Hand hält Glühbirne in Sternenhimmel
Der FWF schließt mit ASTRA die Reform seiner Karriereangebote ab. © Pexels/Bertelli

Qualitätsorientiert, zukunftsweisend und fair: So lässt sich die Weiterentwicklung der Karriereförderungen des FWF auf den Punkt bringen. Mit der neuen Karriereförderung ASTRA („Advanced-Stage Research Award“) reformiert der FWF sein Förderangebot für fortgeschrittene Postdocs mit überdurchschnittlichen, international sichtbaren Forschungsleistungen. Verantwortung übernehmen, das eigene Forschungsprofil konsolidieren und sich die notwendigen Qualifikationen für akademische Führungspositionen aneignen – die FWF-ASTRA-Preise machen es aufgrund ihrer international konkurrenzfähigen Dotierung Established Researchers („R3“) möglich, ihre akademische Karriere an einer österreichischen Forschungsstätte zu festigen. In dieser Karrierephase – kurz vor einer möglichen ersten Berufung –, in der Forschende in einem besonders intensiven Konkurrenzverhältnis zueinander stehen, gewährleistet ASTRA eine faire Verteilung der Förderchancen. Das Programm bietet attraktive Rahmenbedingungen für Forschende, um sich unabhängig von Geschlecht oder Fachdisziplin zu einer wissenschaftlichen Führungskraft entwickeln und langfristig etablieren zu können. FWF-ASTRA-Preise sind mit einer Basissumme von 500.000 bis 1 Million Euro dotiert und können für Frauen mit einem Tenure-Paket von 200.000 Euro aufgestockt werden. Die Förderungen mit einer fünfjährigen Laufzeit werden nach einem zweistufigen Entscheidungsverfahren einmal pro Jahr an 18 Forschende (derzeit geplante Anzahl) vergeben. Ein Shortlist-Platz garantiert bis zu zehn weiteren Forschenden eine Förderung von 450.000 Euro.

ESPRIT und ASTRA – das Karriereförder-Duo nach internationalem Maßstab

ASTRA löst sowohl das bisherige Frauenprogramm Elise Richter bzw. Elise Richter PEEK als auch das START-Programm ab und knüpft an das 2021 erfolgreich eingeführte Early-Stage-Programm ESPRIT („R2“) an. Somit bietet der FWF Postdocs künftig ein kompetitives, zweistufiges Karriereförderangebot nach internationalen Maßstäben an, das bisherige Unterschiede im Hinblick auf Dotierung und Renommee ausgleicht. Künftig werden Forschende auf allen Karrierestufen nicht mehr unterschiedlich nach ihrem Geschlecht, sondern entlang ihrer gemeinsamen Bedürfnisse gefördert. Gleichzeitig bleibt die Förderung von Frauen am Weg zu akademischen Führungspositionen ein zentrales Programmziel, die Hälfte der Förderungen ist wie auch bei ESPRIT für Frauen reserviert.

Rückgang der Richter-Anträge und frustrierende START-Bewilligungsquote

Es sind vor allem zwei Entwicklungen, die die Reform notwendig machen: So ging die Nachfrage im bisherigen nur Frauen zugänglichen Programm Elise Richter in den letzten Jahren um ca. 50 % zurück (von durchschnittlich 73 Anträgen pro Jahr (2015–2021) auf 38 bzw. 35 Anträge pro Jahr in den Jahren 2022 und 2023). Gleichzeitig erhöhten sich die Antragszahlen im START-Programm von Jahr zu Jahr, mit der Konsequenz einer für Antragsteller:innen untragbar niedrigen Bewilligungsquote von zuletzt nur 6 % bewilligten Projekten. Zudem waren Projekte von Männern aus nur einigen wenigen naturwissenschaftlichen Disziplinen überrepräsentiert.

Abbildung Statistik Richter-Programm: Rückgang Antragszahlen und Abbildung Statistik START-Preise: Steigende Antragszahlen, äußerst niedrige Bewilligungsquote
Richter-Programm: Die Entwicklung der Antragszahlen zeigt den Rückgang der Nachfrage nach diesem Förderprogramm. START-Preise: Steigende Antragszahlen und die äußerst niedrige Bewilligungsquote verdeutlichen den Reformbedarf. © FWF

Das neue ASTRA-Angebot verteilt die Förder- und Karrierechancen im R3-Bereich fairer und deckt die unterschiedlichen Bedürfnisse der einzelnen Fachdisziplinen inklusive Arts-based Research ab. Es ist auf Basis langjähriger Erfahrungen und Expertise konzipiert und greift zurück auf Ergebnisse eines mehrjährigen Konsultationsprozesses mit Expert:innen und Stakeholdern. Mit ASTRA sollen die besten Wissenschaftler:innen nach Österreich geholt oder hier gehalten werden. Wesentliche Programmziele sind die Unterstützung bei der Konsolidierung und Etablierung als selbstständige Wissenschaftler:innen, langfristige Karriereperspektiven sowie die Förderung hochqualifizierter Frauen.

