City Layers: Citizen Mapping als Praxis des Stadt-Machens

Heutzutage werden Städte immer mehr durch Datentechnologien und digitale Plattformen auf Makroebene verändert, was Lücken im Verständnis unserer lokalen Stadträume und Prozesse auf Mikroebene fördert. Wie können wir zukünftige Veränderungen des Stadtraums stärker an den Bedürfnissen der BürgerInnen ausrichten? Wie können BürgerInnen selbst zu den räumlichen Veränderungen beitragen, die sie in ihren Städten sehen wollen? Das Projekt schlägt einen integrativen Weg vor, um zu lebenswerteren Städten beizutragen, und konzentriert sich auf die Beobachtung und Aufzeichnung städtischer Räume durch die BürgerInnen. Die Forschung zielt darauf ab, das Engagement zwischen BürgerInnen und Stadtgestaltung zu vertiefen, indem ein App-basiertes partizipatives Tool angeboten wird, mit dem die BürgerInnen verschiedene materielle und immaterielle Parameter ihrer Städte identifizieren und aufzeichnen können, darunter Lärm, Zugänglichkeit des öffentlichen Raums, Sicherheitsgefühl, Ästhetik, Ausstattung und Witterungsbeständigkeit. Die innovative City-Mapping-App soll ein Kommunikationsmittel zwischen den Bürgern und der Stadt werden, mit dem Ziel, eine neue Art von Daten zu schaffen, die gemeinsam generiert, verwaltet und gepflegt werden. Durch das Erkennen und Äußern ihrer Meinung zu bestimmten Räumen liefern die BürgerInnen wertvolle Daten darüber, wie diese Räume verbessert werden können. Die Beiträge der BürgerInnen werden online einer aktiven Nutzung zugeführt. Auf diese Weise zielt die Forschung darauf ab, individuelle Beobachtungen in kollektives Wissen umzuwandeln und die Stärken von Bürgerbeteiligung in der Stadtgestaltung zu forcieren. Die gesammelten Daten werden einen besseren Dialog zwischen jenen ermöglichen, die den städtischen Raum nutzen, und den anderen, die ihn planen. Damit nutzt die Forschung den Citizen-Science-Ansatz als eine radikal demokratische und dringende Strategie zur Identifizierung der wesentlichen Komponenten, die eine Stadt ausmachen.

Das Top Citizen Science (TCS) Projekt City Layers: Citizen Mapping as a Practice of City-Making untersuchte, wie subjektive, ortsspezifische Erfahrungen von Stadtbewohner:innen in gültiges und verwendbares räumliches Wissen übersetzt werden können. Herkömmliche Methoden der Datenerhebung übersehen oft die gelebten, emotionalen und sinnlichen Dimensionen des urbanen Raums. Dieses Projekt ging diese Lücke an, indem es eine neue partizipative Methode zur Stadtaufzeichnung aus der Perspektive ihrer Bewohner:innen konzipierte, gemeinsam entwickelte und erprobte. Im Zentrum des Projekts steht das Konzept der City Layers, das komplexe urbane Herausforderungen in konkrete, ortsspezifische Indikatoren übersetzt - also in "Schichten" des Stadtraums, die von Bürger:innen identifiziert, kartiert und visualisiert werden. Über einen Zeitraum von zwei Jahren wurde dieses Konzept in eine Co-Creation-Methodik überführt, die es Bürger:innen ermöglicht, Informationen über räumliche Dimensionen wie Klima, Mobilität, Sicherheit, Lärm u. a. beizutragen und abzurufen - und damit zu einer neuen Form erfahrungsbasierter urbaner Intelligenz beizutragen. In Co-Creation-Workshops, Stadtspaziergängen und gemeinsamer Dateninterpretation erfassten über 1.500 Citizen Scientists in ganz Österreich mehr als 5.000 individuelle Einträge. Diese wurden in einem dynamischen digitalen Dashboard aggregiert und visualisiert - einer offenen Wissensinfrastruktur, die qualitative und quantitative Daten zu nutzbaren, subjektiven Karten der Stadt kombiniert. Diese Forschung führte zu drei wesentlichen wissenschaftlichen Beiträgen: Ein methodisches Rahmenwerk für partizipative, ortsspezifische räumliche Datenerhebung, das gelebte Erfahrung und emotionale Wahrnehmung in den Mittelpunkt stellt - validiert durch über 30 Mapping-Sitzungen und fünf abgeschlossene Fallstudien. Eine digitale Open-Knowledge-Plattform, die sowohl als Beteiligungsinstrument als auch als georäumliches Wissensarchiv fungiert - getestet mit Kindern, älteren Menschen, Personen mit Behinderung und neurodivergenten Gruppen. Ein epistemologischer Beitrag, der urbane Daten neu denkt, indem er verteilte, subjektive und kontextspezifische Einsichten einbezieht - und Bürger:innen nicht nur als Sensoren, sondern als aktive Mitgestalter:innen von räumlichem Wissen versteht. City Layers erzielte greifbare wissenschaftliche und gesellschaftliche Ergebnisse. Dazu zählen veröffentlichte Konferenzbeiträge (Responsive Cities Symposium 2023; Annual Conference on Architecture and Urbanism 2022), ein eingereichter Q1-Fachartikel (Urban Planning, 2025) und ein eingeladener Vortrag auf der Konferenz Places and Technologies 2025. Das Projekt wurde international ausgezeichnet: als Finalist bei Falling Walls Science Breakthrough of the Year 2025, als regionaler Gewinner der EU Sparks for Climate 2024 und als EU-Finalist sowie als zweimal ausgewähltes Projekt für den Citizen Science Award (2023, 2025) der OeAD. Das Team erhielt zwei EU-geförderte Folgeprojekte im Rahmen von IMPETUS for Citizen Science. Die Forschung wurde bei großen Wissenschaftskommunikationsveranstaltungen präsentiert - darunter der Young Science Kongress 2023, die EU Researchers' Night 2024 in Graz und das Wiener Forschungsfest 2025. In Zusammenarbeit mit über 15 institutionellen Partnern wurde City Layers schließlich in das TU Wien Innovation Incubation Center (ic) aufgenommen - als wirkungsstarke, forschungsbasierte Innovation.