Wissenschaftsdisziplinen
Geschichte, Archäologie (100%)
Keywords
Velia,
Magna Grecia,
Fortifications,
Urban Development,
Pottery
Abstract
Elea-Velia war eine Stadt an der tyrrhenischen Küste Süditaliens, die im späten 6. Jh. v. Chr.
von Phokäern gegründet wurde, die vor der persischen Invasion in Kleinasien in den Westen
flohen. Die österreichische Archäologie beschäftigt sich seit vielen Jahrzehnten mit dieser
Stadt, wobei die Stadtmauer von Anfang an ein zentrales Thema darstellten, da ihre
Erforschung tiefe Einblicke in die Entwicklung und Ausdehnung einer Stadt erlaubt und
wesentlich zur Rekonstruktion ihrer Geschichte beiträgt.
Während sich die älteren Projekte mit den bis heute gut sichtbaren Teilen der
Stadtbefestigung in den höher gelegenen Bereichen der Stadt beschäftigt hatten,
konzentrierten sich die hier vorgestellten Grabungen der Jahre 1997-1999 auf die
Stadtmauern in der Unterstadt von Elea-Velia. Schon das Studium der Architektur der
Mauerzüge B und E zeigte, dass die Entwicklung der Stadtmauern viel komplexer war als dies
bei den älteren Forschungen angenommen worden war. Die an ausgewählten Punkten
durchgeführten Grabungen legten eine gut erhaltene, ungestörte Abfolge von
archäologischen Straten frei und erlaubten damit wichtige neue Ergebnisse für die Datierung
und die Entwicklung der Befestigungen. Damit konnte die bisher bekannte Periodisierung der
Stadtmauern verfeinert und in ihren absolut-chronologischen Ansätzen korrigiert werden
(Mitte 5. 1. Hälfte 2. Jh. v. Chr.). Sie führten auch zur Entdeckung eines neuen, bisher
unbekannten Mauerzugs (MZG), welcher die früheste Befestigung der Stadt (Mitte 5. Jh. v.
Chr.) an der Seite zum Meer darstellte. Außerdem erbrachten sie neue Argumente für die
bisher umstrittene Lokalisierung des Hafens. Insgesamt konnten sie die überragende
Bedeutung von natürlichen Faktoren für die Entwicklung der Stadt zeigen. Zu nennen sind hier
vor allem regelmäßig wiederkehrenden Hangrutschungen und heftige Meeresstürme.