Neue Akzente in der Frauenförderung: Tenure-Paket für sichere akademische Perspektiven

Mit ASTRA und dem neuen Tenure-Paket gibt der FWF exzellenten Frauen ein zusätzliches Instrument an die Hand, um eine langfristige Verankerung im jeweiligen Forschungsfeld erreichen zu können. Vergibt die jeweilige Forschungsstätte bis spätestens drei Jahre nach Projektbeginn eine Tenure-Track-Position mit Qualifizierungsvereinbarung (oder eine äquivalente Position), so erhöht der FWF das zur Verfügung stehende Projektvolumen um 200.000 Euro pro Förderung. Dieser Bonus ist eine Antwort auf das „Leaky-Pipeline-Phänomen“ und soll mehr Frauen langfristige Perspektiven in der Spitzenforschung ermöglichen. Darüber hinaus reserviert der FWF die Hälfte der Förderungen für exzellent begutachtete Forschungsprojekte von Frauen und übernimmt die erfolgreichen Frauenfördermaßnahmen wie beispielsweise Coachingangebote oder Kinderpauschalen aus dem ESPRIT-Programm.

Auswahl durch internationale Jury: Shortlist-Platz garantiert FWF-Förderung

Die Fördervergabe erfolgt in zwei Stufen. Erster Schritt ist die internationale Begutachtung aller Anträge, auf deren Basis das Kuratorium des FWF eine Shortlist für das abschließende Jury-Hearing erstellt. Jene Forschenden, die zwar für die Shortlist nominiert sind, aber am Ende nicht von der ASTRA-Jury ausgewählt werden, können auf eine Einzelprojektförderung in der Höhe von 450.000 Euro zurückgreifen (Merit Award). Somit gewährleistet bereits die Shortlist-Nominierung eine Projektfinanzierung durch den FWF.

Die Eckpunkte der FWF-ASTRA-Preise

  • Zielgruppe: Postdocs (Established Researchers, „R3“)
  • FWF-Fördervolumen: 21 Millionen Euro pro Jahr
  • Projektvolumen: Durchschnittlich ca. 1 Million Euro für fünf Jahre
    • 500.000 bis 1 Million Euro Projektmittel und 200.000 Euro Tenure-Paket für Frauen
    • Vergabe des Tenure-Pakets nach Erhalt einer entfristeten Stelle, einer Tenure-Track-Stelle und/oder Entfristung einer bereits laufenden Tenure-Track-Stelle durch die Forschungsstätte (bis spätestens drei Jahre nach Projektbeginn)
  • Anzahl: Pro Jahr ca. 18 ASTRA-Förderungen geplant (50 % der Förderungen sind für exzellent begutachtete Anträge von Frauen reserviert)
  • Antragsvoraussetzungen: Mindestens vier, maximal acht Jahre nach Doktorat mit der zusätzlichen Einschränkung „Twice in a Lifetime“ (nur zwei Einreichungen sind möglich); Personen mit einer bereits entfristeten Stelle können nicht beantragen
  • Themenoffen: Offen für Forschende aus allen Disziplinen der Grundlagenforschung inklusive Arts-based Research
  • Vergabe: Zweistufiges Entscheidungsverfahren mit Hearing vor internationaler Jury und abschließender Entscheidung durch FWF-Kuratorium im Juni
  • Frauenförderung: Tenure-Paket in der Höhe von 200.000 Euro für Frauen und weitere frauenspezifische Maßnahmen
  • Merit Award: Shortlist-Nominierung durch FWF-Kuratorium garantiert eine dreijährige FWF-Einzelprojektförderung (450.000 Euro) im Falle einer ASTRA-Ablehnung durch Jury

FWF schließt mit ASTRA die Reform seiner Karriereangebote ab

Die Karriereförderungen des FWF gelten aufgrund ihres transparenten und objektiven Vergabeverfahrens sowie ihres hochkompetitiven Charakters seit vielen Jahrzehnten als Maßstab für herausragende Qualität und gleichzeitig als Erfolgsmotor in der Karriereentwicklung. Gerade für die Karriereentwicklung von Postdocs spielen im Wettbewerb vergebene Drittmittel eine entscheidende Rolle.

