Visualitäten von Geschlecht in deutschsprachigen Comics
Visualities of Gender in German-language Comics
Wissenschaftsdisziplinen
Andere Geisteswissenschaften (30%); Soziologie (30%); Sprach- und Literaturwissenschaften (40%)
Keywords
-
Visual Culture,
Image Theory,
German Studies,
Comics,
Gender,
Visualities
Die Bilder und Narrative von Geschlecht, die Comics immer hervorbringen und bisweilen hinterfragen, sind mannigfaltig und substanziell. Dabei ist nicht nur an Jerry Siegels und Joe Shusters idealisierten Kraftkörper Superman sowie an sexualisierte Weiblichkeitsdarstellungen in DC Comics-Figuren wie Wonder Woman oder Catwoman zu denken; sondern auch an Beispiele aus dem deutschsprachigen Raum, wie etwa Anke Feuchtenbergers und Katrin de Vries sich stets neu (de)formierende Körper der Hure H, oder Ulli Lusts Kritik an Geschlechterrollen in Heute ist der letzte Tag vom Rest deines Lebens. Comics arbeiten in jedem Fall mit etablierten Registern von Geschlecht bzw. arbeiten sich daran ab und weisen Körper als Träger kultureller Einschreibungen aus. Anhand von Einzeldarstellungen (vorwiegend im anglo-amerikanischen Raum), hat die Comicforschung sich diesem Themenfeld bereits angenähert; eine strukturierte Sammlung und Untersuchung der Visualitäten von Geschlecht, auch um ihre soziokulturelle Produktivität genau fassen zu können, steht allerdings aus. Das vorliegende Projekt schließt diese Lücke und leistet zentrale Grundlagenarbeit, indem es die Bedingungen, Eigenschaften und Strukturen von Visualitäten von Geschlecht in deutschsprachigen Comics untersucht und durch seine Verortung zusätzlich den dringenden Nachholbedarf einer speziell österreichischen Comicforschung deckt. Der theoretische Referenzrahmen umfasst Bildwissenschaften, Visual Culture und Gender Studies; die Leitfragen lauten: Wie wird Geschlecht in deutschsprachigen Comics dargestellt? Welche Möglichkeiten haben diese, Geschlecht, Körperlichkeit, Sexualität und Begehren abzubilden und zu erzählen? Welche theoretischen, politischen oder ästhetischen Traditionen verfolgen/dekonstruieren sie? Wie (re)produzieren und stabilisieren sie binäre Geschlechternormen? Welche Möglichkeiten des Bruches bieten sie? Susanne Hochreiter, Marina Rauchenbacher und Katharina Serles bearbeiten diese Fragen in drei Phasen, die mit den drei zentralen Zielen korrespondieren: Zunächst werden deutschsprachige Comics mit explizitem Gender-Bezug gesammelt, zusammengestellt und beschlagwortet; die Ergebnisse werden kommentiert und als open-access Datenbank einer breiten, internationalen Öffentlichkeit zugänglich gemacht. In einer zweiten Arbeitsphase werden intersektionale, diskursanalytische und dekonstruktive Auswertungen des Materials vorgenommen. Dabei werden interdisziplinäre Themencluster aufbereitet, ein Glossar zentraler Begriffe verfasst und das in Phase 1 erstellte Korpus erweitert. Zuletzt wird eine meta- und selbstreferenzielle Ebene eingezogen, um mittels der Erkenntnisse aus der thematischen Auswertungsphase eine vertiefte und aktualisierte Theorie des Comics sowie Comicforschungskritik zu leisten, die Verortung und performative Wirkkraft von Comics für den theoretischen Referenzrahmen genau zu fassen und diesen produktiv zu ergänzen.
