleiche Zusammenhang zwischen Endemismus und Vorkommen in Gebirgen auch für die Türkei festgestellt werden. Menschlich bedingter Biodiversitätsverlust hat in den letzten Jahrzehnten dramatisch zugenommen, was verstärkte Schutzanstrengungen erforderlich macht. Das ist auch für den Iran der Fall, wo Endemismuszentren unzureichend durch Schutzgebiete abgedeckt sind. Prioritäre Hotspots (d. h., durch mehrere Biodiversitätsindizes übereinstimmend identifizierte Endemismuszentren) beherbergen die Hälfte der iranischen Endemiten auf nur ca. 5% der Landesfläche, trotzdem liegen etwa die Hälfte dieser Hotspots außerhalb von Schutzgebieten. Angesichts des steigenden anthropogenen Drucks (Klimawandel, Landnutzungsänderungen) scheinen die Einrichtung weiterer Schutzgebiete und verbessertes Management bestehender Schutzgebiete von hoher Dringlichkeit. Eine aktualisierte Aufstellung der Diversität und Verbreitung endemischer Arten des Iran, basierend auf Daten zu mehr als 2500 Arten, unterstreicht die herausragende Bedeutung des Irano-Anatolischen Hotspots (84% aller Endemiten beherbergend) und von Gebirgsregionen (etwa drei Viertel aller Endemiten umfassend) in diesem Gebiet. Obwohl sich die genauen Zahlen durch taxonomische Arbeiten sicher noch ändern werden (z. B. durch Beschreibung neuer Arten, wie im Rahmen dieses Projektes aus dem Shirkuh-Gebirge im Zentraliran), werden die generellen Muster unverändert bleiben.
- Universität Wien - 100%
Research Output
- 490 Zitationen
- 10 Publikationen
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2021
Titel Endemics determine bioregionalization in the alpine zone of the Irano-Anatolian biodiversity hotspot (South-West Asia) DOI 10.1007/s00035-021-00266-7 Typ Journal Article Autor Noroozi J Journal Alpine Botany Seiten 177-186 Link Publikation -
2020
Titel The new locally endemic genus Yazdana (Caryophyllaceae) and patterns of endemism highlight the high conservation priority of the poorly studied Shirkuh Mountains (central Iran) DOI 10.1111/jse.12575 Typ Journal Article Autor Noroozi J Journal Journal of Systematics and Evolution Seiten 339-353 Link Publikation -
2019
Titel Endemic diversity and distribution of the Iranian vascular flora across phytogeographical regions, biodiversity hotspots and areas of endemism DOI 10.1038/s41598-019-49417-1 Typ Journal Article Autor Noroozi J Journal Scientific Reports Seiten 12991 Link Publikation -
2019
Titel Hotspots of vascular plant endemism in a global biodiversity hotspot in Southwest Asia suffer from significant conservation gaps DOI 10.1016/j.biocon.2019.07.005 Typ Journal Article Autor Noroozi J Journal Biological Conservation Seiten 299-307 Link Publikation -
2019
Titel Patterns of Endemism in Turkey, the Meeting Point of Three Global Biodiversity Hotspots, Based on Three Diverse Families of Vascular Plants DOI 10.3389/fevo.2019.00159 Typ Journal Article Autor Noroozi J Journal Frontiers in Ecology and Evolution Seiten 159 Link Publikation -
2022
Titel Hotspots of (sub)alpine plants in the Irano-Anatolian global biodiversity hotspot are insufficiently protected DOI 10.1111/ddi.13656 Typ Journal Article Autor Noroozi J Journal Diversity and Distributions Seiten 244-253 Link Publikation -
2019
Titel The Major Histocompatibility Complex of Old World Camels—A Synopsis DOI 10.3390/cells8101200 Typ Journal Article Autor Plasil M Journal Cells Seiten 1200 Link Publikation -
2018
Titel A bioclimatic characterization of high elevation habitats in the Alborz mountains of Iran DOI 10.1007/s00035-018-0202-9 Typ Journal Article Autor Noroozi J Journal Alpine Botany Seiten 1-11 Link Publikation -
2018
Titel Hotspots within a global biodiversity hotspot - areas of endemism are associated with high mountain ranges DOI 10.1038/s41598-018-28504-9 Typ Journal Article Autor Noroozi J Journal Scientific Reports Seiten 10345 Link Publikation -
2014
Titel Monocytes with angiogenic potential are selectively induced by liver resection and accumulate near the site of liver regeneration DOI 10.1186/s12865-014-0050-3 Typ Journal Article Autor Schauer D Journal BMC Immunology Seiten 50 Link Publikation