Leitgedanke der Reform der Karriereprogramme ist das Prinzip, die Förderungen allen Postdocs unabhängig von ihrer akademischen Herkunft gleichermaßen zugänglich zu machen und Programmdifferenzierungen in verschiedene Zielgruppen (z. B. Incoming, Reintegration, Frauen) oder verschiedene Zielsetzungen (Brain-Gain, Wiedereinstieg, Gruppenaufbau, Habilitation) und damit jeweils einhergehende unterschiedliche Renommees von Programmen aufzuheben.

Mit dem künftigen zweistufigen Förderangebot löst der FWF diese Prinzipien ein und zielt darauf ab, die besten Talente für Österreichs Forschungsstätten zu gewinnen und ihnen hier langfristige Perspektiven zu geben. Die Förderung von Frauen bleibt ein Kernanliegen.

Mit der Einführung von ESPRIT als Nachfolger der Programme Hertha Firnberg und Lise Meitner leitete der FWF im Jahr 2021 die Reform ein. Mit der Einstellung des reinen Frauenprogramms Hertha Firnberg ging die Befürchtung einher, Frauen als Antragstellende zu verlieren, da sie sich von einem für alle offenen Programm nicht angesprochen fühlen würden. Um dem entgegenzuwirken, implementierte der FWF mehrere frauenspezifische Maßnahmen: Einerseits ist die Hälfte der zu vergebenden Mittel für Frauen reserviert, gleichzeitig soll die Bewilligungsquote bei Frauen jene der Männer nicht unterschreiten. Die Regelung, dass bei gleicher Qualifikation der Antragstellenden und gleicher Qualität der Projekte die Anträge von Frauen bevorzugt gefördert werden, zeigt ihre Wirkung. Die Bilanz der ESPRIT-Förderungen zeigt einen positiven Trend und die Versprechen bei Programmimplementierung konnten gehalten werden; es wurden mehr Frauen im Early-Stage-Programm ESPRIT besser gefördert als in den Jahren davor in den Programmen Firnberg und Meitner. Die Zahlen im Detail: 2022 und 2023 entschied der FWF über 520 ESPRIT-Anträge, die durchschnittliche Bewilligungsquote betrug 30 % und lag bei den Anträgen mit weiblicher Projektleitung bei ca. 35 %, die Bewilligungsquote der Männer betrug ca. 26 %. Vergleicht man die Anzahl und Mittel der ESPRIT-Projektleiterinnen mit den zwei letzten Jahren der Programme Firnberg und Meitner (2019/2020), ist folgende Bilanz zu ziehen: Im Vergleich zu insgesamt 66 Projekten von Frauen, die der Zielgruppe von ESPRIT entsprechen (5 Jahre nach Doktorat), bei Meitner und Firnberg mit einem Fördervolumen von ca. 14,3 Millionen Euro wurden im ESPRIT-Programm in zwei Jahren 81 Frauen mit einem Fördervolumen von 25,1 Millionen Euro gefördert.

Abbildung Statistik Vergleich Frauenförderungen des FWF
Die ESPRIT-Reform macht es vor: Vergleicht man die Frauenförderungen in zwei Jahren ESPRIT mit den letzten beiden Jahren des Frauenprogramms Hertha Firnberg sowie des Incoming-Programms Lise Meitner, so zeigt sich, dass der FWF heute mehr Frauen mit einem insgesamt höheren Volumen fördert. Diesen Effekt werden auch die FWF-ASTRA-Preise bringen. © FWF

Dieser erfolgreiche Weg soll nun auch auf der R3-Stufe verfolgt und weiter ausgebaut werden, denn gerade der Advanced-Stage-Postdoc-Bereich ist entscheidend für die wissenschaftliche Leistungsfähigkeit und Attraktivität Österreichs als Wissenschaftsstandort. Langfristige Karriereperspektiven und eine international konkurrenzfähige Mittelausstattung, die Einbindung der Forschungsstätten schon bei Einreichung des Antrags, ein zusätzliches Tenure-Paket im Fall einer unbefristeten hochwertigen akademischen Stelle für Frauen und gut ausgestattete Forschungsprojekte bedienen die Bedürfnisse von Forschenden auf dieser Karrierestufe. Mit 18 geplanten ASTRA-Förderungen und der Möglichkeit des Erhalts einer Einzelprojektförderung für Antragstellende, die aufgrund der internationalen Begutachtung auf die Shortlist kamen, aber nicht unter den finalen ASTRA-Geförderten sind, stellt das ASTRA-Programm eine wesentliche Verbesserung zum aktuellen Programmportfolio dar.

Nach oben scrollen