Wissenschaftsdisziplinen
Andere Geisteswissenschaften (10%); Medien- und Kommunikationswissenschaften (30%); Politikwissenschaften (10%); Soziologie (50%)
Keywords
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Globalization,
Book publishing,
New Institutionalism,
Field Theory,
Media Industry
Das Top Citizen Science Projekt Inside Trading Cultures ist eine Erweiterung zum FWF Einzelprojekt Trading Cultures. Eine Ethnographie internationaler Handelsmessen für TV- Programme, Musik und Bücher um Aspekte der Einbindung von interessierten Bürger/innen in die Forschungsarbeit. Das Basisprojekt untersucht die Bedeutung und Rolle von internationalen Handelsmessen vergleichend für drei Branche der Medienwirtschaft: TV, Musik und Buch. Mithilfe von ethnographischen Feldforschungsmethoden, vor allem Teilnehmender Beobachtung, werden jährlich stattfindende Handelsmessen analysiert. Diese Vorgehensweise eignet sich in besonderer Weise dazu, tiefe und lebensnahe Einblicke in die alltäglichen und als selbstverständlich wahrgenommenen Vorgehensweisen und Routinen von Händler/innen der Medienbranche zu erhalten. Durch die Teilnahme und Beobachtung vor Ort werden die Praktiken und Denkweisen der beteiligten Akteure von innen verstehend dicht beschrieben, bei gleichzeitiger Wahrung einer wissenschaftlich- analytischen Distanz von außen. Da die Forscher/innen und ihre Wahrnehmungen in der Ethnographie das hauptsächliche Datenerhebungs- und Analyseinstrument sind, kommt der kritischen Reflexion der Methode eine besondere Rolle zu. Das Projekt Inside Trading Cultures setzt genau hier an und erweitert die Sichtweisen und Deutungen der beteiligten Forscher/innen um Perspektiven von an Literatur und dem Handel mit Büchern interessierten Bürger/innen. Hauptsächliches Ziel ist es durch die Einbindung von Menschen mit unterschiedlichen Wissens- und Erfahrungshorizonten vor allem eine Vielfalt der Perspektiven in allen Phasen der ethnographischen Forschung von Handelsmessen in der Medienwirtschaft zu erreichen und darüber hinaus den beteiligten Menschen einen exklusiven Einblick in üblicherweise nicht zugängliche Bereiche des Alltags und der Kultur des Buchhandels zu ermöglichen. Im Zentrum des Projekts steht die Feldforschung eines Teams bestehend aus neun Bürger- Wissenschaftter/innen und drei Sozialwissenschafter/innen auf der Frankfurter Buchmesse im Oktober 2017. Das Projekt richtet sich in erster Linie an Multiplikator/innen im Buch- und Literaturbereich, d.h. an Buchhändler/innen, Bibliothekar/innen und Lehrer/innen aus dem Großraum St. Pölten, aber auch an all jene, die in besonderer Weise an Literatur und Büchern sowie der damit verbundenen Frage, wie Mediensysteme funktionieren, interessiert sind, wie z.B. leidenschaftliche Leser/innen oder engagierte Schüler/innen sein.
Das Projekt Inside Trading Cultures setzte sich in einer besonderen Art und Weise mit der Frankfurter Buchmesse, der wichtigsten Fachmesse in der Verlagswirtschaft und darüber hinaus ein gesellschaftliches Ereignis, auseinander. Das Projekt wählte einen neuen und bisher einzigartigen methodisch-konzeptuellen Citizen Science Zugang, der experimentellen Charakter hatte. Dieser Zugang zeichnet sich dadurch aus, dass das Phänomen Frankfurter Buchmesse mit dem Ansatz einer BürgerInnen-Ethnographie (Citizen Ethnography) betrachtet wurde. Das bedeutet, dass an der ethnographischen Feldforschung auf der Frankfurter Buchmesse 2017 neben drei hauptberuflichen SozialwissenschafterInnen auch zwölf ehrenamtliche BürgerwissenschafterInnen beteiligt waren, und dies in einer Weise, die den Grad und die Intensität der Teilnahme der BürgerwissenschafterInnen als außerordentlich hoch und intensiv ausgestaltete. Die Einbeziehung von BürgerInnen in die Feldforschung wurde als eine Ethnographie aus unterschiedlichen Blickwinkeln von Menschen mit verschiedenen Relationen zum Buch bzw. zur Literatur entworfen. Der innovative Mehrwert des Ansatzes ist es, die Sichtweisen und Beschreibungen der SozialwissenschafterInnen zu erweitern und zu reflektieren und andere sowie ergänzende Sichtweisen auf die soziale Wirklichkeit zur Geltung zu bringen. Dies führte zu einer gemeinsamen Publikation, die insbesondere aus insgesamt zehn thematischen Beiträgen der beteiligten BürgerwissenschafterInnen als jeweils eigenständige AutorInnen bzw. in einem Fall in Form eines Interviews mit einer Bürgerwissenschafterin, besteht. Auf diese Weise konnte das Ziel des Projekts, das bedeutende Ereignis der Frankfurter Buchmesse aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu beschreiben, erreicht werden. Es zeigte sich, dass die Frankfurter Buchmesse aus einer großen Anzahl von unterschiedlichen Welten besteht, die mit diesem Ansatz vielschichtig und mehrdimensional beschrieben werden können. Die unterschiedlichen Welten der Frankfurter Buchmesse sind etwa durch räumliche Konstellationen, die sowohl Inklusionen und Treffpunkte als auch Barrieren und Abgrenzungen mit sich bringen, organisiert. Eine weitere wichtige Erkenntnis der Forschung ist, dass die Frankfurter Buchmesse eine außerordentlich bedeutsame politische Dimension aufweist, die auch mit hoher medialer Aufmerksamkeit verbunden ist. Der Bezug zur Öffentlichkeit spielt generell eine wichtige Rolle, was auch bei der genauen Analyse der unterschiedlichen TV-Bühnen (ARD, ZDF, arte, 3Sat) auf der Buchmesse sichtbar wurde. Darüber hinaus werden auf der Buchmesse natürlich auch Rechte und Lizenzen getauscht und persönliche Kontakte geknüpft wie auch aktuelle Trends in der Buchbranche wie z.B. die Digitalisierung diskutiert. Auch diese Aspekte wurden von den BürgerwissenschaftlerInnen beobachtet, protokolliert und aus ihrer je eigenen Perspektive beschrieben.
- FH St. Pölten - 100%
Research Output
- 2 Zitationen
- 1 Publikationen
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2022
Titel Interaction Rituals at Content Trade Fairs: A Microfoundation of Cultural Markets DOI 10.1177/08912416221113370 Typ Journal Article Autor Gebesmair A Journal Journal of Contemporary Ethnography Seiten 317-343 Link Publikation