Die Protokolle des österr. Ministerrates 1848- 1867,IV/2

Band IV/2 der Edition "Die Protokolle des österreichischen Ministerrates 1848 - 1867" enthält die Protokolle vom 6. März 1860 bis zum 16. Oktober 1860 des Ministeriums Rechberg (1859 - 1861) mit textkritischem Apparat, wissenschaftlichem Kommentar, Einleitung und Bibliographie. Ein Personen-, Orts- und Sachregister wird den Band ergänzen. Das zentrale politische Ereignis dieser Monate war die Einberufung sowie die erste und einzige Sitzungsperiode des so genannten verstärkten Reichsrates. Die wichtigste Aufgabe dieses aus prominenten Vertretern aller Kronländer bestehenden Honoratiorengremiums war die Beratung des Staatsvoranschlages für 1861. Die Regierung hoffte dadurch das Vertrauen der Kreditgeber wieder zu erlangen und der drohenden Zahlungsunfähigkeit zu entgehen. Es gelang der konservativen ungarischen und böhmischen Adelsfraktion im verstärkten Reichsrat, die Debatten über das Budget in eine politische Grundsatzdiskussion umzufunktionieren. Die Diskussion mündete in die Forderung nach tief greifenden konservativ-förderalistischen Reformen. Gleichzeitig erhöhten die Liberalen den Druck. Sie forderten eine Verfassung. Die Regierung versuchte dem doppelten Druck durch Konzessionen an alle Seiten standzuhalten. Das Ergebnis war das kaiserliche Diplom von 20. Oktober 1860, mit dem Österreich die Periode des Neoabsolutismus beendete und, wenn auch halbherzig, von einer absoluten zu einer konstitutionellen Monarchie wurde. Gleichzeitig versuchte die Regierung, die revolutionäre Stimmung in Ungarn durch die Abberufung Erzherzog Albrechts abzufangen. Aus den dramatischen Ereignissen in Italien, die zur staatlichen Einigung der Halbinsel führten, versuchte sich Österreich erfolgreich herauszuhalten. Neben diesen Themen, die zu erregten Diskussionen in der Ministerkonferenz führten, dokumentieren die Protokolle die normale administrative Regierungstätigkeit mit allen ihren Facetten, die natürlich weitergeführt werden musste. Der Band soll wie die bisherigen im Verlag öbv&hpt erscheinen. Er bietet der Forschung und Lehre wichtige Akten in wissenschaftlich aufbereiteter Form zur Geschichte Österreichs und seiner Nachbarländer an.