Gut zwei Drittel der erwachsenen Ăsterreicher:innen â Politiker:innen eingeschlossen â wissen nicht, was Geld eigentlich ist. Das ist eines der Ergebnisse wirtschaftssoziologischer Studien, die Klaus Kraemer zum Thema Geld durchgefĂŒhrt hat und seiner Forschungsgruppe den Anlass gaben, das Forschungsprojekt zur Nutzung barer und unbarer Zahlungsmethoden (âPayment Methods in Motionâ) durch ein Citizen-Science-Projekt zu ergĂ€nzen, das den âdigitalen Euroâ zum Thema macht. âVielen ist nicht bewusst, dass mit den digitalen Bezahlmethoden wie PayPal, Apple- oder GooglePay auch die Geldschöpfung zunehmend in privater Hand ist. Nur fĂŒnf Prozent des Geldes, mit dem wir zu tun haben, wird von der EuropĂ€ischen Zentralbank ausgegeben und das ist bislang ausschlieĂlich Bargeldâ, so Kraemer. Der digitale Euro, der in den nĂ€chsten Jahren erstmals ausgegeben werden soll, wĂ€re somit das einzige öffentliche Digitalgeld. Was denken EU-BĂŒrger:innen darĂŒber? Was wissen sie? Das Top-Citizen-Science-Projekt wird zwei BĂŒrger:innen-Konferenzen durchfĂŒhren, einmal mit SchĂŒler:innen, einmal mit einer fĂŒr die österreichische Bevölkerung reprĂ€sentativen Zusammensetzung. Die Teilnehmenden werden sich in diesen Konferenzen ĂŒber den digitalen Euro informieren und mit Methoden der Sozialforschung ihre Einstellungen dazu erheben, um diese kritisch zu hinterfragen. Die Soziolog:innen wiederum nutzen die Prozesse, um zu verstehen, wie sich Einstellungen entwickeln und möglicherweise verĂ€ndern. âAus unseren Studien wissen wir, dass das Misstrauen gegenĂŒber Institutionen wie der EZB groĂ ist. Mit dem Citizen-Science-Projekt erfahren wir hoffentlich mehr darĂŒber, warum das so ist und ob Partizipation und Information daran etwas Ă€ndernâ, so Kraemer.
Offene Wissenschaft: FĂŒnf neue Top-Citizen-Science-Projekte

Wissenschaft ist nie weit von Gesellschaft und Alltag entfernt. Das zeigen die fĂŒnf Projekte, die in diesem Jahr durch die Förderung des FWF-Programms Top Citizen Science zwei Jahre lang gemeinsam mit Nichtwissenschaftler:innen, darunter viele Jugendliche und SchĂŒler:innen, durchgefĂŒhrt werden können. âDie Projekte in diesem Jahr sind von besonders groĂer Relevanz sowohl fĂŒr BĂŒrger:innen als auch fĂŒr die Wissenschaft. Keines der Projekte wĂ€re möglich ohne die Einbeziehung von Lai:innen, was unser Vertrauen in diese Art der Forschung und in unsere Förderschiene noch verstĂ€rktâ, sagt Christof Gattringer, PrĂ€sident des FWF.
In diesem Jahr werden durch den FWF fĂŒnf Top-Citizen-Science-Projekte gefördert. Das Fördervolumen betrĂ€gt 460.000 Euro; von den Kommunikationswissenschaften, die Soziologie und die VeterinĂ€rwissenschaften ĂŒber die Mikrobiologie bis hin zur Kunst- und Kulturgeschichte sind natur-, sozial- und geisteswissenschaftliche Disziplinen vertreten.
Alle Top-Citizen-Science-Projekte sind Teil eines vom FWF geförderten Basis-Forschungsprojekts und ergÀnzen dieses. Auf diese Weise wird ein sehr hohes akademisches Niveau sichergestellt.
Die aktuellen Projekte laufen 2025 bis 2026. Wir stellen vier der fĂŒnf Projekte vor.
Ăber Top Citizen Science
Top Citizen Science fördert ForschungsaktivitĂ€ten, die eine Beteiligung von BĂŒrger:innen ermöglichen, welche somit zu einem substanziellen, zusĂ€tzlichen wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn beitragen. Die wissenschaftliche QualitĂ€t der Top-Citizen-Science-Projekte wird durch ein zugehöriges FWF-Forschungsprojekt (âBasisprojektâ) sichergestellt, das bis zur Förderentscheidung (Oktober des Einreichjahres) noch nicht abgeschlossen ist. Ein Top-Citizen-Science-Projekt kann maximal 24 Monate dauern und eine Förderung von maximal 100.000 Euro erhalten. Die Entscheidung ĂŒber die Förderung als Top-Citizen-Science-Projekt trifft das Kuratorium des FWF auf Grundlage einer internationalen Begutachtung.