Aigeira. Das Archäologische Survey Projekt (AASP)
The Aigeira Archaeological Survey Project (AASP)
Wissenschaftsdisziplinen
Andere Geisteswissenschaften (15%); Andere Naturwissenschaften (15%); Geowissenschaften (20%); Geschichte, Archäologie (50%)
Keywords
-
Aigeira,
Survey,
Polis,
Urbanisation,
Development,
Archaeology
Aigeira bietet als einer der wenigen Orte in der Küstenregion von Ost-Achaia naturräumliche Bedingungen, die eine dauerhafte Besiedlung gestatteten. Der stabile Untergrund aus Felsgestein bildet in dieser stark erdbebengefährdeten Region eine wichtige Voraussetzung für Siedlungstätigkeit. Zudem gewährleistet die Lage hoch über dem Meer eine exzellente Fernsicht und damit die Möglichkeit, die Küsten- und Binnenrouten zu kontrollieren. All dies wog offensichtlich die Nachteile des steilen Geländes und der schwierigen Versorgung mit Frischwasser auf, wie die seit dem 6. Jt. v. Chr. bis in das Mittelalter hinein fassbare Siedlungstätigkeit an diesem Ort bezeugt. Das Archäologische Survey Projekt Aigeira (AASP) möchte epochenübergreifend die Organisation der antiken Stadt untersuchen. Eine für das Verständnis der Stadtentwicklung zentrale Frage ist, wie die archaisch-klassische Siedlung im Vergleich zur neu gegründeten hellenistischen Unterstadt strukturiert war. Während über erstere bislang kaum etwas bekannt ist, war letztere möglicherweise nach einem einheitlichen Planschema errichtet; dafür spricht die auffällige, den Himmelsrichtungen folgende Orientierung der heute noch an der Oberfläche sichtbaren Antiken. Gezielte Oberflächenbegehungen und geophysikalische Untersuchungen sollen weitere Erkenntnisse zur Bebauungsdichte, zum Straßen- und Wegenetz sowie zur Lage der Wohn- und Handwerksviertel und der öffentlicher Plätze erbringen. Eine wichtige Grundlage für die Planung des Stadtsurveys bildet die Auswertung historischer Pläne und Luftaufnahmen. Der Vergleich moderner topographischer Aufnahmen zeigt, dass sich zwar die Landeinteilung in den letzten 50 Jahren nur unwesentlich verändert hat, jedoch heute im Gegensatz zu den 1950er und 1960er Jahren Baumplantagen, insbesondere solche mit Oliven, dominieren. Da diese nur wenig Pflugarbeiten erfordern, können an den entsprechenden Stellen nur vergleichsweise wenige Oberflächenfunde erwartet werden. Erste interessante Ergebnisse erbrachte der Survey in einem rund 150x60m großen, auffällig flachen Bereich, der seit jeher mit einer Platzanlage, möglicherweise der zentralen Agora der antiken Stadt, in Verbindung gebracht wird. Bereits der griechische Archäologe Valerios Stais hatte hier am Ende des 19. Jahrhunderts Teile des diokletianischen Höchstpreisedikts entdeckt, das im gesamten römischen Weltreich Gültigkeit hatte. An der Oberfläche und in der Geophysik sind darüber hinaus die Reste einer großen rechteckigen Struktur möglicherweise ein naiskosartiger Bau oder ein großes Peristylgebäude sowie eines vermutlich spätrömischen Spoliengebäudes klar erkennbar. Auch die Oberflächenfunde darunter dorische und ionische Bauglieder, Säulentrommeln, Fragmente von Löwenkopfwasserspeiern sowie hellenistische und römische Feinkeramik stützen die Annahme, dass es sich hier nicht um einen privaten, sondern um einen öffentlichen Bereich handelt.
- Johannes Sterba, Technische Universität Wien , nationale:r Kooperationspartner:in
- Wolfgang Rabbel, Universität Kiel - Deutschland
- Evangelia Kiriatzi, British School at Athens - Griechenland
- Ioannis Iliopoulos, University of Patras - Griechenland
- Fausto Longo, Università degli Studi di Salerno - Italien