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Der Einfluss inhibitorischer Stärke auf Selbstkontrolle

The Impact of Inhibitory Strength on Self-Control

Christopher Mlynski (ORCID: 0000-0002-1875-7795)
  • Grant-DOI 10.55776/P35870
  • Förderprogramm Einzelprojekte
  • Status beendet
  • Projektbeginn 01.05.2022
  • Projektende 28.02.2025
  • Bewilligungssumme 153.500 €
  • Projekt-Website

Wissenschaftsdisziplinen

Medizinisch-theoretische Wissenschaften, Pharmazie (30%); Psychologie (70%)

Keywords

    Behavioral restraint, Cardiovascualr response, Effort, Fatigue, Inhibitory Control

Abstract Endbericht

Selbstkontrolle sprich aktiver Widerstand gegen einen Handlungsdrang - ist seit Jahrzehnten ein beliebtes Forschungsthema in der Psychologie. Die meisten Forschungsarbeiten zu diesem Thema haben sich darauf konzentriert, vorherzusagen, wann ein Versagen dieser Kontrolle eintreten wird. Während frühere Theorien ihre theoretischen Vorhersagen auf die Verfügbarkeit einer Ressource stützten, die für die Selbstkontrolle benötigt wird (Baumeister & Heatherington, 1996), haben sich die jüngsten Trends weg von dieser Annahme hin zu einer eher motivationalen Erklärung verschoben (Inzlicht & Schmeichel, 2012). In dieser neuen Darstellung fehlen jedoch die klassischen Motivationstheorien. Dieses Projekt zielt darauf ab, ein neues Modell der Selbstkontrolle zu validieren und zu erforschen, das darauf abzielt, eine gängige Motivationstheorie (d. h. die Theorie der motivationalen Intensität; Brehm & Self, 1989) bei der Vorhersage des Scheiterns der Selbstkontrolle zu verwenden (Wright, 2014). Dabei wird angenommen, dass Selbstkontrolle durch die wahrgenommene Wichtigkeit der Kontrolle, den wahrgenommenen Grad der Erschöpfung und das wahrgenommene Niveau des Drangs beeinflusst wird. Diese drei Faktoren blieben bislang unberücksichtigt, und ihre Einbeziehung bildet ein eindeutiges Vorhersagmodell, das es ermöglicht bislang widersprüchliche Ergebnisse theoretisch zu integrieren. Dieses Projekt besteht aus drei experimentellen Studien, die darauf abzielen, das neue Modell der Selbstkontrolle auf drei verschiedene Arten zu validieren. (1) Es soll veranschaulichen, welchen Einfluss die objektive Manipulation dieser drei Faktoren auf Selbstkontrolle hat. (2) Es wird aufgezeigt, wie Veränderungen in der wahrgenommenen Erschöpfung das Verhalten beeinflussen können, selbst wenn die objektive Erschöpfung konstant gehalten wird. (3) Es soll veranschaulicht werden, welchen Einfluss Training auf die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Selbstkontrolle haben kann. Diese drei Ziele sollen erreicht werden, indem nicht nur untersucht wird, wie gut eine Person in einer bestimmten Situation Selbstkontrolle anwendet, sondern auch, wie sehr sie sich anstrengt, operationalisiert in Form ihrer anstrengungsbezogenen kardiovaskulären Reaktionen. Auf diese Weise wollen wir ein differenzierteres Licht darauf werfen, welche Mechanismen hinter erfolgreicher und fehlgeschlagener Selbstkontrolle stehen. References Baumeister, R. F., & Heatherington, T. F. (1996). Self-regulatory failure: An overview. Psychological Inquiry, 7, 115. DOI: 10.1207/s15327965pli0701_1 Brehm, J. W., & Self, E. (1989). The intensity of motivation. In M. R. Rozenweig and L. W. Porter (Eds.), Annual Review of Psychology (pp. 109131). Palo Alto: Annual Reviews, Inc. DOI: 10.1146/annurev.ps.40.020189.000545 Inzlicht, M. & Schmeichel, B. J. (2012). What is ego-depletion? Toward a mechanistic revision of the resource model of self-control. Perspectives of Psychological Science, 7, 450-463. DOI: 10.1177/1745691612454134 Wright, R. A. (2014). Presidential address: Fatigue influence on effort - considering implications for self-regulatory restraint. Motivation and Emotion, 38, 183-195. DOI: 10.1007/s11031-014-9406-5

