Hanghaus 1 in Ephesos. Die Gläser

Mit diesem Band der Forschungen in Ephesos werden die rund 1150 Glasfunde aus Hanghaus 1 vorgelegt, die von der späthellenistischen Periode bis ins 7. nachchristliche Jahrhundert reichen. Der Baugeschichte entsprechend handelt es sich in den ersten drei Jahrhunderten vorwiegend um hochwertiges Tafelgeschirr, dem Ende des 3. Jhs. n.Chr. infolge von Erdbeben und wirtschaftlichem Niedergang um einfache Gebrauchswaren. Trotz des stark fragmenierten Zustandes bietet die deskriptive und zeichnerische Vorlage des gesamten Materials einen guten Überblick über die im westlichen Kleinasien verwendeten Formen. Entsprechend der Stadt am Schnittpunkt zwischen dem west- und dem oströmischen Bereich überschneiden sich auch in den Glasfunden westliche und östliche Einflüsse. Bis in die erste Hälfte des ersten nachchristlichen Jahrhunderts erfolgte die Versorgung fast ausschließlich aus dem östlichen Mittelmeerraum, Import aus dem Westen ingrößerem Stil läßt sich erst ab flavischer Zeit nachweisen. Diesen Fragen nach Produktionsstätten, Verbreitung und Datierung wurde durch umfassende Vergleiche mit anderen Fundorten nachgegangen, wobei zusätzlich stratigraphische Feststellung von 22 homogenen Fundkomplexen aus verschiedenen Epochen für einige Typen eine genauere Datierungshilfe ergab. Daraus ergaben sich für einige Formen bzw. Techniken wie z.B. den Glockenbecher Nr. 360 oder den figürlichen Schliff auf einer Schale des Typs Isings 12 neue Ansätze. Unterstützt und erweitert wird die archäologische Aufarbeitung durch einen naturwissenschafltichen Teil. Aus verschiedenen Formgruppen wurden unter Bedachtnahme auf eine möglichst breite typologische und chronologische Streuung 106 Proben ausgewählt und materialanalytisch untersucht. Zusätzlich wurden Rohglasbrocken aus einer Glaswerkstätte des 6. Jhs. auf der Agora in die Untersuchung einbezogen. Zweck und Ziel solcher Analysen ist die Bereitstellung von Daten, deren Vergleich mit ähnlichen Untersuchungen von anderen Fundorten Rückschlüsse auf die Herkunft der Rohstoffe für Primärgläser einerseits und dessen Verbreitung zur Weiterverarbeitung in sekundären Werkstätten andererseits ermöglichen soll. Die Ergebnisse sind vielversprechend, da sich einige aussagekräftige Cluster ergaben.