Rastafari "Reasonings" zu Afrika in historischer Perspektive
Rastafari reasonings on Africa in historical perspective
Wissenschaftsdisziplinen
Geschichte, Archäologie (25%); Sprach- und Literaturwissenschaften (75%)
Keywords
-
Rastafari,
Africa,
African history,
Translocal History,
Reasonings,
Mobilities
In einer Zeit, in der sich der globale Norden zunehmend besorgt über afrikanische Migration nach Europa und darüber hinaus zeigt, mag die Initiative der ghanaischen Regierung, die 2019 zum Jahr der Rückkehr nach Afrika erklärt und viele RückkehrerInnen tatsächlich eingebürgert hat, überraschend gewesen sein. Und dennoch gibt es geschätzte 5.000 bis 7.000 RückkehrerInnen afrikanischer Herkunft allein in Ghana. Was bringt sie dazu? Einige der Antworten auf diese Frage findet man in der Rastafari Bewegung. Entstanden im kolonialen Jamaika der 1930er Jahre, haben Rastafarians an eine lange Geschichte biblischer Identifizierungen mit Afrika (dem sog. Äthiopianismus) angeknüpft, um der kolonialen Dämonisierung des Heimatkontinents ihrer Vorfahren entgegenzuwirken. Indem sie ihre biblischen Erwartungen mit Ras Tafari identifizieren, der 1930 als Haile Selassie I zum Kaiser Äthiopiens gekrönt wurde, sind die Rastafarians zu den wohl bekanntesten RückkehrerInnen nach Afrika geworden. Das geplante Forschungsprojekt zeichnet diese kontinuierliche Identifikation der Rastafarians mit Afrika und ihr Verlangen dorthin zurückzukehren nach, und geht der Frage nach, warum dies überhaupt aufgekommen ist und wie es sich über die Zeit hinweg entwickelt hat. Die Hypothese des Projekts ist, dass die Antworten auf diese Fragen vor allem in der spirituellen Philosophie der Rastafarians zu Afrika liegen, die sich in ihren sogenannten Reasonings ausdrückt und, seit Rastafarians in den 1960ern Kontakte mit dem Kontinent geknüpft haben, sich immer mehr an die afrikanischen Realitäten anpassen musste. Im Rahmen des Projekts wird daher ein umfangreicher Korpus von verschiedenen Texten und anderen Quellen erstellt werden, darunter auch Daten, die im Rahmen von teilnehmender Beobachtung und qualitativen Interviews selbst erhoben werden. Die Feldforschung wird vor allem im Rahmen von Veranstaltungen stattfinden, die von Rastafari Rückkehrinitiativen in Jamaica, St. Lucia, Äthiopien, Tanzania oder Ghana organisiert werden. Die gesammelten Rastafari Reasonings zu Afrika werden dann mithilfe von diskursanalytischen Methoden analysiert. Das Projekt eröffnet insbesondere durch die Verknüpfung von Zugängen aus Afrikawissenschaften, Entwicklungsforschung, Mobilitätsstudien und Religionsgeschichte neue Perspektiven, die den bisherigen anthropologischen und karibikwissenschaftlicher Schwerpunkt in der Rastafariforschung erweitern. Diese immer noch marginalisierten Perspektiven werden dem Projekt ermöglichen, die Selbstidentifizierung der Rastafarians in ihrer biblischen Kosmologie als AfrikanerInnen ernst zu nehmen und so ihre Reasonings zu Afrika besser zu verstehen.
- Universität Wien - 100%
- Kirsten Rüther, Universität Wien , nationale:r Kooperationspartner:in
- Werner Zips, Universität Wien , nationale:r Kooperationspartner:in
- Guilia Bonacci - Frankreich
- Jalani A.H. Niaah - Jamaika
- Erin Mcleod - Kanada
- Ennis B. Edmonds - Vereinigte Staaten von Amerika
- John Homiak - Vereinigte Staaten von Amerika
- Monique Bedasse - Vereinigte Staaten von Amerika
- Robbie Shilliam - Vereinigte Staaten von Amerika
- Wayne Rose - Vereinigte Staaten von Amerika