"Visualitäten von Geschlecht in deutschsprachigen Comics" ist ein Grundlagenforschungsprojekt, das die Bedingungen, Eigenschaften und Strukturen von Visualitäten von Geschlecht untersucht. Es ist die erste systematische Analyse deutschsprachiger Comics in diesem Umfang. Repräsentationen von Geschlecht sind in Comics vielfältig und zeigen die substanzielle Bedeutung von Geschlecht als Strukturkategorie auf. Häufig wird bei diesem Thema etwa an idealisierte männliche Kraftkörper sowie an sexualisierte Weiblichkeitsdarstellungen des Superheld*innen-Genres gedacht. Das vorliegende Projekt widmet sich allerdings den zahlreichen Beispielen aus dem deutschsprachigen Raum: von Anke Feuchtenbergers und Katrin de Vries' sich stets (de)formierenden Körpern der "Hure H" (1996-2007), über Ulli Lusts Kritik an Geschlechterrollen in "Heute ist der letzte Tag vom Rest deines Lebens" (2009), bis hin zu Regina Hofers abstrahierenden und verfremdeten Körperformen etwa in "Blad" (2018). Comics arbeiten mit etablierten Konzepten von Geschlecht bzw. arbeiten sich daran ab und weisen Körper als Träger kultureller Einschreibungen aus. Anhand von Einzeldarstellungen setzt sich die Comicforschung mittlerweile intensiv mit diesem Themenfeld auseinander. Eine strukturierte Sammlung und Untersuchung der 'Visualitäten von Geschlecht', auch um ihre soziokulturelle Produktivität genau fassen zu können, fehlte allerdings. Das vorliegende Projekt leistet hierin zentrale Grundlagenarbeit, indem es die Bedingungen, Eigenschaften und Strukturen von Visualitäten von Geschlecht in deutschsprachigen Comics untersucht und durch seine Verortung an der Universität Wien und der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien zur Entwicklung der österreichischen Comicforschung beiträgt. Der theoretische Referenzrahmen umfasst Literatur- und Bildwissenschaften, Visual Culture Studies und Gender, Queer und Intersektionalitäts-/Interdependenz-Forschung. Die Leitfragen lauten: Wie erzählen Comics, Geschlecht, Körperlichkeit, Sexualität und Begehren? Welche theoretischen, politischen und ästhetischen Traditionen verfolgen oder dekonstruieren sie? Wie (re)produzieren und stabilisieren sie binäre Geschlechternormen? Welche Möglichkeiten der Subversion oder des Bruchs solcher Normen bieten sie? Susanne Hochreiter, Marina Rauchenbacher, Katharina Serles und Naomi Lobnig widmen sich diesen Fragen korrespondierend mit den drei zentralen Zielen des Projekts: Deutschsprachige Comics mit explizitem Gender-Bezug werden gesammelt und beschlagwortet. Die Ergebnisse werden erstens kommentiert und als Open Access-Datenbank einer breiten, internationalen Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Dabei werden interdisziplinäre Themencluster aufbereitet und ein Glossar wichtiger Begriffe verfasst. Zweitens werden in qualitativen, theoretisch geleiteten Einzelanalysen exemplarisch Auswertungen des Materials vorgenommen. Eine meta- und selbstreferenzielle Ebene wird eingezogen, um eine vertiefte und aktualisierte Theorie des Mediums Comic zu bieten sowie bisherige Comicforschung kritisch zu reflektieren. Drittens werden in einer abschließenden Buchpublikation theoretische wie künstlerische Beiträge versammelt, um inhaltlich und formal innovative Zugänge einer deutschsprachigen Comicforschung zur Diskussion zu stellen. Der Ansatz des Bandes entspricht der engen Verflechtung von wissenschaftlicher und künstlerischer Arbeit in den Comics Studies und bietet ein innovatives Handbuchkonzept, das interessierte Leser*innen auch jenseits der Akademia gewinnen möchte.
- Evelyn Annuß, Universität für Musik und darstellende Kunst Wien , assoziierte:r Forschungspartner:in
Research Output
- 34 Publikationen
- 6 Policies
- 6 Künstlerischer Output
- 1 Datasets & Models
- 3 Software
- 44 Disseminationen
- 1 Wissenschaftliche Auszeichnungen
- 1 Weitere Förderungen