Musikdiskurse in den Randzonen der Habsburgermonarchie
Discourses on music at the margins of the Habsburg Monarchy
Wissenschaftsdisziplinen
Andere Geisteswissenschaften (20%); Kunstwissenschaften (60%); Soziologie (20%)
Keywords
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Discourses On Music,
Music Theater,
Music Historiography,
Habsburg Monarchy border region
Das Projekt basiert auf der Analyse des über Musik Geschriebenen, insbesondere den Berichten über das musikalisch-kulturelle Leben sowie über Konzert- und Theatergastspiele, die in den Zeitungen der Region in deutscher (Esseker Lokalblatt und Landbote, Slawonische Presse in Slawonien; Groß- Becskereker Wochenblatt, Banater Post im Banat), in serbischer (Glas, Pancevac), in kroatischer (Viroviticanin, Sriemski Hrvat) und ungarischer Sprache (Torontl) erschienen sind. Einbezogen werden ferner Festschriften von Gesangvereinen und Theatern, Einführungstexte zu musikalischen Aufführungen, Bücher über Musik sowie die frühesten professionellen Musikzeitschriften und die Schriften über Musik von den ersten professionellen Musikwissenschaftlern (u.a. Franjo Kuhac), sofern sie in den Städten an der südlichen Grenze des Reiches entstanden und erschienen sind. Dieser besonders geschützte Grenzraum, in dem die Slawonische (17451881) und die Banater (17511873) Militärgrenze zum Schutz des Imperiums vor den osmanischen Militäroperationen errichtet wurden, ermöglichte einen vielschichtigen Kulturtransfer mit dem entfernten Zentrum des Reiches (Wien), mit den lokalen Zentren der königlichen Freistädte Pannoniens und zwischen den wichtigsten Städten innerhalb des Grenzraums sowie jenseits der Grenze zum Osmanischen Reich. Es wird davon ausgegangen, dass die Schriften über Musik in dem multiethnisch, mehrsprachig und multireligiös (christlich-katholisch, -orthodox, -protestantisch; jüdisch; muslimische Erbe) komplexen südlichen Grenzgebiet entlang des unteren Donauraums eine Vielfalt an kosmopolitischen, imperialen, pan- slawischen und nationalen Narrativen der unterschiedlichen sozialen Gruppen enthalten, die die durch das Netzwerk kultureller und administrativer Institutionen operierenden Machtmechanismen offenbaren. Primäre Quellen, sowie historische Dokumentation zum Musikleben entlang der Militärgrenze sind in den Archiven des Museums von Slawonien und in den Stadtarchiven von Osijek und Pancevo, wo sich die Magistrate in den Grenzzonen befanden, erhalten. Sie erlauben einen umfassenden Überblick über die verschiedenen Formen des Nationalismus, die im imperialen Kontext (im Habsburgerreich lebende Deutsche und Kroaten), inklusiv die Diaspora (Serben, die beiderseits der Grenze zwischen dem Habsburger und dem Osmanischen Reich lebten) und entstanden, Panslawismus (Austroslawismus) und allgemeine die soziale und sozilogische Aspekte eingeschlossen. Diese schriftlichen Materialien werden in einem theoretischen Rahmen analysiert, der auf die Machtverhältnisse und auf die Konstruktion von Volkssprachen zielt sowie das traditionelle Identitätskonzept hinterfragt, um tiefere Einblicke in kulturelle Praktiken auch jenseits der dominanten Nationalismuskonzepte zu erlangen. Auf diese Weise werden auch der traditionelle nationale Ansatz und die engen fragmentierten Sichtweisen durch die heute bestehenden nationalen Territorien hinterfragt und ersetzt durch einen innovativen Zugang, der die vielschichtigen imperialen und nationalen Standpunkte freilegt, die die Grundlage der verschiedenen Formen der Selbst-Repräsentation bilden, auch innerhalb der gleichen nationalen Gemeinschaften und innerhalb der zahlreichen Minderheiten, wobei die kulturellen und musikalischen Aktivitäten der Siedler im Gebiet zwischen den beiden Imperien, der Slawen (Serben, Kroaten, Slowaken), Ungarn, Deutschen, Rumänen und Juden in den Blick genommen werden.
- Antonio Baldassarre, Hochschule Luzern - Schweiz
- Katalin Kim Szacsvai, Hungarian Academy of Sciences (Magyar Tudományos Akadémia) - Ungarn
- Zdravko Blazekovic, CUNY Graduate Center - Vereinigte Staaten von Amerika