Jahrzehntelang erzählte die Psychologie eine entmutigende Geschichte: Wenn man jetzt Willenskraft aufwendet, hat man für die nächste Versuchung nichts mehr übrig. Diese Behauptung wurde den Herausforderungen des täglichen Lebens nie gerecht, wo sinnvolle Ziele - das Schreiben einer Dissertation, die Betreuung eines Kleinkindes, die Beendigung einer Schicht - eher stundenlange Konzentration als Minuten erfordern. Mit Unterstützung dieses Grants wollten wir die alte Geschichte unter härteren, realistischeren Bedingungen testen, die die langen Konzentrationsphasen und wiederholten Versuchungen widerspiegeln, die echte Leistungen erfordern. In jeder unserer Laborstudien absolvierten die ProbandInnen zunächst eine Induktionssphase, die sie für 23 bis 60 Minuten beanspruchte. Sie lösten knifflige Matheaufgaben, mussten sich ständig wechselnde Formen merken oder rasche Urteile fällen. Ohne eine Pause zum "Aufladen" stellten sie sich dann einer anspruchsvollen Selbstkontrollaufgabe, die weitere 40 bis 60 Minuten dauerte. In unseren Studien haben wir die Zielablösung der ProbandInnen auf zwei Arten gemessen: entweder durch die Herzaktivität, die anzeigte, wann die Teilnehmenden sich nicht mehr anstrengten, oder durch die Entscheidung der Teilnehmenden, das Experiment ohne jegliche Konsequenzen zu beenden. Die Schlussfolgerung ist unmissverständlich: Die meisten Teilnehmenden hielten viel länger durch, als die klassische Forschung vorhersagen würde. Die Willenskraft fühlt sich sicherlich anstrengend an - die körperliche Anstrengung nahm zu, und eine Minderheit gab schließlich auf -, aber dieser Einbruch trat erst spät und nach langer Anstrengung auf. Entscheidend ist, dass die Länge der ersten Aufgabe nie zu sofortiger Aufgabe führte. Unabhängig davon, ob die Teilnehmenden 23 Minuten oder eine ganze Stunde lang hart gearbeitet hatten, stürzten sie sich mit Elan in die zweite Aufgabe, und viele schafften sie bis zum Ende. Ein Unterschied zwischen den wenigen, die aufgaben, und denen, die durchhielten, waren Ihre Überzeugungen. Als wir den Teilnehmenden erklärten, dass die Ausübung von Selbstkontrolle Ihre Energie steigern kann, anstatt sie zu verbrauchen, stiegen die Durchhaltezeiten stark an. Die Erwartungen an unser eigenes Durchhaltevermögen scheinen sich selbst zu erfüllen und verwandeln einen beängstigenden Berg in einen überschaubaren Anstieg. Die Schlussfolgerung ist sowohl hoffnungsvoll als auch praktisch. Menschen sind keine zerbrechlichen Motoren, die nach der ersten Anstrengung stottern; jeden Tag lernen, trainieren, innovieren und pflegen wir andere, während wir etliche Ablenkungen abwehren. Die Müdigkeit siegt schließlich, aber nur allmählich, so dass genügend Raum für kluge Pausen, unterstützende Umgebungen und vor allem eine stärkende Geisteshaltung bleibt, die uns auf das Wesentliche ausrichtet. Die Wissenschaft trägt daher eine Verantwortung: Die Geschichten, die wir über menschlichen Fähigkeiten erzählen, bestimmen, was Menschen wagen. Die Darstellung, dass Willenskraft leicht zu erschöpfen ist, könnte einige dazu ermutigt haben, früh aufzugeben. Unsere Ergebnisse laden zu einer genaueren Darstellung ein - eine, die SchülerInnen, SportlerInnen, Berufstätige und Eltern gleichermaßen ermutigt, auf ihre Stärke zu vertrauen, ihre Anstrengungen zu dosieren und ihre höchsten Ziele weiter zu verfolgen.

Forschungsstätte(n)
  • Universität Wien - 100%

Research Output

  • 3 Zitationen
  • 2 Publikationen
  • 1 Policies
  • 1 Datasets & Models
  • 3 Disseminationen
  • 6 Wissenschaftliche Auszeichnungen
Publikationen
  • 2025
    Titel And yet They Tire: Cognitive Fatigue Facilitates Task Disengagement and Worsens Performance
    DOI 10.31219/osf.io/s5jmb_v1
    Typ Preprint
    Autor Roth L
    Link Publikation
  • 2025
    Titel And Yet They Tire: Cognitive Fatigue Facilitates Task Disengagement and Worsens Performance
    DOI 10.1037/mot0000415
    Typ Journal Article
    Autor Roth L
    Journal Motivation Science
Policies
  • 2025
    Titel Post-COVID Patient Pacing Stratetgy Therapy Technique
    Typ Contribution to new or improved professional practice
Datasets & Models
  • 2025 Link
    Titel Central Project repository on the Open Science Foundation Repository
    DOI 10.17605/osf.io/as2zp
    Typ Database/Collection of data
    Öffentlich zugänglich
    Link Link
Disseminationen
  • 2023
    Titel School Visit (University of Zurich)
    Typ A talk or presentation
  • 2023
    Titel School Visit (San Raffaele University)
    Typ A talk or presentation
  • 2023
    Titel School Visit (Psychiatric Hospital of the University of Basel)
    Typ A talk or presentation
Wissenschaftliche Auszeichnungen
  • 2022
    Titel Invitation as symposium speaker at the Society for the Study of Motivation's Annual Conference
    Typ Personally asked as a key note speaker to a conference
    Bekanntheitsgrad Continental/International
  • 2022
    Titel Invitation as symposium speaker at the Conference of Experimental Psychologists
    Typ Personally asked as a key note speaker to a conference
    Bekanntheitsgrad Continental/International
  • 2024
    Titel Member-at-large for the Society for the Science of Motivation
    Typ Awarded honorary membership, or a fellowship, of a learned society
    Bekanntheitsgrad Continental/International
  • 2023
    Titel Invitation as symposium speaker at the 21st World Congress of Psychophysiology
    Typ Personally asked as a key note speaker to a conference
    Bekanntheitsgrad Continental/International
  • 2023
    Titel Invitation as symposium speaker at the Society for Psychophysiological Research's Annual Meeting
    Typ Personally asked as a key note speaker to a conference
    Bekanntheitsgrad Continental/International
  • 2023
    Titel Invitation as symposium speaker at the Association for Psychological Science's Annual Convention
    Typ Personally asked as a key note speaker to a conference
    Bekanntheitsgrad Continental/International

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