Die Protokolle des cisleithanischen Ministerrates Bd. VIII/1
The minutes of the Cisleithanian Council of Ministers 8/1
Wissenschaftsdisziplinen
Geschichte, Archäologie (100%)
Keywords
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Austria-Hungary,
Cisleithanian Council of Ministers,
Cisleithania,
History,
World War I
Der cisleithanische Ministerrat war das zentrale Regierungsorgan des westlichen Teils der Habsburgermonarchie (Cisleithanien, später Österreich). Ein Großteil seiner Protokolle ging 1927 beim Wiener Justizpalastbrand verloren. Doch alles, was erhalten blieb oder wiederhergestellt werden kann, wird jetzt als Edition mit einem wissenschaftlichen Kommentar und einer ausführlichen Einleitung versehen veröffentlicht, sowohl online als auch in gedruckten Bänden. Band VIII/1 behandelt die ersten gut zwei Jahre des Ersten Weltkrieges vom Tag der Übergabe des österreichisch-ungarischen Ultimatums an Serbien am 23. Juli 1914 bis zum Tod Franz Josephs am 21. November 1916. Die Regierung leitete Ministerpräsident Karl Stürgkh bis zu seiner Ermordung im Oktober 1916. Es folgte das kurze Kabinett Ernest Koerber II. Das Parlament war in dieser Zeit geschlossen. Wichtigste im Ministerrat behandelte Themen waren: Das Ende der Zivilgesellschaft, also die Schließung des Reichsrates und der Landtage, die Demontage der Grundrechte, die Übernahme vieler Regierungs- und Justizaufgaben durch das Militär, Einführung einer Zensur, Propaganda, Repression und Exzesse gegen Zivilist:innen. Der Weg in den wirtschaftlichen Kriegsabsolutismus, ausgehend von versäumten Vorsorgen, um dann, nach Kabinettsdebatten und einer Regierungsumbildung, zur staatlichen Regelung der Versorgung der Bevölkerung überzugehen; aber auch die Sicherung von Arbeitskräften, Eingriffe in die Sozialgesetzgebung, in die Unternehmensführung und den Außenhandel. Auch der Vorläufer des Kriegswirtschaftlichen Ermächtigungsgesetzes stammt aus dieser Zeit. Die Kriegsfinanzierung mit Papiergeldvermehrung, Kriegsanleihen und Steuererhöhungen. Die menschlichen Kriegsfolgen, wie Mobilisierung und Rekrutierung einerseits und andererseits Versorgung Verletzter und Hinterbliebener und die Beamtenarmut. Auch zwei wichtige Verdienstauszeichnungen wurden in diesem Zusammenhang neu geschaffen. Dualismus im Krieg, also die Regelung der Beziehungen zwischen Österreich und Ungarn im Stresstest, besonders hervorzuheben dabei das neue Wappen 1915, im Zuge dessen Cisleithanien auch offiziell den Staatsnamen Österreich annahm. Aber auch die wirtschaftlichen Beziehungen Österreichs und Ungarns kamen anlässlich der 1917 notwendigen Erneuerung des Wirtschaftsausgleichs mit Ungarn zur Sprache. Viele dieser Themen des Ersten Weltkrieges werden durch diese Protokolledition erstmals neu und in großer Tiefe erschlossen. 29 % der 844 Tagesordnungspunkte des Bandes können nun im vollen Wortlaut oder mit kleineren Lücken vorgelegt werden. Dass dies trotz teilweise schwerer Brandschäden möglich ist, verdanken wir der Überlieferung von 22 Abschriften und 25 während der Recherchen entdeckten Finanzminister-Vorträgen im Ministerrat eine besonders wichtige Entdeckung, da hierzu auch zentrale Themen wie die Kriegsanleihen oder die Kriegsgewinnsteuer aus dem Jahr 1916 zählen.