Wissenschaftsdisziplinen
Geschichte, Archäologie (100%)
Keywords
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National Socialism,
Oral History,
Concentration Camp,
Mauthausen,
Deportation,
Holocaust
GEFANGEN IN MAUTHAUSEN ist Band 3 einer vierbändigen Geschichte der Überlebenden eines nationalsozialistischen Konzentrationslagers. In den vorausgehenden beiden Bänden kann nachgelesen werden, welchen Einfluss die NS-Expansions- und Verfolgungspolitik auf die Zusammensetzung der Häftlingsgesellschaft von Mauthausen hatte und wie, wann und woher Häftlinge nach Mauthausen deportiert wurden.. Mauthausen wurde dabei eines der schrecklichsten nationalsozialistischen KZ, in das auf unterschiedliche Weise mehr als 190.000 Inhaftierte aus ganz Europa transportiert wurden, von denen nur ca. die Hälfte überlebte. Durch das von Gerhard Botz (Univ. Wien) geleitete und mit einem internationalen Team durchgeführte Mauthausen Survivors Documentation Project (MSDP) wurden 2002/03 über 850 Überlebende interviewt. Die vorliegende Publikation baut auf einer Untersuchung dieser Erzählungen auf. Seine wesentlichen Ergebnisse sind unter anderem: - Nicht eines oder wenige lebensgeschichtliche Erzählungen werden hier analysiert, sondern hunderte oft mehrstündige Interviews mit überlebenden Männern und Frauen. - Sie sind nicht in einer einzigen Sprache (Deutsch, Englisch oder Polnisch etc.), sondern in 16 verschiedenen Sprachen, zum Teil bereits transkribiert und zu einem großen Teil ins Deutsche übersetzt; - Damit können die unterschiedlichen Entwicklungsphasen des KZs Mauthausen und seiner über 40 Außenlager, seine Funktionen für das NS-Regime, die wirtschaftlichen Zielsetzungen der SS und die Todes- bzw. Überlebensbedingungen der Inhaftierten nachverfolgt werden. - Dabei änderten sich die soziale, nationale, gender- und altersmäßige Zusammensetzung der Häftlinge und ihre Lebens- bzw. Sterbebedingungen grundlegend, sodass eine einheitliche Theorie der KZs zu kurz greifen muss und durch eine forschungsbasierte Zusammenschau der vielfältigen Erfahrungen und Erzählungen von Überlebenden ersetzt wird. - Obwohl Terror, Gewalt und Tod gerade in Mauthausen immer präsent waren, wird hier vor allem das alltägliche Leben der Verfolgten untersucht und gefragt, welche Spielräume des Handelns und Möglichkeiten es im KZ gab, um die individuellen Überlebenschancen zu verbessern. - Zwar gab es keine Sicherheit, den vielfältigen Toden in Mauthausen zu entgehen, aber für viele Häftlinge gab es auch Chancen, lebensfördernd zu handeln oder Zufälle für sich (und Freunde und Angehörige) zu nutzen. Dies hing u.a. stark davon ab, in welche rassistischen, nationalen, politischen oder beruflichen Kategorien (Politische, Juden, Zigeuner, Asoziale etc.) sie von der SS eingeordnet wurden und unter welchen Bedingungen sie ins KZ gekommen waren. Die 21 Beiträge des Bandes präsentieren eine über national-kulturelle Grenzen hinaus gehende Neueinschätzung der differenzierten Lebenswelten der Häftlinge und ihrer Überlebenschancen.
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