Gesicht und Bild. Kunst und Kosmetik, 1500–1800

Painting, das englische Wort für malen, war seit dem 14. Jahrhundert im Wortsinn mit dem Schminken verbunden: Es meinte gleichermaßen das Bemalen von Leinwand und Gesicht mit Farbe. Schriften über Kosmetik setzten das Schminken mit dem Malen gleich. Die Kunstliteratur behandelte manchmal auch das Schminken. Wir wissen, dass Maler wie zum Beispiel die Spanier Velazquez (im 17. Jahrhundert) und Goya (im 18. Jahrhundert) auch dafür bezahlt wurden, Frauen zu schminken. In solchen Fällen verschmelzen Malen und Schminken. In dem Projekt untersuche ich die Bedeutung der Kosmetik als eine Kunst der Verschönerung. Dazu studiere ich Bilder des Gesichts (Porträts) und Schriften über das Gesicht und das Schminken. Ich frage mich, wo überall die Kosmetik eine Rolle spielt, wenn über das menschliche Gesicht gesprochen wird oder wenn das Gesicht gemalt oder gezeichnet wird: In den Künsten, in der Philosophie, in der Medizin, in der Wissenschaft. Das Projekt untersucht, wie diese verschiedenen Bereiche über das Thema Kosmetik zusammenhängen. Gerade in der Zeit vom 16. bis zum 18. Jahrhundert war diese Frage wichtig: Damals entstanden die modernen Naturwissenschaften. Die moderne Vorstellung vom Künstler und vom Arzt wurde entwickelt. Weil Frauen und Männer Makeup verwendeten, ging es auch um die Frage, welcher Berufsstand für die Kosmetik und die Verschönerung des menschlichen Gesichts zuständig sein soll: (männliche) Ärzte, Künstlerinnen oder Künstler. Damit verbunden war immer die Frage, wer der Urheber oder die Urheberin eines gemalten Gesichts sein konnte: die Natur, die Person, die sich schminkt, der Künstler oder die Künstlerin, die es malt? Das Projekt beschäftigt sich auf diese Weise auch mit der Entstehungsgeschichte des modernen Kunstwerks in der Zeit vor 1800.