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Urbanistische Untersuchungen des Ostviertels von Velia - ein unbekanntes Stadtviertel

Urbanistic studies in the Eastern quarter of Velia - a hitherto unknown region of the town

Verena Gassner (ORCID: 0000-0001-6600-5822)
  • Grant-DOI 10.55776/P28156
  • Förderprogramm Einzelprojekte
  • Status beendet
  • Projektbeginn 01.08.2015
  • Projektende 31.01.2019
  • Bewilligungssumme 331.508 €

Wissenschaftsdisziplinen

Geschichte, Archäologie (100%)

Keywords

    Magna Graecia, Greek colonization, Urbanistics, Artisanal Quartes

Abstract Endbericht

Die archäologische Forschung konzentrierte sich in den meisten großgriechischen Städten bisher vor allem auf die zentralen Bereiche der Stadt mit dem öffentlichen und sakralen Raum, während die Randzonen weitgehend außer Acht gelassen wurden. Dies trifft auch auf Velia zu, eine griechische Kolonie, die in der zweiten Hälfte des 6. Jhs. v. Chr. von Phokäern an der tyrrhenischen Küste Italiens gegründet wurde. Das hier präsentierte Projekt zielt hingegen gerade auf die Thematik der Peripherie ab und untersucht in paradigmatischer Weise das Ostviertel von Velia. Dieses wurde als Beispiel ausgewählt, da es trotz der Entfernung vom Zentrum der Stadt einen Bereich darstellt, der entscheidend für das Gesamtbild der Stadt, ihre diachronische Entwicklung und ihre Beziehungen zum Hinterland ist. Zentrales Thema des Projekts ist es, neue Erkenntnisse zur urbanistischen Organisation dieses Stadtviertels zu gewinnen, indem wir für Velia neue Methoden anwenden wie die Erstellung eines digitalen Höhenmodells mit Hilfe einer mit einer qualitativ hochwertigen Kamera ausgerüsteten Drohne, oder durch geophysikalische Prospektionen, um Einblicke in die Anlage des Straßensystems zu erhalten. Diese Untersuchungen werden ergänzt durch an ausgewählten Stellen vorgenommene Grabungen, durch die Fragen zur chronologischen Entwicklung des Viertels sowie zu seiner Funktion beantwortet warden sollen. Nach Parallelen in anderen westgriechischen Kolonien können wir eine Nutzung vor allem als Wohnviertel annehmen, ebenso aber eine Funktion als Handwerkerviertel oder für andere kommerzielle Tätigkeiten. Ferner werden wir die Beziehung des Viertels zum Suburbium außerhalb der Stadtmauern untersuchen, wo das Fiumarellatal nicht nur einen wichtigen Bereich für die Landwirtschaft darstellt, sondern auch Hinweise auf Keramikherstellung erbrachte. Es ist davon auszugehen, dass eine bessere Kenntnis des Ostviertels, das mehr als die Hälfte des gesamten velinischen Stadtgebiets einnimmt, auch unsere Gesamtvorstellungen von der Stadt Velia und ihrer Entwicklung deutlich verändern wird.

Ziel des Projektes war es, erste Einblicke in die Organisation und Entwicklung eines bisher weitgehend unbekannten Teils der griechischen Kolonie Velia an der tyrrhenischen Küste Unteritaliens zu gewinnen. Am Beispiel der südöstlichen Terrasse der Oststadt sollte paradigmatisch ein peripherer Bereich der Stadt und seine Nutzung untersucht werden. Dabei zeigte sich, dass die Südost-Terrasse erst im Laufe des 3. Jhs. v. Chr. Teil der bereits im späten 6. Jh. v. Chr. gegründeten Stadt wurde. Die umfangreichen geophysikalischen Prospektionen brachten ein neues Stadtviertel zutage, dessen urbanistische Ausrichtung sich bis heute im Verlauf der Straßen und selbst der Olivenpflanzungen widerspiegelt. Vier Grabungskampagnen erlaubten es, die Entwicklung dieses Bereichs vom 3. Jh. v. Chr. bis in die Spätantike zu verfolgen. Von besonderem Interesse waren dabei Befunde, die die Auswirkungen des bekannten Vesuvausbruches des Jahres 79 n. Chr. auf das südliche Kampanien zeigten. Obwohl die Zerstörungen nicht so dramatisch waren wie etwa in Pompei, führten sie zu einer Neuorganisation vieler Bereiche der Stadt, die erst im frühen 2. Jh. n. Chr. und damit einige Jahrzehnte nach dem Ausbruch eine Erreichung des früheren Lebensniveaus möglich machte. In Hinblick auf die Funktion zeigte sich ein eher einfaches Wohngebiet, das stark von Werkstätten gekennzeichnet war. Während sich im Süden des Untersuchungsgebiets Öfen für die Keramikherstellung fanden, stellten kleine Öfen für die Eisenverarbeitung und - produktion im Nordteil eine große Überraschung dar. Archäometrische Untersuchungen der Schlacken ergaben, dass das Rohmaterial dafür in spätrepublikanischer Zeit von der Insel Elba importiert wurde, da in Velia selbst keine Eisenerzvorkommen bekannt sind. In Elba fehlten in dieser Zeit hingegen Brennstoffe, die eine weitere Verhüttung des Materials erlaubt hätten.

Forschungsstätte(n)
  • Universität Wien - 100%
Internationale Projektbeteiligte
  • Luigi Cicala, Università degli Studi di Napoli Federico II - Italien

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