64 neue Doktoratsstellen entstehen in ganz Österreich
Mit den doc.funds-Förderungen baut der FWF dank Mitteln des Fonds Zukunft Österreich und des BMBWF die strukturierte Doktoratsausbildung an Österreichs Forschungsstätten weiter aus. Doktorand:innen erhalten ein exzellentes Forschungsumfeld, um sich intensiv zukunftsweisenden Fragestellungen widmen und in ihrem Forschungsfeld weiter Fuß fassen zu können. Die Förderungen stärken gleichzeitig die wissenschaftliche Exzellenz in Forschung und Lehre.
Fünf neue doc.funds in Innsbruck und Wien
Fünf Doktoratsprogramme konnten in der jüngsten doc.funds-Entscheidungsrunde des FWF überzeugen und werden mit rund 9 Millionen Euro über vier Jahre hinweg gefördert. 44 Doktorand:innen können dadurch in diesen Doktoratsprogrammen an der Technischen Universität Wien, der Universität Innsbruck, bei einem Konsortium von Medizinischer Universität Wien, IMBA und Gregor-Mendel-Institut für Molekulare Pflanzenbiologie sowie einem Konsortium der Medizinischen Universität Innsbruck und der Universität Innsbruck ihre Forschungsarbeit aufnehmen.
Vier neue doc.funds.connect in Hagenberg, Klagenfurt, Krems, St. Pölten und Wien
Im doc.funds.connect-Programm, das auf die Herausbildung gemeinsamer Ausbildungsangebote von Fachhochschulen und Universitäten fokussiert, können vier neue Doktoratsprogramme mit einem Gesamtvolumen von knapp über 4 Millionen Euro starten. Mit dem Angebot eröffnen sich für Forschende und Institutionen Möglichkeiten einer längerfristigen Kooperation im Bereich der anwendungsorientierten Grundlagenforschung. Hier arbeiten die Veterinärmedizinische Universität Wien mit der FH Oberösterreich und der TU Wien, die FH St. Pölten mit der TU Wien, das IMC Krems mit der MedUni Wien sowie die FH Kärnten mit der MedUni Wien zusammen. 20 neue Doktoratsstellen entstehen dadurch.
Die neuen doc.funds im Detail
Doktoratsprogramm „TU-DX: Towards Applications of 2D Materials“
Koordination: Florian Libisch, Technische Universität Wien
Fördervolumen: 2 Millionen Euro
Ein Material aus nur einer einzigen Schicht von Atomen hat keine wirkliche „Dicke“ – man spricht daher von „2D-Materialien“. 2010 wurde dafür der Physik-Nobelpreis vergeben. Inzwischen hat man bei solchen Materialien eine Fülle neuer Effekte entdeckt, 2D-Materialien haben das Potenzial, ganze Technologiebereiche zu revolutionieren. In diesem Doktoratskolleg soll besonders ihr Einsatz für Photovoltaik, Nanoelektronik und Biosensorik erforscht werden. Die Materialien werden an der TU Wien synthetisiert, charakterisiert, am Computer simuliert und technologisch angewandt. Dabei greifen Physik, Chemie und Elektrotechnik sowohl in der Forschung als auch in der Ausbildung eng ineinander.
Doktoratsprogramm „Philosophy as Conceptual Engagement"
Koordination: Max Kölbel, Universität Wien
Fördervolumen: 1,8 Millionen Euro
Ist Philosophie ein unzusammenhängendes Sammelsurium von Fragen und Methoden, die nur durch historischen Zufall derselben Disziplin zugerechnet werden? Das Projekt erforscht die Hypothese, dass zumindest ein großer Teil der Philosophie durch eine übergeordnete Aufgabe geeint ist: die Reflexion auf unsere Denkwerkzeuge (Begriffe). Es geht darum, unsere tatsächlichen Begriffe zu beschreiben, rein mögliche Begriffe zu erforschen und nach Verbesserungen zu suchen. Die Hypothese hat Grenzen. Eine metaphilosophische Untersuchung der PhD-Projekte der Vienna Doctoral School of Philosophy wird dazu beitragen herauszufinden, wo diese liegen.
