Karl Tschuppik: Das journalistische Werk
Karl Tschuppik: The journalistic oeuvre
Wissenschaftsdisziplinen
Geschichte, Archäologie (40%); Sprach- und Literaturwissenschaften (60%)
Keywords
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Karl Tschuppik,
Edition,
Journalistic oeuvre
Vier Jahrzehnte hindurch und über drei Staatsformen hinweg hat Karl Tschuppik (18761937) österreichische Belange aus der Perspektive eines (gesellschaftspolitisch) liberalen Bürgerlichen hellsichtig und in einer Dichte glossiert und kommentiert, die einzigartig sein dürfte: unter anderem als Chefredakteur des Prager Tagblatts (19101917) und der Wiener Tageszeitung Die Stunde (1923 bis 1926), als leitender Redakteur des Berliner Montag Morgen (19271933) sowie als gefragter Beiträger so renommierter Periodika wie der Frankfurter Zeitung, der Literarischen Welt (Berlin), des Tage-Buchs (Berlin) und des Querschnitts (Berlin). Unter den Zeitgenossen herrschte über die herausragende Bedeutung des Publizisten Einigkeit. Und seit 1982, seit Klaus Amann 62 Artikel Tschuppiks in einem Band (Karl Tschuppik: Von Franz Joseph zu Adolf Hitler) versammelt und herausgegeben hat, ist klar, dass, wer sich mit den politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen der Zwischenkriegszeit beschäftigt, an Tschuppik nicht vorbeikommt. Die kürzlich im Rahmen eines FWF-Projekts (Karl Tschuppik: Biobibliographische Grundlagensicherung, FWF-Projekt P 32360-G) erstellte Personalbibliographie 2500 über 75 Periodika verstreute Texte ist die Basis dieser längst überfälligen Ausgabe. Das journalistische Werk macht das publizistische Wirken Tschuppiks in ganzer Breite zugänglich: der Wissenschaft genauso wie interessierten Laien und Laiinnen. Die Ausgabe ist als sogenannte Studienausgabe mit knappem Apparat und ebensolchem Sachkommentar konzipiert und wird den Kanon um einen zentralen österreichischen Publizisten von europäischem Format ergänzen. Motiviert war Amanns Teilsammlung als Wiedergutmachung an einem völlig zu Unrecht in Vergessenheit geratenen Unbequemen, der in der Zeit zwischen den Kriegen couragiert vor der Gefährdung der Demokratie und des Parlamentarismus, vor der Zerstörung der europäischen Zivilisation gewarnt hatte. Er wurde nicht müde, in einer Zeit überhand nehmenden gesellschaftlichen Rigorismus und politischer Illiberalität die Demokratie als eine Form der höheren Kultur zu verteidigen und die humane Toleranz der demokratischen Republik und der Unantastbarkeit des Prinzips der geistigen Freiheit das Wort zu reden. Dauerthema seiner publizistischen Arbeit: die Österreich-Idee, und das in vehementer Abgrenzung zur ständestaatlichen Ideologie der deutschen Kulturnation, innerhalb derer Österreich der zweite deutsche Staat war. Dauerthema auch: Anfeindungen von völkisch- nationalistischer Seite. Tschuppik stand 1933 gleich auf der ersten Schwarzen Liste des schädlichen und unerwünschten Schrifttums.
- Universität Salzburg - 100%