Eine Literaturgeschichte persischer Essay- und Briefprosa (insha) in Südasien
Mughal insha: A literary history of Persian essayist and epistolary prose
Wissenschaftsdisziplinen
Geschichte, Archäologie (10%); Sprach- und Literaturwissenschaften (90%)
Keywords
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Mughal Empire,
Epistolography,
Persian literature,
History of South Asia,
History of essay literature
Das indische Mogulreich (15291707/1748) ist bisher hinsichtlich seiner politischen und Wirtschaftsgeschichte untersucht worden, sowie zur Beziehung seiner Adligen zum Hof; zu seiner Geistesgeschichte gibt es bis jetzt aber nur Ansätze. Ziel des Projekts ist eine Literaturgeschichte des persischen insha (Brief- und Essayprosa) im frühneuzeitlichen Indien mit Schwerpunkt auf der klassischen Periode des Mogulreichs (16.-17.Jahrhundert). In der einheimischen persischen Literaturgeschichte wurde insha als ein Prosagenre betrachtet, das mehrere Untergenres umfasste, und zwar vor allem Briefe, Essays und Vorworte. Es kann als nicht-narrative, ästhetische Prosa beschrieben werden. Insha beinhaltet nicht grundsätzlich Fakten, aber er ist historisch eingebettet und interagiert stark mit narrativen Genres wie Geschichtsschreibung. Offizielle Korrespondenz wurde als ein Zweig und als die wichtigste Anwendung dieser Textgattung gesehen. Das Projekt untersucht frühneuzeitlichen insha in Indien, seine Charakteristiken und Entwicklungen, und seine Wechselbeziehungen mit Iran und Mittelasien. Es hat eine gründlich dokumentierte Literaturgeschichte frühneuzeitlicher nicht-narrativer persischer Kunstprosa zur Aufgabe. Es zielt hauptsächlich auf drei literarische und historische Interessenlagen: 1) Die Entwicklung eines noch kaumuntersuchten, aber zentralen und einflussreichen Genresspätmittelalterlicher und frühneuzeitlicher persischer Prosaliteratur; 2) die Eröffnung neuer historisch-quellenkritischer Zugänge angesichts der Bedeutung von insha für die Geschichtsschreibung und Staats- und Verwaltungskorrespondenz; und 3) Erkenntnisse zur Leserschaft von Briefen und Essays mit dem Ziel, Spuren des Wandels von Wertesystemen frühneuzeitlicher Eliten im Spiegel der Briefliteratur zu verfolgen. Die Hauptziele des Projekts lassen sich daher wie folgt zusammenfassen: Eine Dokumentation der Produktion von insha-Sammlungen und Handbüchern im frühneuzeitlichen Südasien auf der Grundlage des erhaltenen Handschriftenbefunds; eine Charakterisierung von insha-Stilen und ihres Wandels im Mogulreich; eine Beurteilung von Publikum und Leserschaft und ihrer Transformation im Untersuchungszeitraum; und eine Bewertung gesellschaftlichen Wandels, insbesondere des Wandels des Wertesystems im Spiegel persischer Briefprosa. Die Bedeutung und Dynamik von insha und der Umfang des erhaltenen Text- und Manuskriptmaterials erfordert eine vernünftige Balance zwischen einer Langzeitstudie und Durchführbarkeit. Der chronologische Rahmen des Projekts verwendet den timuridischen insha des 15. Jahrhunderts als Ausgangspunkt und ständigem Referenzrahmen für den neuzeitlichen persischen insha im safavidischen Iran und im Mogulreich und Dekkan (islamisches Südindien). Der Schwerpunkt liegt auf dem 16. und 17. Jahrhundert bis zu den ersten Jahrzehnten der Herrschaft von Aurangzeb. Dabei wird ausgehend von bisherigen Erkenntnissen zu einflussreichen Werken ein Korpus typischer Beispiele und auffälliger Ausnahmen für die aufeinander folgenden Perioden des Mogulreiches gebildet, um dann die Charakteristiken des insha im Lauf der Zeit herauszuarbeiten und seine Entwicklung zu analysieren. 1
Das daraus resultierende Buch wird die Arbeit an Texten aus dem Indien des 15. bis 17. Jahrhunderts erheblich erleichtern, indem die Formeln der Briefliteratur und der Geschichtsschreibung samt ihrer Entwicklung zum ersten Mal systematisch erfasst wird. Forschen müssen sie sich künftig nicht mehr jedes mal selbst erarbeiten. Darüber hinaus wird das Buch und die Artikel das Verständnis des Mogulreichs verbessern, so dass man auf lange Sicht sowohl einer romantischen Begeisterung als auch der gegenwärtigen verbreiteten Dämonisierung durch Politiker in Indien mit einem differenzierten Bild begegnen kann.
- Stephan Conermann, Universität Bonn - Deutschland
- Rajeev Kinra, Northwestern University - Vereinigte Staaten von Amerika
- Muzaffar Alam, University of Chicago - Vereinigte Staaten von Amerika
- Supriya Gandhi, Yale University - Vereinigte Staaten von Amerika
Research Output
- 8 Zitationen
- 2 Publikationen
- 5 Disseminationen
- 1 Weitere Förderungen
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2019
Titel Muhammad Iqbal – Reconstructing Islam along Occidental Lines of Thought DOI 10.30965/23642807-00501011 Typ Journal Article Autor Popp S Journal Interdisciplinary Journal for Religion and Transformation in Contemporary Society Seiten 201-229 Link Publikation -
2019
Titel The Mughal Empire from Jahangir to Shah Jahan: Art, Architecture, Politics, Law and Literature: 2019 Typ Book Autor Anooshahr Ebba Koch In Collaboration With Ali Verlag The Marg Foundation
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Titel "Mughal inshā literature, its rhetoric strategies and development", Friday, September 2, 2022, on the 13th Biennial Iranian Studies conference in Salamanca, Spain. Typ A talk or presentation -
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Titel "Mughal Pañcatantra adaptations", at the 26th European Conference on South Asian Studies at the Institute of South Asian and Buddhist Studies Vienna (online), 26-29 July 2021 Typ A talk or presentation Link Link -
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Titel "The development of rhetoric strategies in Mughal epistolography", at the 9th European Conference of Iranian Studies 9-13 September 2019 in Berlin, Germany, at the Free University of Berlin. Typ A talk or presentation Link Link -
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Titel "The Rhetoric of Chandar Bhān Barahman in Context", lecture at the 12th Biennial Iranian Studies Conference of the Association for Iranian Studies, 14-17 August 2018, University of California, Irvine CA, USA Typ A talk or presentation Link Link -
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Titel Workshop "The 17th century in India, Events, Society, Thought and Art" Typ Participation in an activity, workshop or similar Link Link
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2021
Titel Conference funding Typ Capital/infrastructure (including equipment) Förderbeginn 2021 Geldgeber Fritz Thyssen Foundation