Doktoratsprogramm „The Future of Mountain Forests: Responses to a Drier Climate“
Koordination: Stefan Mayr, Universität Innsbruck
Fördervolumen: 1,6 Millionen Euro
Der Klimawandel ist in alpinen Regionen besonders ausgeprägt, wodurch auch Bergwälder und deren Schutzfunktion intensiv betroffen sind. Das doc.funds-Projekt „The Future of Mountain Forests“ untersucht die Effekte zunehmender Trockenheit auf Bäume und Waldökosysteme im Gebirge. Im Rahmen von acht Doktoratsarbeiten sollen die Auswirkungen auf Kohlenstoff- und Wasserhaushalt, auf pflanzliche Stressreaktionen, Wechselwirkungen mit Mikroorganismen sowie Ökosystemleistungen analysiert werden. Die interdisziplinären Forschungsarbeiten werden an drei Feldstationen im Bergwald durchgeführt und von Wissenschaftler:innen im Forschungsschwerpunkt „Alpiner Raum“ der Universität Innsbruck betreut.
Doktoratsprogramm „RNA@core: Molecular mechanisms in RNA biology”
Beteiligte Partner: Gregor-Mendel-Institut für Molekulare Pflanzenbiologie, IMBA – Institut für Molekulare Biotechnologie, IMP - Research Institute of Molecular Pathology, Medizinische Universität Wien, Universität Wien
Koordination: Javier Martinez Fernandez, Medizinische Universität Wien
Fördervolumen: 2 Millionen Euro
Bahnbrechende, auf RNA-Forschung basierende Technologien – wie z. B. die Genschere CRISPR oder die mRNA-Impfstoffe – haben die biologische Grundlagenforschung ebenso wie therapeutische Ansätze revolutioniert und unser tägliches Leben verändert. Um in diesem wichtigen Forschungsfeld weitere Fortschritte zu erzielen, bedarf es der gezielten Ausbildung von Expert:innen, die zukünftig die Vielfalt der RNA-Biologie erforschen. Mit RNA@core etablieren wir ein umfassendes Ausbildungsprogramm, das Doktorand:innen in theoretischer und praktischer Hinsicht das erforderliche Wissen und die Techniken der RNA-Forschung vermittelt.
Doktoratsprogramm „CavX – Calcium channels in excitable cells“
Beteiligte Partner: Universität Innsbruck, Medizinische Universität Innsbruck
Koordination: Petronel Tuluc, Universität Innsbruck
Fördervolumen: 1,4 Millionen Euro
In elektrisch erregbaren Zellen wie Nerven, Muskeln und endokrinen Zellen regeln Kalziumkanäle eine Vielzahl lebenswichtiger Funktionen, wie die synaptische Übertragung, sensorische Prozesse wie Hören und Sehen, Muskelkontraktionen und Hormonfreisetzung. Fehlfunktionen dieser Ionenkanäle liegen viele Erkrankungen wie Autismus, Parkinson, Diabetes, Netzhauterkrankungen, Schwerhörigkeit, sowie Muskelschwäche zugrunde. Die Forscher:innen des CavX Programms – bestehend aus 7 Arbeitsgruppen der Leopold-Franzens-Universität und Medizinischen Universität Innsbruck – studieren nun eine Reihe dieser Kalziumkanal-Funktionen und Erkrankungen mit modernsten Methoden, um so deren Potenzial für pharmakologische Interventionen zu ergründen.
Die neuen doc.funds.connect im Detail
Doktoratsprogramm „PLFDoc: Precision Livestock Farming“
Beteiligte Partner: Veterinärmedizinische Universität Wien, FH Oberösterreich, Technische Universität Wien
Koordination: Michael Iwersen, Veterinärmedizinische Universität Wien
Fördervolumen: 1 Million Euro
Precision Livestock Farming (PLF) ist der Einsatz digitaler Technologien zur Unterstützung des Herden- und Gesundheitsmanagements in der Tierhaltung. Das multidisziplinäre Konsortium PLFDoc bringt Expert:innen der Veterinärmedizinischen Universität Wien, der TU Wien und der FH Oberösterreich zusammen, um neue Instrumente zur Vorhersage von Geburtsproblemen bei Schweinen und Kühen zu entwickeln. Die automatisierte Analyse von Videodaten unter Zurhilfenahme von erklärbarer künstlicher Intelligenz und maschinellem Lernen wird dazu beitragen, die Gesundheit der Muttertiere und ihrer Nachkommen zu verbessern. Absolvent:innen der interuniversitären PLFDoc School werden ein profundes Wissen der Entwicklung und Anwendung von PLF-Technologien erlangen, dass ihnen hervorragende Jobperspektiven eröffnet.
