Globalisierung, Institutionen und der Wohlfahrtsstaat (GIWeS)

Die Globalisierung und Internationalisierung der Wirtschaft haben in den letzten zwei Jahrzehnten zu dramatischen Herausforderungen für die europäischen Volkswirtschaften und Wohlfahrtsstaaten geführt. Europäische Ländern reagierten auf dieses neue Umfeld, und viele soziale Einrichtungen werden überdacht. Viele Beobachter haben argumentiert, dass die europäischen Wohlfahrtseinrichtungen das Wachstum behindern, anstatt es zu fördern und sehen eine dringende Reform als eine Notwendigkeit an. Diese Beobachtungen werfen die grundsätzliche Frage auf, ob der europäische Wohlfahrtsstaat und seinen verschiedenen Inkarnationen (das skandinavische, das deutsche oder das britische Modell) diese Transformation überleben wird, und in welcher Form. Wird ein gemeinsames europäisches Modell des Wohlfahrtsstaates entstehen - und wenn ja, was werden seine Elemente sein? Oder wird die unterschiedliche Fähigkeit der europäischen Volkswirtschaften, auf den globalen Wandel zu reagieren, zu einem verkümmerten Wohlfahrtsstaat in einigen Ländern und zu einem florierenden in anderen führen? Ob und in welchem Umfang der politische Prozess in der Lage sein wird, auf die Anforderungen für den institutionellen Wandel zu reagieren, und das Ausmaß, in dem die Wähler bereit sind, solche Änderungen zu genehmigen, sind die wichtigsten Fragen, die sich jeder EU-Mitgliedsstaat stellt. In Thema 1 ("Das Zusammenspiel zwischen Handel, Technologie und Wohlfahrtsstaat") fragen wir, wie die europäischen Volkswirtschaften und Wohlfahrtsstaaten auf die Herausforderungen des Welthandels und des globalen Wettbewerb reagiert haben. In Thema 2 ("Nationale Wohlfahrtsstaaten in einem integrierten europäischen Arbeitsmarkt"), untersuchen wir die Auswirkungen der Exposition der nationalen Volkswirtschaften und Arbeitsmärkte auf junge und gering qualifizierte Arbeitskräfte in einer globalen Wirtschaft, und das Zusammenspiel zwischen den nationalen Qualifikationsanforderungen, innereuropäische Migration, und die Herausforderungen für die nationalen Wohlfahrtsstaaten. Unter Thema 3 ("Politische Unterstützung für die Reform der europäischen Wohlfahrtsstaaten") verknüpfen wir die Analysen, die wir unter den Themen 1 und 2 durchgeführt haben, mit dem Ansatz der "politischen Ökonomie", der sich auf institutionelle Veränderungen und die politische Unterstützung für sie konzentriert.

Im ersten Projektteil befassen wir uns mit dem Einfluss der Globalisierung auf Institutionen des Sozialstaates: Wie verändert zunehmende Globalisierung und Migration die Ausgestaltung und Organisation des (europäischen) Wohlfahrtsstaates? Ein Beispiel ist gewerkschaftliche Organisation: sinkt gewerkschaftliche Organisation (und Teilnahme), wenn der Migrantenanteil in einer Firma ansteigt. Unsere empirische Studie für die Zeit nach 2000 zeigt, dass das der Fall ist. Dieser negative Effekt kommt aber nicht daher, dass inländische Arbeitskräftedie Gewerkschaft verlassenoderdass Firmenweniger Gewerkschaftsmitglieder einstellen, sondern dass Gewerkschaftsmitglieder häufiger Firmen mit hohem Migrantenanteil freiwillig verlassen. Weitere Studien befassen sich mit Effekten der Globalisierung und von Institutionen auf soziale Phänomene, wie Lebensstandards, Bildungskongruenz, Kosten der Behinderung sowie Gesundheit. Wir studieren Fehlanpassungen im Bildungssystem zwischen europäischen Ländern sowie Kosten der Behinderung. Abschließend im Gesundheitssystem studieren wir wie die Zulassung von Abtreibungen sich auf die Geburt geplanter und ungeplanter Kinder auswirken kann, sowie auf die Verteilung der Geburten auf Alleinerzieherinnen und Familien. Die Ermöglichung von Abtreibungen führt auch zu einer sozialen Selektion: Kinder sind im Durchschnitt gesünder und weniger häufig in Alleinerzieherhaushalten.