Remittances als soziale Praktiken und Agenten des Wandels
Remittances as Social Practices and Agents of Change
Wissenschaftsdisziplinen
Soziologie (100%)
Keywords
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Remittances,
Migration,
Transnationalism,
Social Inequality,
Social Change,
Postcolonialism
Dieser Sammelband untersucht die vielfältigen Auswirkungen von Remittances. Remittances sind Rücküberweisungen von Migrant:innen an ihre Familien, Freund:innen und Nachbar:innen in ihren Herkunftsorten. Die privaten Geltransfers belaufen sich auf fast das Vierfache des Budgets der öffentlichen Entwicklungszusammenarbeit weltweit. Es ist daher keine Überraschung, dass Remittances einen immensen Einfluss auf die Menschen, Ökonomien, Konsumverhalten, die bebauten Landschaften und die Infrastrukturen rund um den Globus haben. Aber: Rücküberweisungen sind viel mehr als nur Geld. Sie umfassen auch Objekte, Ideen, Traditionen oder politische Werte und bilden damit einen grenzüberschreitenden Raum ab, in dem Menschen leben, arbeiten und kommunizieren und dabei vielfältige Zugehörigkeiten entwickeln. Rücküberweisungen werden an Einzelpersonen, Familien oder Nachbarschaften gesandt und können individuell oder kollektiv ausgegeben werden, z. B. im Gesundheits- und Bildungswesen, oder in Unternehmen, Häuser oder Wohnungen investiert werden. Auf diese Weise bewirken Rücküberweisungen einen tiefgreifenden sozialen Wandel sowohl in den Herkunfts- als auch in den Zielländern. Ihre Kraft, die Lebensbedingungen des Einzelnen und die Infrastruktur der Gemeinschaft zu verbessern, resultiert jedoch hauptsächlich aus der Ungleichheit zwischen dem globalen Norden und dem globalen Süden. Unser Sammelband stellt daher die Meistererzählung der modernisierenden, heilsamen Remittances in Frage und zeigt Abhängigkeiten und Reibungen jenseits des Migrations-Entwicklungs-Nexus auf. Rücküberweisungen werden somit auf ihre Auswirkungen auf den sozialen Zusammenhalt und die soziale Spaltung hin untersucht. Indem wir die transformativen Effekte von Rücküberweisungen im Kontext von Konflikten, Klimawandel und dem Postkolonialen hervorheben, werfen wir ein Licht auf die Zukunft der transnationalen Gesellschaft. Wir untersuchen Remittances-Beziehungen aus einer Reihe von Disziplinen wie Anthropologie, Soziologie, Geschichte, Design, Architektur, Governance und Friedensforschung. Diese transdisziplinäre Herangehensweise geht einher mit einem breiten Spektrum an methodologischen Ansätzen zur Erforschung von Remittances, nämlich Ethnographie, Diskursanalyse, Archivanalyse, vergleichende Studien, visuelle Feldforschung, narrative Analyse, Haushaltsbefragungen und statistische Analysen. Darüber hinaus stellen wir empirische Fallstudien aus verschiedenen geografischen Regionen vor, darunter aus Ghana, Burkina Faso, Sri Lanka, Neuseeland, Türkei, Libanon, Japan und den USA sowie aus verschiedenen europäischen Staaten als auch aus dem historischen Nordamerika und dem Habsburgerreich.
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