FWF-Vizepräsidentin Ursula Jakubek, Wissenschaftsministerin Eva-Maria Holzleitner und FWF-Präsident Christof Gattringer bei der Präsentation der FWF-Förderbilanz 2024
FWF-Vizepräsidentin Ursula Jakubek, Wissenschaftsministerin Eva-Maria Holzleitner und FWF-Präsident Christof Gattringer bei der Präsentation der FWF-Förderbilanz 2024: 683 neue Forschungsprojekte starteten im vergangenen Jahr an Österreichs Universitäten und außeruniversitären Forschungsstätten. © FWF/Luiza Puiu

Österreichs Grundlagenforschung wächst – mit mehr Projekten, mehr Forschenden und mehr Ergebnissen: Im Jahr 2024 erhöhten sich die Investitionen des Österreichischen Wissenschaftsfonds FWF in neue Projekte von 349 auf 408 Millionen Euro. Rund 172 Millionen Euro fließen in den Ausbau des Bereichs Naturwissenschaften und Technik, 160 Millionen Euro in Biologie und Medizin und 76 Millionen Euro in die Geistes- und Sozialwissenschaften. Gleichzeitig bleibt der Bedarf an Forschungsförderung weiterhin hoch, denn das von Forschenden eingereichte Antragsvolumen bleibt mit knapp unter 1,7 Milliarden Euro auf einem hohen Niveau.

Insgesamt finanziert der FWF aktuell über 5.000 Wissenschaftler:innen an Österreichs Universitäten und außeruniversitären Forschungsstätten – ein neuer Höchststand, der das herausragende wissenschaftliche Potenzial und die Bedeutung der FWF-Förderungen für die Erfolge von Österreichs Spitzenforschung unterstreicht. Die hochkompetitiven Förderungen spielen eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung exzellenter akademischer Leistungen, der Ankurbelung des Wirtschaftswachstums, der Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit und der Bewältigung gesellschaftlicher Herausforderungen.

„Österreich hat eine lange Tradition als Land der Innovation, des Denkens und der wissenschaftlichen Exzellenz. Doch diese Errungenschaften sind keine Selbstverständlichkeit – sie müssen aktiv geschützt und gefördert werden. Freie Forschung und Wissenschaft sind das Fundament für Fortschritt, Wohlstand und gesellschaftliche Stabilität. Die Verteidigung ebendieser ist eine Investition in die nächste Generation. Der FWF beweist durch seine erfolgreichen Förderprogramme: Eine Investition in die Forschung ist eine Investition in unsere Zukunft“, betont Wissenschaftsministerin Eva-Maria Holzleitner.

„Wissenschaft und Forschung sind für eine moderne Gesellschaft unverzichtbar – sie sorgen für medizinische Fortschritte, moderne Technologien, bessere Bildung und Lösungen für Klimakrise, soziale und kulturelle Fragen. Mit den FWF-Förderungen geben wir tausenden Forschenden die Chance, am Standort Österreich neues Wissen zu entdecken. Daraus folgen belebende Effekte in vielen Bereichen von Wirtschaft und Gesellschaft. Wenn Österreich weiterhin strategisch in Wissenschaft investiert, stärkt es den Standort, schafft Perspektiven und übernimmt Verantwortung für kommende Generationen“, so Christof Gattringer, Präsident des FWF, anlässlich der Präsentation der Förderbilanz.

„Die Förderbilanz enthält zwei Botschaften: Österreichs Grundlagenforschung und die internationale Attraktivität des Standorts wachsen – und damit auch die Zahl exzellenter Forschender, die beim FWF einreichen. Daher bleibt der Finanzierungsdruck aufgrund zahlreicher ‚Approved but not funded‘-Projekte aufrecht. Wichtig für die Zukunft ist es, nicht nachzulassen und weiter in Richtung hochinnovativer Spitzenforschung zu investieren, so wie es internationale Studien wie Draghi-Report oder nationale Analysen von WIFO und IHS empfehlen“, resümiert FWF-Vizepräsidentin Ursula Jakubek.

