Die Entstehung von Alban Bergs Wozzeck und Lulu
The Making of Alban Berg’s Wozzeck and Lulu
Wissenschaftsdisziplinen
Andere Geisteswissenschaften (30%); Kunstwissenschaften (70%)
Keywords
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Opera Studies,
Cultural Practice,
Production Process,
Publisher’S Role,
Opera Management,
Universal Edition
1 Inspiriert von Konzepten kultureller Praxis (Rode-Breymann) und Praxistheorie (Schatzki) untersucht das Projekt alle Schritte in der Entstehung von Alban Bergs beiden Opern, insbesondere das Zusammenwirken der verschiedenen Akteure. Dabei sind fünf Gruppen von Beteiligten zu unterscheiden: (1) Schüler des Komponisten und Individuen aus dem persönlichen Umfeld; (2) Verlagsmitarbeiter_innen und Selbständige im Dienste des Verlags; (3) Mitarbeiter_innen von Opern- und Konzerthäusern; (4) bei Aufführungen beteiligte Musiker_innen; und (5) Personen, die an Inszenierung, Bühnenbild und Ausstattung mitarbeiteten. Die Herstellung umfasst die Konzeption, Komposition, Drucklegung, Aufführung und gegebenenfalls auch die Bearbeitung der Werke. Das Projekt hat das Ziel, diese Handlungsfelder durch Sammlung, Zusammenstellung und Kommentierung unterschiedlichster Quellen ausführlich zu dokumentieren. Eine so breitflächig angelegte Studie über den Herstellungsprozess von zwei Opern als kontinuierliche Einheit wurde bisher nicht unternommen. Die beiden Opern von Berg eignen sich dafür in besonderem Maße: Quellenmaterial ist reichlich vorhanden. Dazu übernahm der Verleger, Emil Hertzka von der Universal Edition Wien (UE), eine große Bandbreite an Funktionen. Zunächst, bei Wozzeck, nahm er das Werk erst in Verlag, nachdem der Komponist bereits den Klavierauszug in Eigenverlag hatte drucken lassen. Bei Lulu trat die UE bereits in die Verhandlungen um die Rechte an dem Buch ein. Hertzka begleitete so fast den gesamten Kompositionsprozess der Oper und wurde schließlich auch zum Nachlassverwalter des Fragments. Als dritten Grund, für eine Untersuchung des gesamten Herstellungsprozesses gerade die beiden Opern Bergs heranzuziehen, ist schließlich die historische Situation zu nennen. Denn gut ein halbes Jahrhundert nach dem Verlag Ricordi in Mailand übernahm mit der UE erstmals auch im deutschsprachigen Raum ein Verlag eine Mentorenrolle gegenüber zeitgenössischen Opern und ihren Komponisten, zu einem Zeitpunkt, als Neuer Musik das Publikum abhanden zu kommen drohte. Diese für Verlage neue Rolle, die zuvor den Impresarios zugefallen war, erforderte besonderes Fingerspitzengefühl. Sie machte den Verlag zum Vermittler zwischen Komponisten und Intendanten. Die Dokumente, die in dem Projekt vollständig oder in Auszügen zusammengestellt werden, umfassen hauptsächlich Korrespondenz, aber auch diverse Akten aus den Archiven von Opernhäusern und dem Verlagsarchiv der UE. Die Dokumentation erscheint, für Wozzeck und Lulu getrennt, im Rahmen der Gesamtausgabe und digital in Form einer Datenbank. Die Anordnung der Dokumente erfolgt chronologisch (mit entsprechenden Querverweisen und über Register erschlossen).
- ALBAN BERG STIFTUNG - 100%