Tissue-Faktor-Aktivierung durch Gallensäuren in Hepatozyten
Bile acid-mediated tissue factor activation in hepatocytes
Wissenschaftsdisziplinen
Klinische Medizin (80%); Medizinisch-theoretische Wissenschaften, Pharmazie (20%)
Keywords
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Bile acids,
Hepatocytes,
Coagulation,
Tissue Factor,
Farnesoid-X Receptor,
Unfolded Protein Response
Die Blutgerinnung (Hämostase) ist ein lebenswichtiger Prozess, der Blutungen stoppt, die durch Verletzungen von Blutgefäßen verursacht werden. Zudem ist die Blutgerinnung eng mit der Entstehung von Entzündungsprozessen und den Funktionen des Immunsystems verknüpft. Aktuelle Studien haben gezeigt, dass die Blutgerinnung auch bei einer Reihe von Erkrankungen eine Rolle spielt, die nicht direkt mit klinischen Blutungs- oder Thromboseereignissen in Verbindung stehen. Dies hat die Blutgerinnung in den letzten Jahren in den Fokus von interdisziplinären Forschungsprojekten gerückt ist. Die Arbeitsgruppe von Axel Schlagenhauf untersucht die Aktivierung der Blutgerinnung innerhalb der Leber bei Störungen des Gallenflusses. Somit forscht die Gruppe an der Schnittstelle von Hämostaseologie und Hepatologie. Die Leber spielt eine entscheidende Rolle bei der Aufrechterhaltung einer funktionellen Blutgerinnung. Leberzellen produzieren eine Vielzahl von Gerinnungsfaktoren, die in den Blutkreislauf abgegeben werden. In einer gesunden Leber findet jedoch keine Gerinnungsaktivität statt. Bei Patientinnen mit schweren Lebererkrankungen kann es zu einem Gallenstau kommen, bei dem sich Gallensäuren im Lebergewebe ansammeln. Diese Patientinnen können sowohl Blutungen als auch Thrombosen in anderen Körperregionen entwickeln, da die Balance des Blutgerinnungssystems aufgrund der beeinträchtigten Synthesefunktion gestört ist. Besonders wichtig ist die Möglichkeit einer Gerinnungsaktivierung innerhalb der Leber, die zur Bildung von Fibrin führt, dem körpereigenen "Klebstoff" zur Wundverschlussbildung. Es wurde bereits beobachtet, dass Patient*innen mit chronischem Gallenstau Fibrinablagerungen im Lebergewebe aufweisen. Diese Ablagerungen begünstigen die Entstehung von Fibrosen, die letztendlich zur Zirrhose der Leber führen können. Bisher war jedoch unklar, welche Faktoren die Blutgerinnung bei einem Gallenstau auslösen. Die Forscher*innen um Axel Schlagenhauf haben herausgefunden, dass eine Anhäufung bestimmter Gallensäuren im Lebergewebe eine Signalkaskade in den Leberzellen auslöst, die eine Aktivierung der Blutgerinnung verursachen kann, ohne dass die Gallensäuren direkt mit den Gerinnungsfaktoren in Kontakt kommen. In diesem FWF-Projekt wird nun der genaue Mechanismus der Wechselwirkung von Gallensäuren mit der Blutgerinnung in der Leber untersucht. Hierbei werden etablierte molekularbiologische und enzymkinetische Methoden mit speziellen Gerinnungsanalysen kombiniert, die an der Med Uni Graz entwickelt wurden. Ziel ist es, die Signaltransduktionsprozesse zu erforschen, die diese Aktivierung der Gerinnung verursachen. Das Projekt legt die Grundlage für zukünftige therapeutische Ansätze, um die Bildung von Fibrinablagerungen in der Leber bei Patient*innen mit chronischem Gallenstau zu verhindern und so das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen.