Im Wettlauf gegen multiresistente Erreger - Wenn Antibiotika nicht mehr wirken

A post-antibiotic erain which common infections and minor injuries can killfar from being an apocalyptic fantasy, is instead a very real possibility for the 21st century. [WHO Antimicrobial Resistance Global Report on Surveillance (2014)] Multiresistente Erreger halten sich an keine Landesgrenzen. Bedingt durch die zunehmende Globalisierung und Mobilität der Menschen können sich Erreger daher verhältnismäßig schnell über verschiedene Kontinente ausbreiten. Laxe Handhabung von Antibiotika in Landwirtschaft oder Medizin in einer beliebigen Region der Welt hat deshalb direkte Konsequenzen für den Rest. Wer ist schuld an zunehmenden Antibiotikaresistenzen? Wen betrifft es? Wer verfolgt welche Interessen? Wer kommt für die entstehenden Kosten auf und wer profitiert? Wer schützt und wer reguliert? Was bedeutet eine postantibiotische Ära für jeden Einzelnen von uns? Klassischer frontaler Unterricht ist nur begrenzt in der Lage, solche komplexen und emotional aufgeladenen Dynamiken eindrücklich zu vermitteln. In diesem Wissenschaftskommunikationsprojekt bedienen wir uns so genannter rollenbasierter Podiumsdiskussionen (RPBD), um diese versteckten sozioökonomischen Dynamiken aufzeigen und das brisante Thema Antibiotikaresistenzen OberstufenschülerInnen (ca. 15-19 Jahre) zugänglich machen zu können. Die TeilnehmerInnen schlüpfen dabei in die Rolle einer bislang unbekannten Position (z.B. Landwirtschaft, WHO, Greenpeace, Pharmaindustrie oder Medizin) und setzen sich intensiv mit deren Problemen, Einstellungen und Interessen auseinander. Im Rahmen eines Minikongresses, bei dem weitere Klassen der Schule eingeladen sind, präsentieren die SchülerInnen zuerst ihre jeweiligen Positionen mit Postern und beantworten Fragen der KongressbesucherInnen. In der darauffolgenden Podiumsdiskussiontreffendie einzelnenPodiumsdiskussions- TeilnehmerInnen mit ihren oftmals konträren Positionen aufeinander. Schnell ergibt sich eine hitzige Debatte, in der kommerzielle, private oder öffentliche Interessen aufeinander prallen und sich jede(r) Einzelne gegen die (manchmal auch irrationalen) Argumente und Fragen der anderen behaupten muss. RPBD sind äußerst nachhaltige Lernformen, da durch die hohe emotionale Involvierung aller Beteiligten die gelernten Inhalte lange verankert bleiben. Die Methode, die wir im Zuge von zwei Pilot-Aktivitäten 2016 und 2017 bereits in Schulen umsetzen konnten, werden wir in diesem Projekt überarbeiten, erweitern und in optimierter Form in mehreren Schulen durchführen. Ein weiteres Ziel ist es, Methodik und zugehörende Unterrichtsmaterialien auf einer Plattform öffentlich zugänglich zu machen, um auch anderen interessierten Institutionen zu ermöglichen, das hochbrisante Thema Antibiotikaresistenzen mit dieser nachhaltigen Lernform in Schulen zu behandeln.

Infektionen mit multiresistenten Mikroorganismen (AMR) sind ein ernstzunehmendes Problem unserer Zeit und werden konservativen Schätzungen nach ohne konzertierte globale Bekämpfungsmaßnahmen in rund 30 Jahren mehr Menschen das Leben kosten als Krebserkrankungen. Einige der wesentlichsten Maßnahmen um einen post-antibiotische Ära zu umgehen sind vermehrte, weltweit gemeinsame und abgestimmte Anstrengungen in Sachen Bewusstseinsbildung sowie intensive Forschung in Richtung neuer antimikrobieller Metabolite und alternativer Therapiemöglichkeiten. Das Wissenschaftskommunikationsprojekt "Im Wettlauf gegen multiresistente Erreger - Wenn Antibiotika plötzlich nicht mehr wirken" hatte zum Ziel SchülerInnen dieses hochbrisante Thema näher zu bringen und mit ihnen die soziopolitischen Dynamiken kritisch zu beleuchten. Um dies zu erreichen wählten wir das didaktische Tool der rollenbasierten Podiumsdiskussion (RBPD). RBPDs sind interaktive Rollenspiele, bei denen die TeilnehmerInnen in die Rolle einer bislang unbekannten Position (z.B. Landwirtschaft, WHO, Pharmaindustrie oder Medizin) schlüpfen und sich dabei intensiv mit deren Problemen, Einstellungen und Interessen auseinandersetzen, welche z.B. privater, öffentlicher oder kommerzieller Natur sein können. Sobald die einzelnen PodiumsdiskussionsteilnehmerInnen mit ihren oftmals konträren Positionen aufeinander treffen, ergibt sich sehr schnell eine intensive Debatte, in der sich jede(r) Einzelne gegen die (irrationalen) Argumente und Fragen der anderen behaupten muss um seine Perspektive zu verteidigen. Mit Hilfe dieses Tools wollten wir Themen wie der fehlgeleitete Einsatz von Antibiotika in Medizin und Landwirtschaft adressieren, versteckte soziopolitische Dynamiken aufzeigen sowie ein tiefergehendes Verständnis über das wertvolle Gut "Antibiotikum" ermöglichen. Weiters war es uns wichtig die Rolle der universitären Forschung bzw. der Grundlagenforschung in diesem Bereich hervorzuheben um zu zeigen, wie innovativ gerade dieser Bereich unserer Gesellschaft ist. Im Rahmen dieses Projektes wurde diese Methodik aus vorangegangenen Pilotprojekten erweitert und optimiert sowie ein Leitfaden mit Vorgehensweise, Tips, Checklisten und Beispielen für zukünftige RBPDs entwickelt. SchülerInnen von drei ausgewählten Schulen in Tirol und Vorarlberg wurden über mehrere Wochen intensiv in Kleingruppen von ihren jeweiligen MentorInnen in der Ausarbeitung ihrer Rollen begleitet. Das Team der MentorInnen bestand dabei aus MikrobiologInnen (Universität Innsbruck), FachdidaktikerInnen (Universität Innsbruck) und (angehenden) BiologielehrerInnen. Als Abschluß der Aktivität stellten die SchülerInnen ihre Position anderen SchülerInnen in Form eines Minikongresses vor. Auch die BesucherInnen wurden von unserem Team gezielt auf die Thematik vorbereitet um in der nachfolgenden Podiumsdiskussion kritische Fragen stellen zu können. Die hitzige Podiumsdiskussion selbst erfolgte mit großem Enthusiasmus von DiskutantInnen und Publikum und endete mit der Möglichkeit für die SchülerInnen direkt mit den WissenschaftlerInnen in Austausch zu treten. Um die Nachhaltigkeit und Wirksamkeit dieses didaktischen Tools zu evaluieren, wurde das Projekt von WissenschaflterInnen des Instituts für Fachdidaktik untersucht. Teile der Daten wurden bereits publiziert, weitere Auswertungen sind nach wie vor im Gange. Die ersten Ergebnisse untermauern unsere Annahme, dass diese Form des Unterrichts auf mehreren Ebenen äußerst nachhaltig ist und bei vielen SchülerInnen einen Perspektivenwechsel bewirkte.