Doktoratsprogramm „Visual Analytics and Computer Vision Meet Cultural Heritage“
Beteiligte Partner: FH St. Pölten, Technische Universität Wien
Koordination: Wolfgang Aigner, FH St. Pölten
Fördervolumen: 1 Millionen Euro
Die Möglichkeiten zur Bewahrung unseres kulturellen Erbes haben durch digitale Technologien enorme Fortschritte erzielt. Visuelle Medien wie historische Fotografien und Amateurfilme sind wichtige Bestandteile der durch Digitalisierung erzeugten Mediensammlungen. Um die Inhalte dieser zu erfassen und neue Erkenntnisse zu gewinnen, braucht es Methoden, die effiziente automatisierte Datenanalyse mit dem Wissen von Fachexpert:innen verknüpfen. VaCoViCu untersucht Ansätze der automatischen Bildanalyse und der Visualisierung, um historische Mediensammlungen zu erschließen und sie einem breiten Nutzer:innenkreis zugänglich zu machen. Zentraler Aspekt ist dabei die interdisziplinäre Herangehensweise zwischen Informatik und den Geistes- und Sozialwissenschaften.
Doktoratsprogramm „Transformation of Pre-Clinics into Clinics by Organoids“
Beteiligte Partner: IMC Krems, Medizinische Universität Wien
Koordination: Harald Hundsberger, IMC Krems
Fördervolumen: 1 Millionen Euro
Trotz zahlreicher neuer Therapieoptionen stellt die Therapieresistenz noch immer eines der größten Probleme bei der Behandlung von Krebspatient:innen dar. Im Projekt TOPICO bearbeiten fünf Wissenschaftler:innen der IMC FH Krems und der Medizinischen Universität Wien das Problem der Therapieresistenz von Krebszellen. Das interdisziplinäre Team setzt spezielle Organoid-Technologien ein, um sowohl die Mechanismen der Resistenz in Haut-, Darm- und Leberkrebs zu erkunden als auch neue Therapieoptionen basierend auf einem gemeinsamen Zielmolekül zu entwickeln. Das Projekt ist integrativer Bestandteil des MedUni-PhD-Programms „Malignant Diseases“ und will eine translationale, angewandte Doktoratsausbildung gewährleisten, die den Student:innen neue berufliche Perspektiven im akademischen und nicht akademischen Sektor eröffnen soll.
Doktoratsprogramm „Platform for brain research using UHF MRI, histology, and AI“
Beteiligte Partner: FH Kärnten, Medizinische Universität Wien
Koordination: Günther Grabner, FH Kärnten
Fördervolumen: 1 Millionen Euro
Das Projekt mit dem Titel „Plattform für Hirnforschung mit UHF-MRT, Histologie und KI“ ist eine Kooperation zwischen der Fachhochschule Kärnten und der Medizinischen Universität Wien. Insgesamt werden sieben PhD-Studierende neue Methoden im Bereich der Ultrahochfeld-Magnetresonanztomographie, Histologie und künstlichen Intelligenz entwickeln um Forschungsfortschritte in der Behandlung von Hirntumoren und demyelinisierenden Erkrankungen wie z.B. Multipler Sklerose zu erzielen. Hauptziel ist der schnelle Transfer von neuen Forschungsmethoden und -ergebnissen in den klinischen Einsatz.
FWF-Förderprogramm doc.funds
Das Programm ermöglicht die wissenschaftliche und künstlerisch-wissenschaftliche Ausbildung von Doktorand:innen im Rahmen bestehender strukturierter Doktoratsprogramme an österreichischen Forschungsstätten. Ziel ist es, Ausbildungsstrukturen nachhaltig zu festigen und hoch qualifizierten Nachwuchsforschenden exzellente Rahmenbedingungen zu ermöglichen. Die nächste Ausschreibungsrunde wird Mitte Dezember 2022 starten und bis März 2023 offen sein.
FWF-Förderprogramm doc.funds.connect
Das kooperative Doktorat zwischen Universitäten und Fachhochschulen soll weitere Synergien in der heimischen Forschungslandschaft heben. Das Programm intensiviert nicht nur die Zusammenarbeit zwischen den österreichischen Forschungsinstitutionen, sondern baut auch die Forschungskompetenz der Fachhochschulen auf hohem internationalem Niveau weiter aus und bietet Forschenden mehr Flexibilität und Möglichkeiten. Eine nächste Ausschreibungsrunde ist in Planung.