Historische Holzverwendung in Österreich

Holz war und ist ein elementarer Naturrohstoff - selbst heute steigt der jährliche Bedarf weltweit noch immer. Die Nutzung von Holz hat aber auch eine ausgeprägte kulturhistorische Dimension mit großer zeitlicher Tiefe. So gehört Holz seit über 400.000 Jahren - seit der archäologisch belegten Verwendung von Werkzeugen und Brennholz - zu den wichtigsten Rohstoffen, die die Menschheit begleitet haben. In der Vergangenheit wurden die unterschiedlichsten Holzarten immer ihren Eigenschaften entsprechend eingesetzt. So wird z.B. berichtet, dass in einem Bauernhaus in Böhmen 27 verschiedene Holzarten anzutreffen waren. Das Wissen um die Eigenschaften und Einsatzmöglichkeiten auch von heute selten genutzten Holzarten wurde in manchen Publikationen - beginnend im 18. Jhdt. - zum Teil aufgezeichnet. Ungefähr ab der Mitte des 20. Jhdt. werden in der Literatur nur noch die wichtigsten Nutz- und Handelshölzer beschrieben bzw. werden auch außereuropäische Handelshölzer inkludiert. In alten Werken der Holzbeschreibung und -verwendung wird jedoch nicht auf regionale (geografische) und zeitliche Variabilität des Einsatzes der verschiedensten Hölzer eingegangen. Ziel dieses Projektes ist die Aufarbeitung verschiedener musealer "Holzsammlungen". An Gebäuden, Werkzeugen, Maschinenteilen, Möbeln, Haushaltsgeräten etc. sollen die Holzarten bestimmt und wo möglich auch dendrochronologisch datiert werden. In diesem Projekt ist die Bearbeitung des Österreichischen Freilichtmuseums (Stübing, Stmk.), des Waldbauernmuseums (Gutenstein, NÖ) und des Forstmuseums Silvanum (Landl, Stmk.) vorgesehen. Somit sind verschiedene geografische Räume abgedeckt. Den sehr wertvollen Sammlungen fehlen weitestgehend Angaben über Holzart und genaue Datierungen. In diesem Projekt soll eine Datenbasis an Holzeigenschaften - beschrieben durch die nachgewiesene Verwendung mit geografischem und zeitlichem Bezug - erstellt werden. Ein wichtiger Teilbereich hiervon sind heutzutage selten genutzte Holzarten. Diese Datenbasis ist ein wichtiger Schritt zur Erhaltung von zum Teil verlorengegangenem Wissen und ein großer Schritt in die Zukunft: Die Ergebnisse sollen die Öffentlichkeit in den Museen wieder an die gezielte Holzverwendung erinnern. Weiters ist das gewonnene Wissen um selten genutzte Holzarten ein wichtiger Beitrag zu Diskussionen um Ressourcenverknappung in der Forstwirtschaft. In Bezug auf die untersuchten Gebäude wird das Projekt wichtige Grundlagen für die Erhaltung ähnlicher Bauten, die in Verwendung und weitestgehend nicht unter Schutz stehen, und für die Entwicklung von Sanierungskonzepten liefern.

In der Vergangenheit war Holz der wichtigste Rohstoff. Er wurde mit großem Wissen und viel Erfahrung verwendet. Man versuchte Holz optimal einzusetzen. D.h. auch Verluste bei der Verarbeitung so gering als möglich zu halten. Themen wie Holzartenauswahl, Holzbearbeitung und Nutzung spezieller, natürlicher Holzsortimente wurden im Projekt behandelt.Durch die Arbeiten im Projekt war es möglich einiges des alten Wissens wieder zu entdecken.Innerhalb von drei Jahren wurden knapp 10.000 Objekte aus den Sammlungen von sechs Museen analysiert. Es konnten 50 verschiedene einheimische Holzarten bestimmt werden. Mehr als die Hälfte dieser muss man heute als kaum oder gar nicht genutzt bezeichnen. 20 dieser Holzarten sind den Sträuchern (z.B. Kornelkirsche, Berberitze, Haselnuss) und acht weitere den Obstgehölzen (z.B. Elsbeere, Traubenkirsche, Zwetschke) zuzuschreiben.Es war möglich einige Holzarten als Spezialisten zu beschreiben: Nahezu alle Rechenzähne wurden aus dem Holz der Berberitze (eine feste aber dennoch flexible Holzart eines sehr kleinen Strauches) gefertigt. Die meisten hölzernen Lagerteile wurden aus Apfel- oder Birnenholz gefertigt, welches als hart und dicht zu beschreiben ist. Jedoch würden in Bezug auf Härte und Dichte auch andere Holzarten in Frage kommen. Es muss jedoch einen uns noch nicht bekannten Grund geben, warum diese zwei Holzarten dafür ausgewählt wurden wahrscheinlich die gute Schmierbarkeit.Es gibt aber auch Generalisten: Die Hauptholzart im Baubereich war seit langer Zeit die Fichte. Rotbuchenholz konnte sehr oft für verschiedenste Anwendungen gefunden werden jedoch gab es keine speziellen Anwendungen für die ausschließlich Buchenholz verwendet wurde.Es konnte eine Datenbank mit Informationen zur Holzart, der Beschreibung der Objekte und deren Beanspruchung aufgebaut werden.66 bäuerliche Gebäude aus ganz Österreich, die jetzt im Österreichischen Freilichtmuseum in Stübing zu finden sind, wurden dendrochronologisch datiert. Das älteste Objekt ein Getreidekasten aus der Steiermark wurde bereits 1452 errichtet. Das jüngste Objekt stammt aus 1932. 208 Möbel und 168 Holzgefäße aus drei Museen wurden für die dendrochronologische Altersbestimmung ausgewählt. Das Alter der Möbel variierte zwischen 1524 und 1937, das der Holzgefäße zwischen 1612 und 1940. Bei einem, mit dem Datum 1819, bemalten Kasten konnte das Datum des letzten Jahrringes auf 1814 datiert werden. D.h. es wurden nur fünf Jahre verloren. In diesen fünf Jahren ist einerseits der Zeitbedarf zum Trocknen und andererseits der Verlust von Holz durch das Bearbeiten enthalten.Es wurden zahlreiche Einsatzzwecke natürlicher Wuchsformen (z.B. die Ast-Stamm-Anbindung) gefunden und beschrieben. Diese zeichnen sich durch die hohe Festigkeit des natürlichen Gewebes aus.