Entwicklung der FWF-Bewilligungssumme 2015 bis 2024

Grafik zur Entwicklung der Bewilligungssumme 2015-2024
2024 konnte der FWF neue Forschungsprojekte im Umfang von 408 Millionen Euro fördern – mehr als jemals zuvor (Summe in Millionen Euro). © FWF

Entwicklung der FWF-Antragssumme 2015 bis 2024

Grafik zur Entwicklung der Antragssumme 2015-2024
Das Volumen an eingereichten Förderanträgen bleibt nach dem Peak 2023 (aufgrund der finanzintensiven Exzellenzcluster-Anträge) auch 2024 auf einem hohen Niveau (Summe in Millionen Euro). © FWF

Exzellenzorientierung wirkt: Potenzial steigt – und damit der Finanzierungsdruck

Nationale und internationale Forschende reichten rund 2.800 Förderanträge mit einem Volumen von knapp 1,7 Milliarden Euro ein. Mit den 683 finanzierten neuen Projekten im Volumen von 407,8 Millionen Euro sinkt die durchschnittliche Bewilligungsquote über alle Förderprogramme auf 24,4 Prozent (2023: 26,3 Prozent). Das große Ausmaß an Exzellenz zeigt sich auch in einem weiteren Bereich: Betrachtet man den Durchschnitt der letzten fünf Jahre, so kann der FWF jährlich Forschungsprojekte im Volumen von rund 63 Millionen Euro trotz exzellenter wissenschaftlicher Qualität nicht fördern. Diese exzellenten „Approved but not funded“-Forschungsideen können daher in Österreich nicht umgesetzt werden.

Erfolge aufgebaut – jetzt nicht bremsen

Die Präsentation der Förderbilanz erfolgt zur Mitte der aktuell laufenden Finanzierungsvereinbarung 2024–2026, in der es dem FWF gelungen ist, weitere Akzente zu setzen. Dazu zählt eine nächste Vergaberunde der Emerging-Fields-Förderungen im Rahmen der Exzellenzinitiative excellent=austria für standortübergreifende Kooperationsprojekte. Ein weiterer Baustein ist die Vergabe der ersten neuen FWF-ASTRA-Preise für hochtalentierte Postdocs. Der FWF wird sich darüber hinaus aufgrund des hohen Potenzials an exzellenter Spitzenforschung in wichtigen Zukunftsbereichen für die Finanzierung einer neuen Ausschreibungsrunde der Clusters of Excellence und einen gut dotierten FTI-Pakt 2027–2029 einsetzen.

Exzellenzinitiative läuft auf Hochtouren

In der Exzellenzinitiative excellent=austria zum Ausbau der Spitzenforschung an den Universitäten und außeruniversitären Forschungsstätten konnten 2024 weitere vier Exzellenzcluster mit 75 Millionen Euro und die ersten Emerging Fields mit 31 Millionen Euro bewilligt werden. Die vier weiteren Exzellenzcluster vertiefen Grundlagenforschung in den Bereichen Hirnforschung, gesundes Altern, Künstliche Intelligenz und Materialforschung. Die fünf Emerging Fields bringen Forschungsfragen mit besonderem Innovationspotenzial und Risikofreude voran: globale Versorgungssicherheit, Tumortherapien, Evolutionsforschung, Hirnforschung und neue Zugänge an der Schnittstelle von Mathematik und Relativitätstheorie. Aktuell läuft das Auswahlverfahren für weitere Emerging Fields, die im März 2026 bewilligt werden.

Förderungen für alle Bereiche moderner Spitzenforschung

Neben diesen großen Forschungsnetzwerken der Exzellenzinitiative finanziert der FWF weiterhin die gesamte Vielfalt der Wissenschaftsdisziplinen auf allen Karrierestufen – von den flexiblen Projektförderungen auf nationaler und internationaler Ebene (187,2 Millionen Euro) über die Nachwuchs- und Karriereförderungen (74,3 Millionen Euro) bis hin zu den explizit kooperativen Forschungsvorhaben (39,6 Millionen Euro) und Kommunikations- und Partizipationsförderungen (0,9 Millionen Euro). Spezielle Angebote wie beispielsweise Arts-based Research, Klinische Forschung oder die über den Fonds Zukunft Österreich finanzierten Spezialforschungsbereiche sowie doc.funds-Förderungen stärken eine vielfältig und breit aufgestellte Forschungslandschaft.

Über 5.000 Personen arbeiten in FWF-Projekten in ganz Österreich

Gemeinsam mit den neu bewilligten Projekten liefen mit Jahresende 2024 insgesamt 2.521 FWF-finanzierte Forschungsprojekte. Daran sind 5.006 Forschende an Universitäten und weiteren Institutionen beteiligt, davon 47,2 Prozent Frauen. Besonders erfreulich ist, dass knapp 70 Prozent davon Nachwuchswissenschaftler:innen (35 Jahre oder jünger) sind. Das unterstreicht den Stellenwert des FWF bei der Ausbildung der nächsten Generation von Topforschenden. Speziell die Karriereprogramme des FWF erfüllen die wichtige Aufgabe, wissenschaftlichen Nachwuchs durch Forschung auszubilden und den Brain-Drain zu verhindern. Um seine Angebote in einer sich wandelnden Wissenschaftswelt auch künftig optimal an den Bedürfnissen von Forscher:innen auszurichten, führt der FWF eine Umfrage innerhalb der wissenschaftlichen Community durch. Die Ergebnisse werden im Herbst 2025 veröffentlicht.

