Neue Ansätze zur kontextbasierten Anpassung von Kartendesign

Mobile Kartenapplikationen werden in unserer mobilen, digitalen Gesellschaft zunehmend und in unterschiedlichsten Bereichen unseres Lebens verwendet, was zu einer Zunahme von Kartennutzungskontexten führt (z. B. bezüglich Unterschiede in den digitalen Fähigkeiten der Benutzer*innen, zeitliche oder umweltbedingte Ablenkungen wie Lärm, direkte Sonneneinstrahlung, Regen usw.). Das Anpassen des Kartendesigns an diese Unterschiede (z. B. durch das Anpassen der Symbologie, um auf Lichtverhältnisse zu reagieren, oder der Verringerung der Interaktivitätskomplexität, um auf kognitive Einschränkungen der Benutzer*innen zu reagieren) unterstützt Kartenbenutzer*innen bei der Verwendung mobiler Karten in diesen unterschiedlichen Kartennutzungskontexten. Die Bewertung von kontextuellen Unterschieden in der Kartennutzung ist daher relevant für die Gestaltung geeigneter Karten sowie für die Definition, wie Kartendesigns zwischen Kartennutzungskontexten variieren oder angepasst werden sollten. Verschiedene Forschungsinitiativen wurden in der Vergangenheit durchgeführt, um die Bedürfnisse unterschiedlicher Kartennutzungssituationen für das Design, den Transfer von Design-Aspekten und die Anpassung mobiler Karten zu verstehen. Dennoch bestehen Forschungslücken in Bezug auf die Modellierung von Kartennutzungskontexten (insbesondere hinsichtlich der Dynamik von Kontextfaktoren, wie z. B. Umwelteinwirkungen). Außerdem sind für Kartendesign allgemein verwendete traditionelle Usability-Evaluierungsmethoden in ihrer Fähigkeit begrenzt, dynamisch ändernde Kartennutzungskontexte zu bewerten, die mit einer dynamischen Anpassung des Kartendesigns verbunden sind. Das Projekt baut auf bisherige Forschungsinitiativen auf und versucht, neue Ansätze für den Transfer und die Anpassung von Kartendesigns zu analysieren, um auf unterschiedliche Kartennutzungskontexte zu reagieren. Das Projekt wird sich insbesondere auf Techniken zur Modellierung von Kartennutzungskontexte und die Analyse von Methoden zur dynamischen Bewertung der Usability der transferierten und angepassten Kartendesigns konzentrieren. Das Projekt zielt ferner darauf ab, Methoden zu evaluieren, um relevante Kontextfaktoren der Kartennutzungssituationen zu identifizieren, welche wesentlich sind, um Anpassungen im Kartendesign auszulösen. Wir werden verschiedene empirische Studien durchführen, bei denen wir darauf abzielen, eine kohärente Methodik zu evaluieren, die traditionelle und dynamische Usability- Evaluierungsmethoden integriert, um die Anpassung des Kartendesigns zu bewerten, Modellierungstechniken für Kartennutzungskontexte sowie adaptive Strategien, um auf den Kontext der Kartenbenutzer*innen mit dem Kartendesign zu reagieren. Das Projekt zielt darauf ab, Forschung zu Transfer und Anpassung von kontextbasierten Kartendesign voranzutreiben. Die Konzeption und Untersuchung einer kohärenten Methodik soll helfen, entwickelte theoretische Konzepte praktikabel zu gestalten und in die Praxis umzusetzen.

Heutzutage sind mobile Karten unverzichtbar für Aufgaben wie die Suche nach dem nächsten Restaurant und dessen Öffnungszeiten oder die Navigation auf Wanderwegen. Wie wir Karten nutzen, wird jedoch stark von unserem Kontext beeinflusst. So priorisieren wir beispielsweise bei Zeitdruck schnellen Zugriff auf räumliche Informationen, während bei starker Sonneneinstrahlung eine hochkontrastreiche Symbolik für die Lesbarkeit entscheidend ist. Dieses Forschungsprojekt untersuchte, wie mobile Karten an solche variierenden Kontexte angepasst werden können, um benutzerfreundlichere Lösungen zu schaffen. Ein wesentlicher Beitrag war eine empirische Studie mit 54 Teilnehmenden. Mithilfe von Virtual Reality (VR)-Technologie simulierte die Studie eine städtische Umgebung, um zu beobachten, wie Nutzer*innen mit mobilen Karten bei Navigationsaufgaben in einer unbekannten Umgebung interagierten. Die Ergebnisse zeigten, dass das Orientierungsempfinden der Teilnehmenden einen starken Einfluss auf ihre Navigationsfähigkeiten und ihre Interaktionen mit der Karte hatte, was die Bedeutung einer adaptiven Kartenentwicklung betonte. Um diese Studie zu ermöglichen, erweiterte das Projekt die Laborausstattung, um die Echtzeitbewegungen der Teilnehmenden in der virtuellen Umgebung mit ihrer Position auf den mobilen Karten zu synchronisieren. Dieser innovative Ansatz wurde mit dem Best Poster Award auf der COSIT 2024 in Quebec City, Kanada, ausgezeichnet. Das Projekt entwickelte außerdem eine umfassende Taxonomie von Kartenverwendungskontexten und den dazugehörigen Methoden zur Erfassung und Anwendung kontextueller Informationen. Diese Taxonomie wurde auf der ICC 2023 in Kapstadt, Südafrika, vorgestellt und förderte den Dialog innerhalb der internationalen kartografischen Gemeinschaft. Zusätzlich wurde ein Workshop organisiert, um führende Forschenden zusammenzubringen und zukünftige Forschungsschwerpunkte zur Anpassung mobiler Karten zu diskutieren. Wichtige Themen waren die Integration menschlicher Faktoren wie der räumlichen Kognition, die Berücksichtigung ethischer Fragestellungen wie Datenschutz und die Gewährleistung von Transparenz und Nachvollziehbarkeit bei der Anpassung von Kartenfunktionen. Zur Ergänzung dieser Arbeiten veröffentlichte das Projekt ein Perspektiv-Paper zur Zukunft der Anpassungen mobiler Karten, das auf die begrenzte Forschung zum Verhalten bei der Nutzung mobiler Karten hinwies. Um diese Lücke zu schließen, wurde ein Kurz-Paper veröffentlicht, das eine datenschutzfreundliche Methode zur Analyse der Kartenutzung implementierte. Der Ansatz fokussierte sich auf minimale Datensätze - die Verfolgung von Zeit und Ort, an dem Nutzer*innen mit Karten interagierten, ohne spezifische Eingaben auf dem Touchscreen zu speichern. Diese Methode zeigte, wie eine Balance zwischen Verhaltensanalyse und Datenschutz gewahrt werden kann. Dieses Projekt leistete wertvolle Beiträge zum Verständnis und zur Gestaltung kontextsensitiver mobiler Karten. Indem es untersuchte, wie situative Faktoren und Nutzungsmerkmale die Interaktion mit Karten beeinflussen, datenschutzfreundliche Methoden für die Verhaltensanalyse anwendete und eine VR-fähige Laborausstattung zur Untersuchung von Nutzungsmustern mit mobilen Karten schuf, hat es eine solide Grundlage für zukünftige Forschungen gelegt. Die Ergebnisse werden zukünftige Bestrebungen informieren, mobile Karten adaptiver und reaktionsfähiger an die unterschiedlichen Bedürfnisse der Nutzer anzupassen.