Attraktive Förderangebote für Incomings

Die Förderangebote des FWF sind seit vielen Jahren darauf ausgelegt, die besten Forschenden national und international anzuziehen. Dazu zählt beispielsweise das Karriereprogramm ESPRIT, in dem der Anteil von Forschenden mit internationaler Biografie besonders hoch ist – für knapp die Hälfte aller ESPRIT-geförderten Forschenden ist die FWF-Förderung der entscheidende Grund, nach Österreich zu kommen und hier ihre wissenschaftliche Karriere weiterzuentwickeln. Im Bereich der fortgeschrittenen Postdocs erwartet der FWF bei den neuen FWF-ASTRA-Preisen einen ebenso hohen Anteil an „Incomings“, also Forschenden, die zuletzt an einer ausländischen Forschungsstätte tätig gewesen sind. Neben diesen beiden Angeboten bieten die Einzelprojektförderungen Flexibilität und Freiraum, um Pionierprojekte in allen Disziplinen der Grundlagenforschung umsetzen zu können.

Weitere Projekte des Fonds Zukunft Österreich auf Schiene

Drei Spezialforschungsbereiche (11,8 Millionen Euro), drei Forschungsgruppen (4,4 Millionen Euro) und acht doc.funds- und doc.funds.connect-Konsortien (16,2 Millionen Euro) mit 65 neuen Doktoratsstellen sowie mehrere Matching-Funds-Förderungen mit den Bundesländern konnte der FWF auf Basis der Mittel des Fonds Zukunft Österreich umsetzen. Darüber hinaus setzte der FWF gemeinsam mit der Österreichischen Akademie der Wissenschaften das Förderprogramm „Disruptive Innovationen – Early Career Seed Money“ mit Förderungen für 30 Forschende in der frühen Karrierephase mit insgesamt 2 Millionen Euro um. Diese Finanzierungsquelle ist für den FWF von zentraler Bedeutung, daher hat er sich auch 2025 um Fördermittel aus dem Fonds Zukunft Österreich beworben.

Internationales Peer-Review mit weltweit führenden Forschenden

Internationale Qualitätsmaßstäbe bestimmen die Fördervergabe des FWF – einziges Entscheidungskriterium für eine Förderung ist die wissenschaftliche Exzellenz. Im Jahr 2024 wurden rund 5.000 internationale Gutachten aus über 60 Ländern eingeholt, zum Großteil von Forschenden aus den USA, Deutschland und Großbritannien.

Impact auf allen Ebenen: Incomings, Gründungen, Entdeckungen

Die Effekte der FWF-Förderungen sind vielfältig und zeigen sich kurz- und langfristig. Bei der Präsentation der Förderbilanz mit Wissenschaftsministerin Eva-Maria Holzleitner und FWF-Präsident Christof Gattringer zeichneten drei Wissenschaftler:innen die Bedeutung der FWF-Förderungen nach: die indische Geologin Anindita Dey, die 2024 mit einer ESPRIT-Karriereförderung von der Universität Delhi nach Österreich an die Universität Wien wechselte und die Relevanz der FWF-Förderung für ihre Entscheidung unterstrich. Als Beispiel für einen gelungenen Transfer von Erkenntnissen aus der Grundlagenforschung in die Praxis war Mikrobiologin Birgit Mitter dabei, die vor 20 Jahren in FWF-Projekten den wissenschaftlichen Grundstein für die spätere Gründung eines erfolgreichen Spin-offs legte und heuer mit zwei Phönix-Gründungspreisen ausgezeichnet wurde. Und Michael Wagner, Mikrobiologe an der Universität Wien und Director of Research eines Exzellenzclusters, gab stellvertretend für hunderte an den Clustern beteiligte Forschende einen aktuellen Einblick in die Arbeiten und den Impact der Cluster.

Alle Förderstatistiken im Überblick

Einen Jahresrückblick sowie die gesamten Leistungszahlen finden Sie im aktuellen FWF-Jahresbericht. Darüber hinaus bietet das neue FWF-Dashboard die Möglichkeit, sämtliche Förderkennzahlen und -statistiken aus allen Programmen abzurufen.

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